0521 - Teufels-Pferde
tanzten bei wilden Kopfbewegungen auf und nieder.
Jetzt gab es keine Zweifel mehr. Was mir dort entgegenfegte, waren Pferde.
Teufelspferde!
***
Von Jason McGrath sagte man aus Spaß, daß er in seinem ersten Leben einmal ein Pferd gewesen sein mußte. Wer ihn kannte, der hatte ihn fast nie ohne Tiere gesehen. Es ging sogar die Mär um, daß McGrath in jüngeren Jahren hoch zu Roß in die Wirtshäuser geritten war und dort die große Schau abgezogen hatte.
Wie gesagt, ein Gerücht. Tatsache war allerdings, daß ihm Pferde alles bedeuteten. Der alte Junggeselle war vernarrt in die Tiere.
Wenn er mit anderen Menschen sprach, drehten sich seine Sätze meist immer um Pferde.
Dies hatte sich in der Umgebung herumgesprochen. Auch in den Städten und größeren Orten des Landes wußten Pferdebesitzer sehr genau, wer auf Ihre Tiere am besten achtgab. Deshalb hatten viele von ihnen ihre Tiere zu McGrath gebracht. Dort wurden sie im Winter gepflegt, sie bekamen nur bestes Futter. Sie wurden auch ausgeritten, so daß sie die nötige Bewegung besaßen.
Im Sommer holten die Besitzer ihre Tiere meist ab, aber im Winter waren die Boxen voll.
McGrath brauchte auf keinen Menschen Rücksicht zu nehmen. Er wohnte zudem direkt neben den Ställen und gehörte zu den Menschen, die am Morgen schon sehr früh auf den Beinen waren. Er stand gewissermaßen mit den Hühnern auf und kümmerte sich nach der Morgentoilette zunächst um seine Tiere.
Er versorgte sie mit dem nötigen Futter, auch mit frischem Wasser aus dem Brunnen, und erst dann ging er wieder zurück in die kleine Küche, um zu frühstücken.
Böse Zungen behaupteten, er würde selbst schon Hafer fressen, doch das stimmte nicht. McGrath, der Mann mit den grauen Stoppelhaaren, verließ sich lieber auf deftigen Schinken und eine Riesenportion Rührei. Das schlug er sich jeden Morgen in den Bauch. Dazu trank er einen Topf Kaffee. Eine Frau brauchte er nicht.
Er fühlte sich in seiner Haut sehr wohl und konnte seinen Tagesablauf selbst planen.
An diesem Morgen wußte er selbst nicht genau, wie der Tag ablaufen sollte. Zunächst einmal mußten die Tiere gestriegelt werden, das war okay. Wie es dann weitergehen sollte, das hatte er sich noch nicht ausgemalt. Blieb das Wetter, wollte er mit den Tieren auf die Koppel, die sich dem Gestüt anschloß.
Regnete es aber, würde er sie im Stall lassen.
Während er frühstückte, lief das Radio. Beim Wetterbericht stellte er lauter.
Für Cornwall war kein Regen angesagt. Trübe würde es jedoch bleiben und am späten Nachmittag dunstig werden.
McGrath nickte zufrieden. Bei diesem Wetter gehörten die Tiere auf die Weide.
Die Küche war mit alten, einfachen, jedoch zweckmäßigen Möbeln eingerichtet. Im großen Spülstein stand viel schmutziges Geschirr, das McGrath immer sammelte, bevor er sich daran machte, es zu spülen.
Im Prinzip war er allein, aber es gab im Ort immer wieder Helfer, die ihm gern zur Hand gingen. Dazu zählten in erster Linie die Kinder oder Heranwachsende. Viele Mädchen liebten Pferde, und eine hob sich von allen ab.
Es war Julie Gladstone. Dieses Kind war in die Tiere regelrecht vernarrt. Es kam so oft, wie es seine Zeit erlaubte.
In den letzten Tagen war Julie allerdings nicht erschienen. Darüber hatte sich McGrath gewundert. Da er ihre Großeltern gut kannte, hatte er sie angesprochen und erfahren, daß Julie krank geworden war.
Das tat McGrath leid, denn er mochte die Kleine, die mit den Tieren ungewöhnlich gut umgehen konnte. Es gab kein Pferd, das ihr nicht Vertrauen geschenkt hätte. Julie war in dieser Hinsicht ein Phänomen. Sie hatte mit jedem Pferd Freundschaft geschlossen.
Die Tiere spürten auch, daß Julie fehlte. In den letzten Tagen verhielten sie sich nicht mehr so ruhig wie sonst. McGrath, der eine gute Antenne für diese Dinge besaß, hatte es genau bemerkt. Die Pferde waren traurig geworden, manchmal sogar aggressiv. Deshalb wollte McGrath Julie an diesem Morgen wieder besuchen. Er wollte dem kranken Mädchen von den Pferden berichten und auch davon, wie sehr sich die Tiere nach dem Mädchen sehnten.
Es gehörte zu seinen täglichen Ritualen, daß er sich nach dem Frühstück ein Pfeifchen gönnte. Die Stummelpfeife besaß er schon über zehn Jahre, und der Tabak schmeckte ihm daraus noch immer.
Es war kein teures Kraut. Spötter bezeichneten ihn als Bahndamm-Feinschnitt oder getrocknetes Sumpfgras. Das störte den Mann nicht. Hauptsache, ihm schmeckte es.
Mit dem Anzünden
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