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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Instrument trennte die beiden so unterschiedlichen Personen. Ali holte tief Luft, bevor er den Mann ansprach.
    »Wer bist du?«
    Er bekam keine Antwort. Zudem rührte sich der Mann nicht.
    »Sag deinen Namen!«
    Auch jetzt gab der Drehorgelspieler keinen Ton von sich. Das war selbst dem friedlichen Ali zuviel. Er streckte den Arm aus und faßte über das Instrument hinweg. Seine Hand legte er auf die Schulter des Mannes. Er wollte ihn herumziehen, da spürte er, wie seine Finger den Stoff der schwarzen Jacke zusammendrückten.
    Und nicht allein ihn. Auch das, was sich darunter befand. Ali mußte feststellen, daß es sich dabei um keine Haut, kein Fleisch und auch keine Knochen handelte.
    Eher Gummi…
    Er trat zurück, ließ den Mann los und konnte zuschauen, wie dieser das Übergewicht bekam und nach vorn kippte. Er fiel auf die Orgel. Mit dem vorderen Hutrand stieß er gegen ein Hindernis, so daß die Kopfbedeckung abfiel.
    Sie tickte auch auf den Rand und drehte sich noch einige Yards weiter. Das kümmerte Ali nicht. Mit einer Hand zog er die Person hoch, die er festhielt.
    Es war kein Mensch. Dafür war er auch zu leicht. Ali hielt etwas anderes fest.
    Der Totmacher war nichts anderes als eine Gummipuppe!
    ***
    In den folgenden Sekunden stand der Junge unbeweglich auf der Stelle. Selten in letzter Zeit war er so überrascht worden. Den Mund hielt er nicht geschlossen, über seine Lippen drang leicht pfeifend der Atem, der sich vor dem Mund als Wolke zeigte.
    Eine Gummipuppe!
    Er konnte es nicht fassen und zog das Fundstück über die Drehorgel hinweg.
    Da der Hut den Kopf nicht mehr bedeckte, erkannte Ali den blanken Schädel. Das Gesicht verzerrte er zu einer scheußlichen Fratze.
    Da war die Nase ebenso verdreht wie die Augen, die in dem Gummimaterial gewandert zu sein schien.
    Nein, so konnte kein Mensch aussehen. Aber die Puppe sah genauso aus wie der Totmacher, der ihm im Tunnel der Angst begegnet war. Dort hatte er sehr lebendig ausgesehen. Was er nun in der Hand hielt, war ein Nichts, eine Kunststoffmasse, aber kein lebendiges Wesen.
    Was wurde hier gespielt?
    Ali dachte darüber nach, aber er konnte seine Gedanken einfach nicht in eine Richtung lenken.
    Fest stand, daß er bedroht worden und daß sein Freund Yakup verschwunden war. Zudem glaubte er daran, daß Yakup und das Erscheinen des Totmachers in einem Zusammenhang standen.
    Im Tunnel hatte Ali nicht die Angst verspürt, die die Reklame versprochen hatte.
    Das erfolgte jetzt. Er kam sich plötzlich so allein vor. Er wußte, daß mit Yakup etwas geschehen war. Man hatte ihn entführt. Diejenigen, die dahinter standen, mußten sehr mächtig sein, weil es nicht einfach war, Yakup zu kidnappen.
    Es gab für Ali nicht nur die eine Möglichkeit. An eine zweite Alternative wollte er nicht denken, aber es gelang ihm nicht, sie aus dem Schädel zu verbannen.
    Vielleicht war er schon von der Gestalt, die sich Totmacher nannte, umgebracht worden.
    Der Junge fror am gesamten Körper. In seiner Kehle stieg ein heißes Würgen hoch. Dann wiederum dachte er an seine Erziehung und auch daran, daß man ihm beigebracht hatte, Gefühle nicht zu zeigen, sondern zu unterdrücken.
    Ali hatte es gut gelernt und sich sehr bald wieder unter Kontrolle.
    Wäre es umgekehrt gewesen, so hätte Yakup alles darangesetzt, um seinem jungen Freund zu helfen.
    Daran dachte Ali und kam zu dem Entschluß, daß er Yakup helfen würde. Zumindest wollte er versuchen, ihn zu finden.
    Ali suchte den Jahrmarkt ab. Er fragte Besucher und Schausteller, die ihn nur anstarrten, die Schultern hoben oder den Kopf schüttelten. Eine Spur entdeckte er nicht.
    Der Chinese an der Kasse, den er zweimal befragte, gab ihm keine Antwort. Er lächelte nur. Schließlich sprach er davon, daß der Tunnel der Angst schon manches Opfer gefordert hätte.
    »Aber nicht meinen Freund!« schrie Ali.
    »Geh und suche ihn…«
    »Ja, ich gehe«, erklärte Ali mit wesentlich leiserer Stimme. »Doch, ich komme zurück…«
    »In den Tunnel der Angst, junger Freund?« Der Chinese beugte sich vor und lächelte breit.
    »Auch darin!« flüsterte Ali. »Ich werde meinen Freund finden, denke immer daran.«
    Der Zerknitterte nickte. »Mit Geduld, junger Freund. Nur mit Geduld.«
    Ali wandte sich ab. Er wollte die Worte nicht mehr hören. Dieser Mensch machte sich lustig über ihn. Schnell lief er weg und sah nicht das kalte Lächeln, das der Chinese ihm nachschickte.
    Noch einmal ging Ali zum Hinterausgang. Mittlerweile war

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