0537 - Karas grausame Träume
Leben verschont. Wenn du dich retten willst, dann verschwinde so schnell wie möglich.«
Keith Murdock zitterte am gesamten Leib. Er hatte die Hände auf die Lehnen gestemmt und drückte sich hoch. Als er die ersten Schritte ging, hatte er das Gefühl, zusammenbrechen zu müssen.
Der Teufel gab den Platz frei, und Murdock stolperte aus seinem Bus. Was ihm nie passiert war, geschah, als er seinen Fuß auf die Stufe setzte, ausrutschte und der Länge nach hinfiel.
Auf allen vieren kroch er weiter, bis er die Kraft fand, sich wieder zu erheben.
Er drehte sich erst um, als er in einen Buschgürtel einbrach. Seinen Bus sah er genau, und auch den Platz am Steuer. Aber den hatte jetzt der Fremde eingenommen.
Im Innern leuchteten schwach zwei Lampen. Sie gaben nicht viel Licht, so daß Murdock den Kopf des Mannes nur mehr als einen Schattenriß erkennen konnte.
Sah der Teufel so aus? Hatte er einen dreieckigen Schädel, der zum Kinn hin spitz zulief?
Seine Gedanken wurden unterbrochen, denn der Teufel oder wer immer es sein mochte, hatte den Motor des Busses angelassen. Dann fuhr er auf die Eingangstür des Tempels zu.
Keith Murdock schloß die Augen und hielt sich die Ohren zu.
Den Krach hörte er trotzdem!
***
Wir hatten es in unserer Deckung nicht mehr länger ausgehalten, weil wir einfach mitbekommen mußten, wie sich Sarah Goldwyn in einer so stressigen Lage verhielt.
Noch hatte man uns nicht gesehen, wir aber erkannten, daß sie zuschlagen wollte.
»Ist die denn des Wahnsinns?« zischte Suko.
Dann bewegte sie ihr Schwert.
Vielleicht hätte Suko noch seinen Stab einsetzen und die Zeit anhalten können, doch wir hatten beide die Zeit verschlafen und sahen mit an, was geschah.
Das Schwert mit der goldenen Klinge beschrieb einen Halbbogen.
Nur bewegte es sich nicht auf Kara zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung wo Larcos stand.
Kara sprang derweil mit einem Satz von dem lichterfüllten Rechteck nach unten und wollte den Gang durchlaufen.
Das hatten auch die übrigen Mitglieder dieser Sekte festgestellt.
Einige von ihnen überwanden ihre Überraschung und warfen sich Kara in den Weg.
Wir starteten ebenfalls, und eigentlich hätte Larcos Schädel längst auf dem Boden liegen müssen, nur war das nicht der Fall. Lady Sarah hatte all ihre Kraft in den Hieb hineingelegt, sie mußte mit einem Treffer alles klarmachen, zu einem zweiten hätte man sie bestimmt nicht kommen lassen.
Aber sie traf nicht!
Eine Handbreite vom Hals des Exorzisten entfernt wirkte die Gegenkraft und stoppte das Schwert.
Ein Zittern lief durch die Klinge und pflanzte sich auch durch die Arme der Horror-Oma fort, die kaum glauben konnte, was sie sah.
Hinter ihr herrschte plötzlich ein Chaos, aber sie hatte nur Augen für den Mann dicht vor ihr.
Sein Gesicht war vor Häßlichkeit schon fast wieder schön. Er starrte sie so grausam an, daß ihr angst und bange wurde. »Hast du wirklich gedacht, du könntest mich umbringen, du alte Hexe? Hast du das wirklich angenommen?«
Sarah Goldwyn gab keine Antwort. Plötzlich war ihr das Schwert auch zu schwer geworden. Ihre Arme sanken zu Boden und das blanke Entsetzen hielt in ihren Augen Einzug.
»Wer mich betrügen will, alte Hexe, ist selbst des Todes«, erklärte Larcos mit fast sanfter Stimme, bevor er zugriff und ihr den Schwertgriff aus der Hand drehte.
»Des Todes«, wiederholte er und hob die Waffe an…
***
Suko und ich hatten es verdammt schwer und konnten nur darüber fluchen, uns auf Lady Sarahs Plan eingelassen zu haben, denn eine Mauer von Leibern versperrte uns den Weg.
Lady Sarah befand sich in großer Gefahr, weil sie zusammen mit dem Exorzisten auf dem hellen Rechteck stand, gleichzeitig ging es auch um Karas Leben, denn die Mitglieder der Sekte gebärdeten sich wie Furien.
Sie waren über die Schöne aus dem Totenreich hergefallen. Hätten sie Waffen besessen, wäre Kara sicherlich nicht mehr am Leben gewesen. So schwer es uns fiel, wir mußten uns trennen.
»Hau du Kara raus!« rief ich Suko zu. »Ich kümmere mich um Sarah Goldwyn.«
»Okay.«
Während ich nach rechts abdrehte, hechtete Suko wie ein Turner in das Gewühl aus Körpern hinein.
Es war die einzige Möglichkeit für ihn, an Kara heranzukommen.
Auch wenn die Frauen und Männer nicht bewaffnet waren, ihre Faustschläge reichten trotzdem aus, um einen Menschen zu töten.
Suko räumte auf. Seine Hände wurden zu regelrechten Baggerschaufeln, als er damit in die sackartigen Kutten faßte, an
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