055 - Der Zahn der Hydra
Sinn, wenn ich nach New York fliege und mit Peckinpah rede?«
»Das würde ich an deiner Stelle lieber sein lassen«, sagte Mr. Silver. »Wenn Peckinpah tatsächlich von der Hölle angehaucht wurde, würde er sich so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen. Besser, du bleibst in London. Tony und ich werden uns um Peckinpah kümmern, aber nicht sofort. Zuerst muß etwas gegen Tonys Krankheit unternommen werden. Da sie immer weiter fortschreitet, die Ärzte während einer dreitägigen gründlichen Untersuchung aber nichts finden konnten, kann der Erreger der Krankheit nicht irdischen Ursprungs, sein.«
Der Ex-Dämon sah mich mit seinen perlmuttfarbenen Augen besorgt an.
»Ich hoffe, du erwartest von mir keine Antwort auf deine unausgesprochene Frage«, sagte ich verdrossen.
»Wer sollte sie mir sonst geben?« entgegnete der Ex-Dämon. »Du bist der Betroffene, Tony. Denk nach. Welchen Ursprung könnte deine Krankheit haben?«
»Darüber denke ich seit Wochen nach, ich komm' nicht drauf.«
»Bisher hattest du immer nur kurze Blackouts dir wurde rot vor den Augen. Heute schlugen zum erstenmal Flammen aus deinem Schädel. Dein ganzer Kopf brannte. Du sahst aus, als wärst du ein…«
»Feuerwesen!« Ich schrie es förmlich heraus. »Jesus, wieso bin ich nicht früher draufgekommen? Ja, Silver, daß muß es sein! Diese Anfälle begannen, nachdem wir aus der Feuerwelt zurückgekehrt waren.«
»Meinst du, der Aufenthalt in der Feuerwelt könnte dich verändert haben?« fragte Vicky Bonney. »Du warst nicht der einzige Mensch, der dieses Abenteuer durchzustehen hatte.«
»Ich glaube nicht, daß ein bloßer Aufenthalt in der Feuerwelt einen Menschen verändern kann«, sagte ich erregt. »Mir passierte etwas, das keinem der anderen widerfuhr. Ich schluckte während eines Kampfes mit zwei Feuerwesen brennendes Wasser. Es muß mich vergiftet haben.«
Vicky sah Mr. Silver besorgt an. »Gibt es eine Möglichkeit, das rückgängig zu machen, Silver?«
Der Ex-Dämon hob überfragt die Schultern. »Ich kenne keine. Wenn es aber eine gibt, finden wir sie nicht hier, sondern in der Feuerwelt.«
»Mit anderen Worten, ich muß schnellstens dorthin«, sagte ich.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dich diese Reise allein antreten lasse«, sagte Mr. Silver. »Einen wie dich darf man doch keine fünf Minuten aus den Augen lassen.«
»Na schön, dann kommst du eben mit. Du denkst sowieso, daß ohne dich alles schiefgeht.«
Der Hüne wies auf meinen Kopf. »Das tut es doch auch.«
»Als die Lunte dafür gelegt wurde, warst du dabei und konntest es nicht verhindern.«
Der Ex-Dämon hob die Hand. »Ich war nicht unmittelbar dabei, sonst wäre dir das erspart geblieben. Wir wollen hoffen, daß du nicht ganz zum Feuerwesen wirst und in der Feuerwelt bleibst. Du würdest uns hier nämlich sehr fehlen.«
»Ihr könnt ja alle einen Schluck Feuerwasser nehmen und zu mir übersiedeln«, sagte ich und grinste, aber wenn ich ehrlich sein soll, war mir gar nicht danach zumute.
Die Vorstellung, aus mir könnte ein Feuerwesen werden, machte mich nicht sehr glücklich.
Mein Grinsen sollte vor allem wegen Vicky Bonney meine Depression überspielen. Das Mädchen machte sich ohnedies schon genug Sorgen um mich.
»Soll ich auch mitkommen, Herr?« fragte mich Boram, der Nessel-Vampir.
Ich sah ein seltsames Leuchten in Roxanes grünen Augen. Was rechnete sich die Zauberin Arma, die sich in ihr befand, aus, wenn wir auch Boram in die Feuerwelt mitnahmen?
Da ihr nicht mehr so wie früher zu trauen war, entschied ich, daß Boram hierbleiben und nach dem rechten sehen solle.
Erfreut nahm ich den enttäuschten Ausdruck in Roxanes Augen zur Kenntnis. Was immer es für eine Rechnung war, die sie aufgestellt hatte, sie konnte nicht aufgehen.
***
Als Contax mit seinen Kriegern die Tür zum Orakelsaal aufbrach, lief Sheesa durch einen Gang mit brennenden Wänden. Feuerstufen führten steil nach oben und endeten hinter einem Busch.
Vorsichtig drückte Sheesa die Zweige auseinander. Die Luft schien rein zu sein Mit katzenhaften Bewegungen zwängte sich Sheesa am Busch vorbei, ohne zu bemerken, daß einer von Contax' Männern sie entdeckt hatte.
Der Verdammte verzichtete darauf, Alarm zu schlagen. Mit diesem Mädchen würde er auch allein fertigwerden. Sie mußte sterben, deshalb zog der Feuerkrieger lautlos sein Schwert.
Als Sheesa sich vor dem Busch aufrichtete, griff der Verdammte sie an. Der Dienerin der Orakelpriesterin drohten vor
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