0539 - Experiment der Cynos
betrachtete, tat es ihm leid, es zu zerstören, indem er es verspeiste. Er begab sich auf die Suche nach einem hungrigen Mitmenschen, der kultiviert genug war, um Bewunderung für eine gelungene „Ente der acht Kostbarkeiten" zu empfinden und sie gemeinsam mit dem Schöpfer des Kunstwerkes zu verspeisen.
Eine Zeitlang irrte Oronk Ayai in seiner Behausung umher - die ein Stützpunkt der Solaren Abwehr war, was er aber nicht wußte.
Immerhin erinnerte er sich an zehn und acht Terraner, Männer und Frauen, denen er vor längerer Zeit mit seinen Kochkünsten gedient hatte. War das Wochen her - oder Monate - oder Jahre?
Oronk Ayai erinnerte sich außerdem daran, daß diese Männer und Frauen, seine Freunde, sich einige Zeitlang äußerst merkwürdig benommen hatten.
Doch er fand niemanden in der Station, außer robotischen Geräten. Deshalb beschloß er schließlich, nach draußen zu gehen und sich in der Bergwüste umzusehen. Irgendwo mußten seine Freunde doch geblieben sein.
Er ging den Leuchtschildern nach, die ihm den Weg zum Hauptausgang wiesen. Vor der Schleuse schrak er zusammen, als eine mechanische Stimme sagte: „Es wird davor gewarnt, die Außenwelt ohne entsprechende Schutzkleidung zu betreten. Ihnen, Mr. Ayai, empfehle ich eine Aptan-Ausrüstung. Nehmen Sie bitte die Dienste von HUGOH - 3 in Anspruch, Sir!"
Oronk wartete geduldig, bis die 1,50 Meter große humanoide Maschine mit dem eiförmigen Schädel ihn erreichte. Er wußte nicht, daß die Typenbezeichnung HUGOH für „Haus - und Garten oder Hofroboter" stand, aber er wußte, daß diese Roboter zu den dienstbaren Geistern seiner Behausung gehörten.
HUGOH - 3 arbeitete geschickt, und nach wenigen Minuten verließ Oronk Ayai den Stützpunkt in der aus einer Kombination, einem Kapuzenumhang, einer Energieausrüstung und verschiedenen Versorgungseinheiten bestehenden Aptan-Ausrüstung.
Wenige Schritte vor dem Außenschott stieß er auf den ersten Toten. Das Skelett steckte noch in einer Aptan-Ausrüstung, die sich mit Sand gefüllt hatte. Etwa zehn Meter davon entfernt lagen zwei weitere Leichname, beziehungsweise ihre Gerippe. Neben ihren - in Handschuhen steckenden - Fingerknochen lagen Strahlwaffen.
Plötzlich duckte Oronk sich. Etwas verdunkelte die Sonne. Als er aufsah, entdeckte er ein elliptisches Fahrzeug, das langsam aus dem Himmel herabsank. Jemand beugte sich über den Bordrand und rief etwas.
Oronk verstand nicht, was die Person sagte; er erkannte nur, daß es keiner seiner Freunde war.
Und niemand außer seinen Freunden hatte etwas in seiner Heimat zu suchen!
Oronk Ayai wandte sich um und lief mit flatterndem Umhang auf das Außenschott der Stationsschleuse zu. Das wurde von der Besatzung des Luftfahrzeuges offenbar nicht gern gesehen, denn wenige Sekunden später schlug ein Hagel von Giftnadelgeschossen in Oronks Körper. Die aus kristallisiertem Lähmungsgift bestehenden winzigen Nadeln lösten sich in Oronks Körper auf und wurden über die Blutbahn verteilt.
Aber die Wirkung blieb aus.
Ayai erreichte das Schott, das sich vor ihm öffnete und hinter ihm wieder schloß. Keuchend vor Angst und Wut, rannte er zu dem Raum, auf dessen Eingangsschott in leuchtenden grellroten Buchstaben FIRE CONTROL stand. Oronk wurde von niemandem aufgehalten. Offensichtlich hatte die Überwachungsautomatik erkannt, daß ein wirklicher Notstand eingetreten war - und daß sie in Ermangelung anderer Menschen einen Idioten an die Feuerschaltungen lassen mußte.
Oronk Ayai stürzte zum Feuerleitpult und drückte wahllos Knöpfe und bunte Schaltplatten. Auf einem Bildschirm sah er, wie das elliptische Fahrzeug von einem grünen Leuchten ausgelöscht wurde. Andere Bildschirme zeigten einen Pulk Flugpanzer, der auseinanderstob, als ein Werfergeschoß mit Fusionssprengkopf in ihm explodierte. Dann meldete eine seelenlose Automatenstimme den Anflug diskusförmiger Raumschiffe.
Oronk drückte weitere Knöpfe und Schaltplatten. Danach verließ er FIRE CONTROL und lief zu der Tür mit der Aufschrift HYPERRADIO STATION. In dem Raum dahinter, so wußte er, befand sich etwas, mit dem man Hilfe herbeirufen konnte, wenn man in größter Not war.
Und Oronk glaubte, daß er in allergrößter Not war.
Er aktivierte das Hyperfunkgerät und drückte auch hier wahllos Knöpfe, Schalter und Platten ein. Damit erreichte er naturgemäß überhaupt nichts - bis er zufällig die Schaltplatte drückte, auf der rötlich glühende Buchstaben folgende Worte formten:
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