0537 - Karas grausame Träume
habe Jahre der Suche benötigt. Endlich habe ich ihn gefunden, jetzt bin ich bei dir gelandet.«
»Und was erhoffst du dir von mir?«
»Glück…«
»Das wirst du bekommen, aber auch Kampf, denn du weißt, daß wir darangehen werden, die Welt aus den Klauen der Hölle oder des Teufels zu befreien.«
»Ich werde dir helfen.«
»Das finde ich gut«, sagte er, »und als Zeichen deiner Treue willst du meine Schwester köpfen?«
»So ist es.«
Er schaute sie lange an. Jedenfalls kam es Lady Sarah ziemlich lange vor, und sie hatte Mühe, ihren Blick nicht zu senken, denn seine Züge zeigten eine dämonische Verschlagenheit. Ihr kam es vor, als hätte sich ein düsterer Schatten über sein Gesicht gelegt.
Larcos drehte sich. Sein rechter Arm machte die Bewegung mit und natürlich auch das Schwert mit der goldenen Klinge. »Hier ist die Waffe«, sagte er so laut, daß sie auch in der letzten Reihe vernommen werden konnte. »Nimm sie an dich und töte meine Schwester. Beweise mir dadurch, wie ergeben du mir bist, und gehe gleichzeitig mit einem guten Beispiel voran.«
»Ich danke dir für das Vertrauen, Larcos!«
»Es sei dir gewährt«, erwiderte er großzügig.
Die Horror-Oma wußte nicht, ob sie von dieser Gestalt auf den Arm genommen wurde oder nicht. Der letzte Dialog war ihr direkt lächerlich vorgekommen, doch sie hütete sich, dies zu zeigen, dafür war die Lage einfach zu ernst.
»Du mußt es mit beiden Händen nehmen«, sagte er, »es kann sonst zu schwer für dich werden.«
Noch hielt er es fest, allerdings nur mit einer Hand. Die Fläche lag auf dem Griff, während die Klinge mit der Spitze den Boden berührte.
Einen lichterfüllten Untergrund, sehr hell, fast strahlend und trotzdem nicht durchsichtig.
Lady Sarah nahm das Schwert entgegen. Als sie den Griff anfaßte, löste Larcos seine Hand. Bevor die Waffe kippen konnte, hielt Lady Sarah sie fest.
Noch hob sie es nicht an. Sie drehte sich aber so, daß sie Kara anschauen konnte.
Die Schöne aus dem Totenreich stand unbeweglich. Sie wirkte auch weiterhin wie eine Puppe, der man alles genommen hatte. Eine seelenlose Person, die sich in ihr Schicksal ergeben hatte.
Lady Sarah wollte es genau wissen und wandte sich mit ihrer Frage an Larcos. »Sie wirkt wie eine Tote? Lebt sie überhaupt noch?«
»Und ob!« lachte er.
»Aber…«
»Warte.« Er ging zu ihr und legte seine Hände auf Karas Schulter.
Ein Zucken ging durch die Gestalt, als würde neues Leben in die Frau hineinfließen.
»Hallo, Schwester«, sagte Larcos so laut, daß auch Lady Sarah ihn verstehen konnte. »Es ist jemand gekommen, der dich unbedingt töten will. Du brauchst keine Sorge zu haben, daß dir der eigene Bruder den Kopf abschlägt, das übernimmt eine andere.«
Kara bewegte die Augen. »Wen hast du dazu bekommen, mich zu vernichten? Wen?«
»Dreh dich!«
Das tat sie auch!
Es war ein gefährlicher Moment, denn Kara und Lady Sarah kannten sich. Aber erkannte Kara die Horror-Oma auch?
Ihre Blicke begegneten sich. Die Augen schienen sich festzufressen, und Sarah konnte nur hoffen, daß Kara nicht mit der vollen Wahrheit herausplatzte.
»Das ist meine Mörderin?« fragte sie.
»Ja«, zischelte Larcos.
»Ist sie nicht etwas zu alt?«
»Das glaube ich nicht, denn sie spürt meine Kraft in sich, wie es auch bei den anderen der Fall ist.«
»Ach so…«
Sarah Goldwyn atmete auf. Wenn Kara sie erkannt hatte, war ihre Reaktion phantastisch gewesen.
»Soll ich sie in dieser Haltung töten?« erkundigte sie sich. »Wenn jemand der Kopf abgeschlagen wird, ist es üblich, daß der Delinquent zumindest kniet.«
»Hier nicht.«
»Ja, ist gut.« Sarah Goldwyn nickte. Noch einmal schielte sie auf Kara, deren Blick nicht dem Schwert galt, sondern Sarah Goldwyns Gesicht. Wenn Lady Sarah nicht alles täuschte, mußte Kara sie erkannt haben. Der Ausdruck in den Augen sagte alles.
Die Horror-Oma hob das Schwert…
Es war eine entscheidende Geste, das merkten auch die in den Bankreihen Stehenden.
Sie hielten den Atem an. Die Blicke richteten sich auf Sarah Goldwyn und die schwarzhaarige Kara.
Unbeweglich stand sie, schien sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und hörte plötzlich die gezischten Worte der Horror-Oma.
»Lauf, Mädchen, lauf weg!«
Dann schlug sie zu!
***
Der Busfahrer hieß Keith Murdock und gehörte tatsächlich zu den Leuten, die ihre Firma allein betrieben. Er hatte den Bus günstig erworben und fuhr, wenn es die Konkurrenz erlaubte, im Frühling
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