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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Vergnügen jauchzen. Manchmal haben sie auch richtige Angst vor mir. Sie sagen das ihren Eltern, und die kommen dann zu Tante Anna und beschweren sich. Ein paar Mal haben sie mir auch schon aufgelauert und mich verhauen, dass ich nicht mehr gehen konnte. Darum hasse ich sie. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich sie hasse, Mr. Hunter. Das tue ich nicht immer. Nur wenn ich – meine Periode habe. Ja, eigentlich sind die Erwachsenen schuld, dass ich zu so einem Scheusal geworden bin.«
    »Was redest du dir da ein, Mike«, sagte Dorian. »Es ist doch ganz normal, dass man Menschen nicht mag, die zu einem ungerecht sind. Nicht, was man denkt, ist verwerflich, sondern das, was man tut. Es ist doch unsinnig, deswegen Schuldkomplexe zu haben.«
    Mike blickte starr aus dem Seitenfenster, als er sagte: »Bei mir ist denken und tun manchmal dasselbe. Wenn mich der Hass übermannt, wird der Drang nach Blut in mir übermächtig. Dann muss ich morden, Mr. Hunter.«
    Diese Eröffnung war es, die Dorian so an Mike entsetzte. Und sein Mitleid für ihn verstärkte sich noch. Er machte die Bewohner von Greenfield dafür verantwortlich, dass Mike sich für ein Ungeheuer hielt. Dorian beschloss in diesem Augenblick, sich mit Mikes Tante zu unterhalten. Er konnte sich vorstellen, dass es diese Frau bei so viel Gehässigkeit ihrer Mitmenschen auch nicht leicht hatte.
    Aber zu dieser Aussprache kam es nicht. Als Dorian den Wagen vor dem Fachwerkhaus am Rande von Greenfield anhielt, sprang Mike sofort heraus, rief Dorian ein schnelles Dankeschön zu und verschwand durch die Eingangstür.
    Gleich darauf erschien eine ältere Dame. Sie hatte eine Arbeitsschürze umgebunden; das graue Haar hing ihr unordentlich ins Gesicht. Ihre Hände waren voll Mehl- und Teigspuren. Sie konnte noch nicht viel älter als fünfzig sein, aber ihr verkniffenes Gesicht wies tiefe Furchen auf, die von Sorge und Leid zeugten. Ihre Haltung war eine einzige Ablehnung, ihre Augen funkelten Dorian an.
    Als er die Tür im Gartenzaun erreichte und öffnen wollte, sagte sie mit abweisender Stimme: »Leben Sie wohl, Mister! Ich kenne Sie nicht und will Sie auch nicht kennen lernen. Sie sind für mich ein Fremder, und das sollen Sie auch bleiben. Auch wenn Sie sich Mikes angenommen haben, so gibt das Ihnen nicht das Recht, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Gehen Sie!«
    Dorian machte wortlos kehrt, stieg in den Wagen und brauste davon.
    Sein erster Ärger über die schroffe Ablehnung der alten Frau machte bald der Erkenntnis Platz, dass ihn die Sache wirklich nichts anging. Es gab unzählige solcher Mikes mit einem ähnlichen Schicksal, und es war vermessen, zu glauben, als Fremder die Lage auch nur eines Einzigen von ihnen verbessern zu können. Und abgesehen davon wollten die Betroffenen ja nicht mal seine Hilfe.

    Drei Wochen später hatte Dorian diesen Vorfall vergessen. Er war aus Rom zurückgekehrt, wo er dem Teufelsgeiger Marco Bertini zu seiner verdienten ewigen Ruhe verholfen hatte.
    Nach der intimen Marathonwiedersehensfeier brachte ihn Coco dazu, sich mit ihr im Palladium eine französische Revue anzusehen. Danach bummelten sie ein wenig durch Soho und kehrten bei Scott's ein, einem Restaurant in der Mount Street, das sich auf Schalentiere spezialisiert hatte. Coco behauptete, dass es dort die besten Scampi von London gäbe, und Dorian widersprach nicht. Sie blieben etwa anderthalb Stunden, und wenn es nach Dorian gegangen wäre, hätte er noch eine ganze Weile dem ausgezeichneten französischen Wein zugesprochen, den er erst bei seinem Abenteuer in der Nähe Clermont-Ferrands schätzen gelernt hatte.
    Aber Coco nahm plötzlich seine Hände, küsste die Fingerspitzen und sah ihm tief in die Augen, während sie sagte. »Ich möchte jetzt mit dir allein sein, Dorian. Ich habe dir so viel zu sagen und möchte weder Zuschauer noch Lauscher dabeihaben.«
    »Wir sind doch hier fast unter uns«, sagte Dorian mit einem feinen Lächeln und blies die Kerze aus. »So, jetzt könnte nicht einmal mehr ein zufälliger Beobachter das lüsterne Leuchten in deinen Augen sehen.«
    Coco versteifte sich. »Wir werden beobachtet. Nicht umdrehen! Er sitzt schräg hinter dir, auf der linken Seite. Ein widerlicher Kerl. Ich verstehe nicht, was das Mädchen an ihm findet. Sie ist eigentlich recht hübsch – und noch sehr jung. Er sieht aus wie ein rasierter Affe und blickt immer wieder verstohlen zu uns herüber. Kennst du ihn vielleicht?«
    »Wie soll ich das wissen, wo

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