Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Durchfall gedroht hätte. Mischte man die beiden Flüssigkeiten jedoch zusammen, ließen sie Eisen in Minutenschnelle rosten und porös werden.
    Fudoh träufelte die Flüssigkeiten nacheinander in das Gitterschloss und trat einen Schritt zurück. Grauer Dampf stieg aus der Öffnung. Als Fudoh danach am Gitter rüttelte, sprang der Riegel mit leisem Knacken entzwei.
    Trotz seiner Beinschienen bewegte sich Fudoh mit erstaunlicher Leichtigkeit zur Tür. Den Code hatte er längst im Kopf. Ein Blick auf den leeren Gang ließ seine Augen zufrieden aufblitzen. Der Weg zur Rache war frei.
    Statt zum Ausgang zu eilen, schlug er die Richtung ein, in der das Labor des Weltrats lag. Er drückte sich nicht an der Wand entlang oder verhielt sich ähnlich auffällig. Er ging ganz normal. Auf diese Weise fiel er auf einem Überwachungsmonitor am wenigsten auf.
    Unterwegs machte Fudoh bei einem unverschlossenem Raum Halt, in dem Werkzeug und Baumaterial lagerten. Er nahm ein langes Stahlrohr an sich, das in etwa den Abmessungen eines Bö-Stabes entsprach. Derart gerüstet erreichte er die Schwingtür, hinter der sich ein lautstarker Streit abspielte.
    »Wie kannst du den Einsatz des Blockers vorschlagen, wenn ich ein anderes Ziel verfolge?«, hielt Dinter seinem Kollegen Miller vor versammelter Mannschaft eine Standpauke.
    »Entschuldige bitte!«, kam es ebenso giftig zurück. »Mir lag das Wohl der Barbarin am Herzen.«
    Fudohs Eintreten unterbrach den Zwist, der ihn nicht weiter interessierte. Ihm war nur wichtig, dass die anwesenden Männer und Frauen allesamt das Emblem der WCA auf ihren Kitteln trugen. Das Zeichen des Bösen.
    Bei seinem Anblick wurde es so still im Raum, dass nur noch das Quietschen seiner Beinschienen zu hören war. Die fünf Wissenschaftler warfen sich überraschte Blicke zu. Keiner von ihnen wusste, was er von der Situation halten sollte.
    »Was wollen Sie von uns?«, fragte ein grauhaariger Mann deshalb geradeheraus.
    Fudoh ließ das Stahlrohr zwischen seinen Händen wirbeln und kam langsam näher. Blitzschnell, ohne jede Vorwarnung schlug er damit zu. Der Grauhaarige stürzte mit zerschmettertem Schädel zu Boden. Blut spritzte über die Laborschränke.
    Fudoh hielt mitten in der Bewegung inne, wie ein Samurai, der seinen Schlag überprüfen will. »Ich werde euch alle töten«, erklärte er lapidar.
    Seine Feinde waren keine geschulten Krieger, das merkte er sofort. Statt sich zu zerstreuen und von mehreren Seiten auf ihn einzudringen, suchten sie den Schutz der Gruppe. Eng beieinander, stolperten sie zurück, den Blick beinahe hypnotisch auf seine Waffe gerichtet.
    Nur Dinter war bereit, um sein Leben zu kämpfen. Mit einem Sprung katapultierte er sich zum nächsten Labortisch, auf dem eine Reihe von Versuchsanordnungen, Reagenzgläsern und Nährstoffschalen standen. Seine Hand schwebte einen Moment über der kreativen Unordnung, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Blitzschnell schnappte er sich einen verschlossenen Glaskolben mit der Aufschrift »Geosix« und wirbelte herum.
    Wenn auch kein Krieger, so musste Dinter zumindest ein guter Ballspieler sein. Er hatte verdammt gut gezielt. Das Gefäß mit dem schwarzgrünen Konzentrat flog direkt auf Fudohs Kopf zu.
    Verglichen mit einem Wurfstern war das Geschoss aber sehr langsam. Fudoh hatte keine Mühe, es zu treffen.
    Das Stahlrohr pfiff durch die Luft und schmetterte den Kolben zur Seite. Mit lautem Knall platzte er in tausend Stücke. Ein wahrer Splitter- und Staubregen ging auf die Wissenschaftler nieder.
    Obwohl es ihnen gelang, die Augen zu schützen, reagierten alle drei beinahe hysterisch, als sie die schwarzgrünen Krümel auf ihren Handrücken sahen. Obwohl sie sofort darüber wischten, ließ sich das Konzentrat nicht mehr entfernen.
    Heulend vor Schmerz mussten sie mit ansehen, wie die Flecken größer wurden und sich über ihre Arme ausbreiteten. Ein zischendes Geräusch wie von überschäumender Milch war zu hören. Der Zellzerfall durchdrang das Fleisch und löste es von den Knochen.
    Miller reckte in einer hilflosen Geste die Hände empor, die bereits zu einer formlosen Masse verquollen waren. Er schien etwas sagen zu wollen, doch seine Stimme versagte. Keuchend wollte er noch vorwärts wanken, doch die Muskeln versagten ihm bereits den Dienst. Er brach zusammen.
    Seinen Kollegen erging es nicht besser. Nebeneinander zu Boden gesunken, vergingen sie wie in einem Säurebad, bis auch die letzte Fettporen absorbiert waren. Alles was von

Weitere Kostenlose Bücher