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053 - Der steinerne Dämon

053 - Der steinerne Dämon

Titel: 053 - Der steinerne Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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Dinge zeigen, die das Blut in Ihren Adern gefrieren lassen würden. Aber ich möchte Sie nicht von hier vertreiben.“
    Er verstummte und lächelte ein dünnes Lächeln, das merkwürdig wenig zu seinem Gesicht paßte. Dr. Bollinger sah wie ein Mann aus, dessen Leben auf Realitäten und Tatsachen aufgebaut war.
    „Die menschliche Gesellschaft mag sich fragen, was man mit solchen Geschöpfen tun soll. Es besteht ja immer die vage Chance, daß einmal etwas Außergewöhnliches auf die Welt kommt. Aber ich werde zu philosophisch. Kurzum, Tregorran Grange ist ein Heim für solche Geschöpfe, solche halbmenschlichen Kreaturen. Es wurde vor mehr als hundert Jahren als eine private Einrichtung geschaffen. Seltsamerweise gab es unverhältnismäßig viele dieser Fälle in den ältesten und reichsten Familien Englands. Tregorran Grange ist das einzige Heim dieser Art. Es hat weniger als dreißig Insassen. Wir beschäftigen aber fast ebenso viel Personal, um die absolut notwendige Sicherheit zu garantieren.“
    „Sind die Insassen gefährlich?“ fragte das Mädchen.
    „Gefährlich? Ich will Ihnen mal etwas zeigen.“
    Er ging zum Kamin, nahm einen dicken, altmodischen Feuerhaken hoch, holte tief Luft, biß die Zähne aufeinander und bog ihn mit einer schnellen, kräftigen Bewegung zusammen.
    Lana schnappte nach Luft. Es hatte verblüffend einfach ausgesehen, doch der gesunde Menschenverstand sagte ihr, daß es nicht einfach sein konnte. Mit wenig mehr Anstrengung bog der Doktor den Feuerhaken wieder gerade und legte ihn zurück. Dabei lächelte er ein bißchen sardonisch.
    „Ich muß sagen, daß ich etwas stärker bin, als die meisten Leute, aber viele meiner Angestellten hier sind größer und stärker als ich. Vielleicht haben Sie schon bemerkt … Ich wundere mich eigentlich, daß ihre Gesichter Ihnen nicht bekannt vorkommen. Zwei von ihnen waren Schwergewichtsmeister im Boxen. Ein anderer ist manchmal im Fernsehen als Meisterringer zu sehen, und ich kann nur sagen, daß er sehr erfolgreich ist. Nach seiner Auffassung kann er hier aber nützlichere Arbeit leisten. Er hat ein soziales Gewissen und glaubt, daß ein Mann mit überdimensionalen Kräften diese zumindest teilweise dem Wohle anderer widmen sollte. Ich schätze seine Arbeit und bezahle entsprechend. Einer meiner Sicherheitsleute war übrigens Gewichtheber bei der Olympiade. Ich habe Ihnen diese Vorlesung über Kraft und Stärke nur als Antwort auf Ihre Frage gehalten, ob die Insassen gefährlich sind. Der schwächste unter ihnen könnte leicht dasselbe tun wie ich. Der stärkste – sechs meiner besten Leute könnten ihn nicht festhalten, wenn er ernstlich versuchen würde, zu fliehen.“
    „Wie bewachen Sie die Leute?“
    „Mit dem Verstand. Wie ich schon sagte, hofft die Gesellschaft, daß vielleicht eines Tages ein Genie darunter auftaucht. Eine Abkehr vom Normalen, die von Wert sein könnte, vielleicht sogar von strategischem Wert.“ Er lachte ironisch und fuhr fort: „Es tut mir leid. Gelegentlich vergesse ich meine Berufung. Dann werde ich ein zynischer Mann in mittleren Jahren, der es nicht wagt, sich seine volle Verantwortung einzugestehen.“
    „Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, Doktor?“
    Lana wunderte sich selbst, daß sie so offen zu sein wagte.
    „Natürlich.“
    „Aus welchem Grund haben Sie diese Aufgabe übernommen?“
    Er lachte etwas geheimnisvoll. „Wenn Sie wollen, können Sie mich als einen Helden von Byron betrachten.“
    „Leider bin ich literarisch nicht so gebildet.“
    „Ein Byronscher Held ist groß, dunkel und hat eine Vergangenheit. Ich habe auch eine Vergangenheit, keine kriminelle, aber eine, die mich seelisch sehr belastet.“
    „Es tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig sein.“
    „Sie sollen sich kein falsches Bild machen. Lassen Sie es mich so erklären. Vor ein paar Jahren war ich in der Lage, das zu tun, was ich wirklich wollte. Ich konnte meiner Berufung nachgehen – sozusagen. Um was es sich dabei handelt, möchte ich Ihnen nicht gern sagen. Es würde zu prahlerisch klingen. Jedenfalls war ich glücklich. Ich zeichnete mich aus. Dann – die Tätigkeit war gefährlich – passierte etwas.“
    Während er sprach, erinnerte sie sich, daß er gehinkt hatte.
    „Das ist zwar noch mein eigenes Bein, aber es hält mich davon ab, den geliebten Beruf weiter auszuüben. Ich mußte aufgeben und begann, mich in einer Arbeit zu vergraben, die nur wenige Menschen anzupacken gewagt hätten. Ich habe einen

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