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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Und Fallen aus Stein funktionieren ebenfalls nach Jahrhunderten noch einwandfrei. Ich schätze, Gentlemen, wir werden unser Vorgehen noch einmal sehr gründlich durchdenken müssen.«
    »Aber vielleicht schnell«, warf Monica Peters ein, die sich großzügig als ›Gentlemen‹ mit angesprochen fühlte. »Alvarez ist auf der anderen Seite.«
    »Und - außer Sicht«, ergänzte Zamorra trocken.
    Stevens’ Kommentar war schon nicht mehr druckreif.
    ***
    Dr. Benito Alvarez, Archäologe, war heil auf festem Boden angekommen. Sein Rücken schmerzte fürchterlich, wo ihn Tendykes Hand getroffen hatte, um ihn vorwärts zu schleudern. Doch wenn der Abenteurer das nicht getan hätte, wäre Alvarez ebenfalls in die Tiefe gestürzt.
    Panik erfaßte ihn.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er die Gefahren überhaupt nicht ernst genommen, auf die er und die anderen sich einließen. Jetzt jedoch, wo er um ein Haar dem Tod entgangen war, wurde ihm der Ernst der Lage klar.
    Die Panik ließ ihn keuchend weiterkriechen, blindlings voran. Dabei dachte er keine Sekunde lang daran, daß er dadurch weitere tödliche Fallen auslösen könnte. Er stieß durch dichte Spinnweben, die ihm das Gesicht verklebten, und achtete nicht weiter darauf. Er versuchte nicht einmal, sich aufzurichten, sondern bewegte sich auf Händen und Knien weiter.
    Das Gewicht verteilen.
    So hatte er es einmal gelesen. Der punktuelle Druck des Körpers war geringer, wenn er sich nicht auf die Standfläche von zwei Füßen, sondern auf einen größeren Bereich verteilte - jemand, der sich liegend über eine Eisfläche schob, brach nicht so leicht ein wie ein aufrecht Gehender.
    Daß hier ganz andere Voraussetzungen galten, wurde Alvarez in diesen Augenblicken gar nicht bewußt. Er spürte den Schmerz in seinem Rücken, und in ihm wühlte immer noch die Panik, die ihn ergriffen hatte, als der vermeintlich feste Boden unter seinen Füßen plötzlich nachgab. Die blinde, jede Vernunft vertreibende Angst ließ ihn nicht mehr los.
    Natürlich hatte Tendyke von dem Risiko gesprochen und davor gewarnt. Aber Alvarez hatte nicht wirklich an diese uralten Fallen geglaubt. Er hatte nicht wahrhaben wollen, daß ihre Expedition nach Jahrhunderten zum ersten Mal wieder Menschen in dieses Bauwerk sandte. Er hatte sich nicht vorstellen können, daß es in der Zwischenzeit von niemandem mehr betreten worden war.
    Oder das mußten dann Leute gewesen sein, die genau über die Fallen Bescheid wußten und sich keinen Fehltritt leisteten.
    Immerhin - es gab zwar Spinnennetze, aber keinen Staub auf dem Boden. Und Staub war das einzige Indiz, das unwiderlegbar darauf hinwies, daß hier all die Jahrhunderte niemand mehr gewesen wäre.
    Hier gab es keinen oder zumindest sehr wenig Staub. Also war diese Anlage nicht seit mehr als vierhundert Jahren unberührt. So zumindest dachte Alvarez.
    Und jetzt - diese heimtückische Falle!
    Und Tendyke? War er tot?
    Egal! Alvarez mußte leben!
    Überleben, weiterleben… weiterkriechen.
    Zu spät wurde ihm klar, daß er blindlings in die nächste Falle lief. Da zischte auch schon etwas haarscharf über ihn hinweg, riß die Spinnweben auseinander, kreischte metallisch an Stein entlang.
    Alvarez erstarrte.
    Was war das gewesen, das mit seinem Luftzug durch das Haar des Archäologen gejagt war?
    Er tastete mit einer Hand danach.
    Seine Haare standen immer noch aufrecht und wollten sich nicht wieder niederstreichen lassen.
    Und die Hand zitterte.
    Alvarez wagte nicht mehr, sich aufzurichten. Er kroch weiter.
    Warum er nicht umkehrte, wußte er nicht. Er fragte sich nicht einmal danach. Er kroch einfach nur noch vorwärts in seiner blinden Panik, die alles andere ausgelöscht hatte. Daß er in einen Seitengang abzweigte, registrierte er nicht.
    Dafür aber den Schlangenbiß.
    ***
    »Verflixt, der Mann kann doch nicht einfach verschwinden«, meinte Monica Peters. »Alvarez! Doktor Alvarez! Wo sind Sie? Hören Sie uns?« rief sie auf die andere Seite des Loches hinüber.
    Aber es kam keine Antwort.
    Zamorra, Stevens und Tendyke holten die Seile ein und spulten sie auf. »Dieser Trottel ist einfach davongelaufen«, brummte Stevens. »Tendyke, warum haben Sie ihn nach vorn geschleudert und nicht zu uns zurück?« Rob Tendyke zeigte ihm ein Haifischgrinsen. »Wenn Sie dran sind, können Sie ja im entscheidenden Moment Wünsche äußern. Am besten in dreifacher Ausfertigung nach Formblatt acht.«
    »Formblatt acht?« staunte Stevens. »Natürlich Formblatt acht«,

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