Blitzhochzeit mit dem Milliardaer
1. KAPITEL
Schon als kleines Mädchen hatte Callie Woodville von ihrer Hochzeit geträumt.
Mit sieben Jahren hatte sie sich ein großes weißes Handtuch um den Kopf geschlungen und war hoch erhobenen Hauptes durch die Scheune ihres Vaters geschritten. An den Seiten saßen ihre Teddybären als Gäste, ihre kleine Schwester krabbelte hinter ihr her und warf Blumen aus einem Korb.
Zum Abschlussball ging sie mit ihrem einzigen Freund, einem Außenseiter von der Nachbarfarm. Doch all die Zeit träumte sie von dem gut aussehenden, dunkelhaarigen Mann, mit dem sie die große Liebe erleben würde. Sie wusste, dass er irgendwo auf der Welt auf sie wartete und sie mit seinem Kuss aus dem Dornröschenschlaf wecken würde.
Und als sie vierundzwanzig war, trat ihr Märchenprinz tatsächlich in ihr Leben.
Ihr Chef, ein skrupelloser Millionär, hatte sie wach geküsst. Ihm hatte sie ihre Unschuld geschenkt und ihr Herz, und eine magische, leidenschaftliche Nacht lang war ihr Traum mitten in New York Wirklichkeit geworden. Als sie am Weihnachtsmorgen in seinen Armen erwachte, glaubte sie, vor Glück sterben zu müssen. Eine Nacht lang war die Welt ein verzauberter Ort, an dem alle Wünsche wahr wurden, solange man ein reines Herz hatte.
Eine märchenhafte Nacht, die ihr schließlich das Herz gebrochen hatte.
Jetzt, achteinhalb Monate später, saß Callie auf der überdachten Veranda ihrer Wohnung und blickte auf die schattige kleine Straße im West Village hinunter. Die Wohnung war bereits leer geräumt und wirkte beinah gespenstisch, deshalb hatte Callie beschlossen, auf der Veranda zu warten.
Heute war ihr Hochzeitstag. Der Tag, von dem sie ihr Leben lang geträumt hatte. Doch sie hatte sich nie ausgemalt, dass er so sein würde.
Callie betrachtete ihr Brautkleid, das sie gebraucht gekauft hatte, und blickte hinunter auf den verwelkenden Brautstrauß aus Wiesenblumen, die sie im nahen Park selbst gepflückt hatte. Statt eines Schleiers trug sie mit Strass besetzte Spangen, die ihr langes goldbraunes Haar zurückhielten.
In wenigen Minuten würde sie ihren besten Freund heiraten. Einen Mann, den sie noch niemals geküsst hatte – und den zu küssen sie auch kein Bedürfnis verspürte. Einen Mann, der nicht der Vater ihres Babys war.
Sobald Brandon mit dem Mietwagen zurückkehrte, würden sie zum Standesamt fahren und sich dort trauen lassen, dann wollten sie zu einer langen Reise von New York bis in ihren gemeinsamen Heimatort in North Dakota aufbrechen.
Callie schloss die Augen. Es ist das Beste für das Baby, sagte sie sich verzweifelt. Das Kind brauchte einen Vater, und ihr ehemaliger Chef war ein selbstsüchtiger, eiskalter Playboy, den nur seine Bankkonten interessierten. Nach drei Jahren als seine Sekretärin hatte sie das genau gewusst, und trotzdem war sie dumm genug gewesen, auf ihn hereinzufallen.
In diesem Moment bog ein Auto aus der Seventh Avenue in ihre Straße ein. Einen ähnlichen Wagen fuhr auch Eduardo. Callie sah die dunkle Luxuslimousine vorbeifahren und atmete durch. Dennoch erschauerte sie, als sich eine Wolke vor die Mittagssonne schob. Wenn ihr ehemaliger Boss herausfand, dass ihre leidenschaftliche Nacht Folgen gehabt hatte …
„Das wird er nicht“, flüsterte Callie. Außerdem war er, wie sie gehört hatte, in Kolumbien, wo gerade neue Erdölplattformen vor der Küste entstanden, um für seine Gesellschaft das schwarze Gold zu fördern. Nachdem Eduardo eine Frau ins Bett bekommen hatte, existierte sie für ihn nicht mehr. Und obwohl Callie als seine Sekretärin immer wieder erlebt hatte, wie er seine Liebschaften abservierte, hatte sie geglaubt, bei ihr wäre es etwas anderes und sie wäre die große Ausnahme.
Verschwinde, Callie. Verschlafen, selig und nackt war sie aufgewacht, weil er sie unsanft geschüttelt hatte. Verlass mein Haus. Ich will dich nicht mehr sehen. Seine Stimme hatte hart geklungen, unnachgiebig.
Bis heute bohrten sich seine Worte wie ein Eiszapfen in ihr Herz. Seufzend legte Callie die Hände auf ihren Babybauch. Niemals würde Eduardo erfahren, dass er ein neues Leben gezeugt hatte. Er hatte seine Wahl getroffen. Und sie ihre ebenfalls. Er würde keine Chance haben, als Vater ebenso tyrannisch zu sein wie als Chef. Ihr Kind sollte in einer intakten, liebevollen Familie aufwachsen. Brandon, ihr Kamerad seit Kindertagen, würde der beste Vater der Welt sein.
Zunächst hatte sie daran gezweifelt, dass eine Ehe funktionieren konnte, die auf Freundschaft beruhte. Doch
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