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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jedoch aus.
    Den anderen Teilnehmern der Expedition war nichts aufgefallen - logischerweise. Ausgerechnet Achmed ibn Sayid, der Ägypter, der die Gruppe hierher an ihr Ziel geführt hatte, ließ die lockere Bemerkung fallen, Tendyke habe wohl die Filme um den Abenteurer und Archäologen ›Indiana Jones‹ einmal zu oft gesehen.
    Aber die Fallen gab es, das stand längst fest. Und entweder war Tendyke unter die Hellseher gegangen, oder er war wirklich schon einmal hiergewesen. An der richtigen Stelle hatte er die richtige Falle vorausgesehen, allerdings hatte er trotzdem selbst mit dem Tritt auf den falschen Stein den Einsturz ausgelöst.
    Aber er hatte auch den Seitengang auf Anhieb gefunden! Das gab Zamorra zu denken.
    Ebenso wie das Schwert.
    Sicher, Alexander der Große war in Ägypten gewesen. Er hatte um 332 vor Chr. Alexandria gegründet, und er hatte nach seinem Ägyptenfeldzug auch versucht, Indien zu erobern. Das war ihm nicht mehr vergönnt gewesen, und er starb schließlich 323 v. Chr. in Babylon am Fieber.
    Der Sage nach hatte er mit jenem Schwert im Jahre 334 v. Chr., also ein Jahr vor der legendären Issus-Schlacht gegen die Perser und deren König Darius, den Gordischen Knoten durchschlagen. Warum es aber ausgerechnet hier aufbewahrt werden sollte, war Zamorra recht unerfindlich.
    Ebenso unwahrscheinlich war die Annahme, daß drei Kreuzritter dieses Schwert bewachen sollten.
    In den Jahren 1248 bis 1254 n. Chr. hatte zwar der französische König Ludwig IX. einen Kreuzzug nach Ägypten geführt, er war jedoch gescheitert. Ob tatsächlich Kreuzritter den Weg durch die Maghreb-Länder bis hierher geschafft hatten, wagte Zamorra ernsthaft zu bezweifeln.
    Immerhin hatte Zamorra selbst an jenem Kreuzzug um das Jahr 1100 teilgenommen, durch den Gottfried von Bouillon Jerusalem eroberte. Merlin, der Zauberer, hatte Zamorra in die Vergangenheit versetzt, wo der Dämonenjäger Zeuge der Entstehung seines Amuletts gewesen war. Auch sein dämonischer Vorfahre und späterer Erzfeind Leonardo deMontagne war seinerzeit mit unter den Kreuzrittern gewesen. [1]
    Damals hatte Zamorra erstmals Leonardos Gefährlichkeit gespürt, ohne jedoch zu ahnen, daß der Fürst der Finsternis diesem Halunken ein zweites Leben schenken würde. Leonardo dankte es dem Höllenfürsten dadurch, daß er Asmodis von seinem Thron verjagte und diesen selbst besetzte… [2]
    Nun ja, vielleicht hatte es damals wirklich ein paar versprengte Ritter hierher verschlagen… Aber warum sollten sie hier zurückgeblieben sein? Und warum sollten sie ausgerechnet das Schwert eines legendären Helden der Antike bewachen? Das ging an Unglaubwürdgkeit beinahe schon über die ›Indiana Jones‹-Filme hinaus.
    Andererseits… es gab diese unterirdische Anlage, die angeblich ein Tempel sein sollte. Hier, am Ende der Welt, wo sich Wüstenfuchs und Geier allabendlich eine gute Nacht wünschten und die Welt zwar nicht mit Brettern vernagelt, aber von Sand verschüttet war. In der hügeligen Landschaft waren vor einer halben Ewigkeit Stollen in den Boden getrieben worden, die vermuten ließen, daß sie nicht einfach im Nichts endeten. Warum sonst sollte es diese tückischen Fallen geben, über die Tendyke anscheinend halbwegs gut informiert war?
    Warum aber war diese Anlage ausgerechnet hier geschaffen worden? Hier, wo niemand mehr lebte, wo allenfalls hin und wieder Nomaden hastig vorbeizogen, um die nächste Oase zu erreichen?
    In dieser absoluten, öden, dürren Einsamkeit?
    Das ergab keinen Sinn.
    Wieder mußte Zamorra an Leonardo deMontagne denken…
    Der hatte damals in Frankreich auch Château Montagne bauen lassen, und unterhalb des Châteaus gab es ein gigantisches System aus Kellergewölben und Gängen, die in den gewachsenen Fels geschlagen worden waren. Sie waren so weiträumig, daß Zamorra bis heute noch nicht alle Räume gesehen hatte…
    Warum hatte Leonardo damals diese Gewölbe schaffen lassen, die niemals benutzt worden waren?
    Gab es Parallelen zu dieser Anlage in Ägyptens Ödnis?
    Leonardo gab es längst nicht mehr, aber die Schatten seiner Taten existierten immer noch. Und vielleicht gehörte irgendwie auch diese Anlage mit in jenen schattenhaften Handlungskomplex…
    Das herauszufinden war es, was Zamorra momentan am stärksten reizte.
    Für das Alexanderschwert und die drei Kreuzritter hatte er höchstens ein müdes Lächeln übrig.
    ***
    Schatten huschten durch dunkle Gänge, glitten über den Boden, viel zu leicht, um die Fallen

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