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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Professor Zamorras Hand glitt zum Hals hinauf und unter die dünne Silberkette, an der er das Amulett trug. Gerade so, als wolle er sie lockern, dabei hing sie schon locker genug. Sekundenlang schloß er die Augen, dann schüttelte er stirnrunzelnd den Kopf.
    »Ist etwas?« fragte Lady Patricia Saris, der sein kurzes, aber heftiges Zusammenzucken aufgefallen war.
    »Ein Mückenstich«, wich Zamorra aus. Er behielt für sich, daß er einen Augenblick das Gefühl gehabt hatte, ihm werde der Kopf abgeschlagen. Vermutlich war es nur eine nervliche Überreizung. Schließlich war es in den letzten Tagen nicht gerade friedlich zugegangen, und die Erinnerung an die Baba Yaga, die uralte Hexe, die mehr als eine russische Märchenfigur war, war noch zu frisch. Zamorra glaubte den Zaun wieder vor sich zu sehen, der das auf Hühnerbeinen wandelnde Haus der Hexe umgab, und die auf den spitzen Zaunpfählen aufgespießten Menschenschädel.
    Vielleicht kam es ja daher.
    Im Kinderwagen begann der Kleine zu quengeln. Patricia beugte sich über ihn und bemühte sich, ihn zu beruhigen. Auch wenn sie ihn normalerweise seinen meist unbegründeten Protest gegen die vermeintliche Schlechtigkeit der Welt in dieselbe hinauskrähen ließ, war es doch nicht unbedingt opportun, in einem Kaufhaus für unerbetene Kurzweil zu sorgen. So war sie abgelenkt; Zamorra atmete auf. Es schien, als helfe ihm Sir Rhett. Auch Zamorras Gedanken wanderten von dem erlebten Grauen ab. Sir Rhett, Erbfolger des Llewellyn-Clans, war gerade mal ein paar Monate jung. Er würde noch viele Jahre brauchen, bis er wieder halbwegs zu dem wurde, was er einmal gewesen war. Zum Lord Saris ap Llewellyn, der auf höchst merkwürdige Art unsterblich war. Im Augenblick seines Todes schlüpfte sein Geist in den Körper seines neugeborenen Sohnes, den er pünktlich neun Monate vorher zu zeugen hatte. Dabei wurde jeder Llewellyn der Erbfolger genau ein Jahr älter als sein Vorgänger. Jeder kannte den Zeitpunkt seines Todes, der eigentlich kein Tod war, und konnte sich darauf vorbereiten. Was wie eine Folge von Vätern und Söhnen aussah, war in Wahrheit in allen Inkarnationen identisch.
    Es gab immer nur einen Erbfolger. Was der Lord im Laufe seines Lebens sonst noch an Nachkommenschaft zeugte, blieb von der Erbfolge unberührt, spielte keine Rolle in diesem magischen Geschehen.
    Sir Rhett, diese Handvoll Menschlein im Kinderwagen, war die jüngste Inkarnation. Zamorra hatte seinem »Vorgänger« Sir Bryont versprochen, seine schützende Hand über ihn zu halten, bis er sich selbst helfen konnte. Wann genau seine Erinnerung an sein früheres Leben wieder aufbrach und er lernte, mit den Para-Fähigkeiten der Llewellyns umzugehen, war nicht genau zu bestimmen. Aber es würde sicher nicht vor dem Einsetzen der Pubertät stattfinden, lag also noch viele Jahre in der Zukunft. Zamorra hoffte, daß Sir Rhett dann wieder das sein würde, was er als Sir Bryont gewesen war: sein Freund. [1]
    Aus Sicherheitsgründen hatte Zamorra Mutter und Kind von Schottland nach Frankreich umgesiedelt und in seinem Château Montagne aufgenommen. Llewellyn-Castle war vorübergehend aufgegeben und versiegelt worden. Die alte Stammburg des Llewellyn-Clans war zwar ebenso gegen schwarzmagische Angriffe abgeschirmt wie das Château, aber wenn unmittelbare Hilfe erforderlich war, gab es im Loire-Tal natürlich weitaus effektivere Möglichkeiten! Zudem bekam der Junge Gelegenheit, nicht als »einsamer Wolf« in den schottischen Highlands in einem isolierten Adelshaus aufzuwachsen, sondern mehr oder weniger zusammen mit den annähernd gleichaltrigen Kindern der befreundeten Lafitte-Familie.
    Zamorra, der nie Gelegenheit gehabt hatte, das Heranwachsen eines Kleinkindes aus nächster Nähe mitzuerleben, wunderte sich, wie schnell der nervtötende Prachtkerl heranwuchs. Jetzt waren sie schon wieder in Lyon, um neue Kleidung einzukaufen. Einen großen Teil fertigte die handarbeitlich geschickte Patricia selbst, die sonst kaum etwas zu tun hatte, als sich um den Kleinen zu kümmern, aber allmählich rückte die kühlere Jahreshälfte heran, und an Wintersachen wollte sich die junge Mutter doch nicht so einfach wagen. Außerdem wollte sie auch einmal wieder etwas anderes sehen als Château Montagne, die Loire und das kleine Dorf.
    Natürlich ließ auch Nicole Duval sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Fahrt nach Lyon mit einem Einkaufsbummel zu verbinden. Das hatte sie eigentlich schon in Griechenland vorgehabt, als

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