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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Wolf war in eine Art Loch zwischen den Welten gefallen. Zurückgekehrt auf die Erde, hatte der Zauberer Merlin ihn unter seine Obhut genommen und sowohl seine ohnehin schon überdurchschnittliche Intelligenz sowie seine ausgeprägten telepathischen Fähigkeiten geschult. Fenrir war etwas Besonderes; kein normaler Wolf. Vielleicht war er eine Mutation, ein Evolutionssprung. Dafür sprach auch, daß er schon viel älter war, als Wölfe es für gewöhnlich wurden, und immer noch alle Zähne und ein glänzendes Fell besaß.
    In Merlins Burg war er stets so willkommen wie im Château Montagne und in der Hütte auf der Insel Anglesey in Wales, die von den Silbermond-Druiden Gryf und Teri bewohnt wurde und wo Fenrir sich früher sehr oft aufgehalten hatte. Oft war er dann auch mit den Druiden als Weltenbummler herumgestrolcht. Aber in letzter Zeit war er eher in Frankreich häuslich geworden, gerade mal ein paar Dutzend Kilometer vom Château entfernt. In einer einsamen Hütte im Wald war er zum ständigen Begleiter einer Eremitin geworden, die er durch seine Zuneigung von einem bösen Hexenfluch befreit hatte - Naomi Varese.
    Naomi hatte vor über zwanzig Jahren einer Frau den Liebhaber ausgespannt - und dann erst erfahren, daß es sich bei jener Frau um eine Hexe handelte. Cila hatte den Mann ermordet und Naomi Varese in ihrer Rachsucht mit einem Fluch belegt. Jeder Mensch, der dich liebt, jeder Mensch, der dich mag, wird verloren sein. Aber ich gewähre dir eine Möglichkeit, meinen Fluch zu brechen. Ich will ja nicht unmenschlich sein… Jemand, der in wahrer Liebe und Zuneigung zu dir entflammt, wird in der Lage sein, den Fluch zu brechen und unschädlich zu machen. Aber jeder Mensch, der sich mit dir befaßt, wird dem Fluch erliegen…
    Es war eine Gemeinheit in sich, die Naomi zur Unheilsbringerin werden ließ. Nach den ersten Todesfällen war sie zur Eremitin geworden, die jeden Kontakt zu anderen Menschen mied. Der Fluch wirkte selbst dann noch weiter, als Cila bereits tot war; Naomi hatte 1975 das Grab der Hexe auf dem Friedhof eines kleinen südfranzösischen Provinzdorfes gefunden. Gut achtzehn Jahre später war sie eher zufällig mit Professor Zamorra zusammengetroffen, der fast ebenfalls dem Fluch zum Opfer gefallen wäre. Aber dann war es der Wolf Fenrir gewesen, der Sympathie und Liebe für die einsame Frau entwickelt hatte - und mit seiner Liebe den Fluch brach. Jemand, der in wahrer Liebe und Zuneigung zu dir entflammt… Fenrir war ein Wolf, kein Mensch. Nur jeder Mensch, der sich mit dir befaßt, wird dem Fluch erliegen. Cila, die Hexe, hatte bei der Wahl ihrer Worte nicht mit einem Tier gerechnet.
    Das hatte den Fluch gebrochen. Seitdem wohnte Fenrir bei Naomi Varese. Eine Eremitin, die die Nähe anderer Menschen mied, war sie trotzdem geblieben. Zwanzig Jahre der Furcht, jedem Krankheit, Unfälle und den Tod zu bringen, mit dem man sprach, ließen sich nicht einfach so auslöschen. [3]
    Der räumlichen Nähe wegen tauchte Fenrir immer wieder einmal im Château auf. Er unternahm trotz seiner Bindung an Naomi weite Streifzüge durch die Wälder und Wiesen, fing hier und da einen Hasen oder dezimierte die Bestände an Ratten und Wühlmäusen. Zamorra war gespannt, was Fenrir diesmal wollte. Denn daß er an einem solch verregneten Tag den für seine vier Pfoten doch einigermaßen langen Weg zurückgelegt hatte, war sicher nicht nur eine verrückte Laune oder der Wunsch, Schlamm und Dreck auf den hochflorigen Teppichen im Château zu verteilen.
    ***
    Fenrir beliebte sich wölfisch aufzuführen. Den halbzerfetzten Schinken schleppte er im Maul mit sich und setzte seine Bemühungen, ihn endgültig zu zerlegen, vor dem Kamin im kleinen Salon fort. Knochensplitter, Fleischfasern und Speichel flogen nach allen Seiten, während Fenrir sich das Fell vom knisternden Feuer wärmen ließ. Stell dich jetzt bloß nicht an wie der erste Mensch, Zamorra, teilte er seinem Gastgeber telepathisch mit. Im Gegensatz zu Nicole, deren Fähigkeiten sich aufs Gedankenlesen beschränkten, konnte Fenrir auch senden, ähnlich wie die Druiden Gryf und Teri oder die Zwillinge Monica und Uschi Peters. Das, was du für Dreck hältst, ist Kunst. Beachte die Asymmetrie der fragmentarischen Verteilung. Du wirst, wenn du auch nur über einen Hauch von Kunstverstand verfügst, begreifen, welche innere Symbolik darin wohnt. Ich wette mit dir, daß es genug Leute gibt, die dir als meinem Kunst-Agenten dafür ein tierisches Geld

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