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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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weiter foppen konnte, waren schon Matt und Dinter heran.
    Ob Was es hat wohl sie schon denn? wirkt?
    Zwei Gedanken drangen gleichzeitig auf sie ein. Aruula schüttelte verwirrt den Kopf, doch es gelang ihr nicht, sie voneinander zu trennen. Sie schloss die Augen und klammerte sich an der Tischkante fest. Ganz ruhig!, sagte sie sich. Einfach tief durchatmen und nur an dich selbst denken.
    Es funktionierte. Sie hörte nichts mehr.
    »Gibt es Komplikationen?«, fragte Dinter besorgt.
    »Nein, nein.« Aruula rang sich ein Lächeln ab. »Alles in Ordnung. Ich habe nur etwas zu Heißes gegessen.«
    Die beiden Männer warfen sich einen vielsagenden Blick zu, sagten aber nichts weiter. Das war auch nicht nötig. Sie Sie lügt! lügt! Zumindest waren sich die beiden mal einig.
    Langsam bekam Aruula ein Gefühl dafür, wie sie den Lauschsinn dämpfen konnte, um nicht alles durcheinander zu hören. Sie hatte gerade so viel Sicherheit gewonnen, dass sie sich dem Essen zuwenden wollte, als es sie erneut durchzuckte: O Riella, warum bist du gegangen! Wir hätten schon eine Lösung gefunden.
    Kimjo war völlig aufgewühlt, deshalb waren seine Gedanken besonders intensiv. Während sich der Nam zu seiner Ehefrau setzte, kam Aiko zu ihnen an den Tisch.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Matt zur Begrüßung.
    Aiko winkte ab. »Genauso schlecht wie erwartet. Die Mechicos sind froh, dass die Japaner sie verschonen. Niemand ist scharf darauf, sein eigenes Leben zu riskieren, um den Bewohnern des Valleys zu helfen. Wenigstens brauchen wir uns keine Sorgen um die Bellitreiter zu machen, die Fongs Haus angegriffen haben. [7] Die Bande hat so viel Beute zusammengerafft, wie sie tragen konnte, und sich in Richtung Süden abgesetzt. Sonst will niemand mit den Japanern kooperieren. Der Schock über ihre Gräueltaten sitzt tief.«
    »Was ist mit Riella?«, fragte Aruula, obwohl sie die Antwort ahnte. »Hat sie keinen Hunger?«
    »Sie ist bei ihrer Familie geblieben, und ich kann es ihr nicht mal verdenken. Bei den Mechicos ist es wesentlich sicherer als bei uns. Und da Kimjo sich nicht von Lilong trennen wollte, gab es nichts mehr, was sie hier gehalten hat.«
    Der Cyborg setzte sich zu ihnen, um ein wenig über die aktuelle Entwicklung zu reden. Äußerlich wirkte er völlig entspannt, doch wer ihn besser kannte, dem entging nicht der gequälte Zug, der sich in seine Mundwinkel gegraben hatte. Aruula mochte in Gegenwart der anderen nicht fragen, was ihn bedrückte, aber als Brina erschien, war das auch nicht mehr nötig.
    Immerhin setzt sie sich noch zu mir an den Tisch, hallte es dumpf in Aruulas Gehirnwindungen wider. Was hat Brina nur an mir auszusetzen? In El'ay haben wir uns doch gut verstanden…
    Darum also war Aiko so niedergeschlagen. Die Barbarin unterdrückte ein mitleidiges Seufzen. Heute war wirklich die Nacht der einsamen Taratzen.
    Aruula sieht ja wieder zum Anbeißen aus, erklang eine andere Stimme. Schade, dass sie jetzt immer dieses Oberteil trägt.
    Leicht gereizt sah die Barbarin auf, um Smiley wütend anzufunkeln, doch der Cyborg hatte den Saal längst verlassen. Wer hatte sie dann als Objekt der Begierde auserkoren? Zu ihrer Überraschung musste Aruula feststellen, dass es nur eine Person im ganzen Raum gab, die ihr in den Ausschnitt schaute.
    Brina.
    Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
    Jedes Mal, wenn die Fassadenmalerin Interesse für ihr neues Kleidungsstück geheuchelt hatte, waren ihr also Gedanken wie dieser durch den Kopf gegangen: Wie gerne würde ich jetzt ihre Brüste streicheln! Wenn nur nicht immer einer der Männer in der Nähe wäre.
    Aruula spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Der arme Aiko! Kein Wunder, dass Brina in ihm nicht mehr als einen Freund sah.
    Während die Barbarin ihre Überraschung verdaute, ging ein Raunen durch den Saal. Sie war die Einzige, die es hörte, denn es waren keine Laute, sondern nur Gedanken, die sich überlagerten:… das ist doch alles… lasse ich mir nicht länger… den großen Tisch stelle ich besser… egal, morgen sind wir sowieso alle…
    Es kostete sie einige Anstrengung, sich gegen Ansturm der Emotionen abzuschotten, doch es gelang. Was blieb, war ein sonores Flüstern, das an ihren Nerven zerrte. Abrupt stand Aruula auf. Sie musste raus hier, hinaus auf den Gang, wo es etwas ruhiger zuging.
    »Ich bin gleich wieder da«, versicherte sie den Übrigen am Tisch. »Muss mich nur etwas frisch machen.« Die Barbarin lebte lange genug unter zivilisierten Menschen,

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