056 - Satans Mörderuhr
leise. Ein Verdacht stieg in ihm auf.
»De Bergerac? Wer ist das? Nie gehört. Zum Teufel! Was soll ich
hier? Ist das die Kulisse zu einem Gruselfilm? Dann bin ich im falschen
Atelier. Ich drehe doch normalerweise Wildwestfilme. Was für einen Tag hatten
wir gestern, Mister? Habe ich zu tief ins Glas geschaut ?«
Larry fühlte sich außerstande, die Fragen zu beantworten. Er hielt
es für angebracht, selbst eine Frage an den Mann zu richten, dem er nun
behilflich war, auf die Beine zu kommen und der einen
lammfrommen Eindruck machte. »Sie erinnern sich an gar nichts mehr ?«
Larrys Gegenüber schüttelte den Kopf und sah sich irritiert um.
Der Geruch des Blutes und die geköpfte Leiche ließen ihn erschauern. »Was haben
Sie mit mir vor ?« , fragte er angsterfüllt. Er wich vor
Larry zurück.
»Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Monsieur. Das alles
hier ist - ein Irrtum. Vielleicht werden Sie ihn früher oder später mal
begreifen. Darüber müssen wir noch sprechen. Aber sagen Sie mir bitte eins: wer
sind Sie wirklich ?«
»Ich bin Floyd Riggins !«
●
Er fuhr mit dem Lift sofort in die sechzehnte Etage. Das
Apartmenthaus war eines der wenigen Hochhäuser, die man auch im Stadtbild
Bangkoks neben den modernen Hotelgebäuden immer öfter zu sehen bekam. Iwan
Kunaritschew hatte sich unten die Namensschilder genau angesehen und die
Adresse Amar Tatajapatais gefunden. Zum Taxichauffeur hatte er gesagt, er solle
warten. Der Russe war Optimist. Er rechnete mit einem durchgreifenden Erfolg.
Vor der Wohnungstür angekommen, zupfte er sich Krawatte und
Anzugjacke zurecht und betätigte die Klingel. Er
musste drei Sekunden warten. Dann hörte er Geräusche in der Wohnung. Ein leises
Flüstern. Diskret wurde eine Tür geschlossen, und es hörte sich an, als würde
jemand sich in der Wohnung verstecken, während der andere Anwesende sich
solange im Flur aufhielt und auf das Zeichen wartete. Dann näherten sich
Schritte der Wohnungstür. Ein leises Knacken. Die Person hinter der Tür griff
zum Hörer der Sprechanlage und wollte wissen, wer unten sei.
»Ich bin vor der Tür, mein Freund«, säuselte der Russe, und
klopfte nochmal dezent an. »Der Aufzug hat mich schon emporgetragen !« Iwan Kunaritschew wich einen Schritt nach vorn und presste sein Auge, das er weit aufriss, an das Guckloch,
dessen Klappe von innen weggezogen wurde. Der Wohnungsinhaber versuchte
verzweifelt, seinen Besucher zu erkennen. Eine Kette wurde von innen vorgelegt,
dann öffnete sich die Tür spaltbreit. Eine nicht gerade freundliche Stimme fuhr
Kunaritschew an: »Was wollen Sie hier? Wer sind Sie ?«
»Nur immer langsam«, winkte der Russe ab, während er den
eleganten, maßgeschneiderten Sommeranzug zurechtzupfte. Kunaritschew wirkte in
salopper Kleidung ganz anders. Der Vollbart des breitschultrigen Russen machte
sich zu einem Rollkragenpullover besser als zu einem Seidenhemd mit Krawatte.
Aus der Wohnung von Amar Tatajapatai schlug X-RAY-7 süßlicher
Geruch entgegen. Es waren nicht die Düfte Thailands. Iwan tippte auf
Hasch.
»Ich möchte ein Geschäft mit Ihnen machen. Mein Name ist
Kunaritschew .«
»Kunaritschew? Nie gehört !«
»Doch - eben! Sie haben eine Uhr aus Frankreich eingeführt. Meine
Firma interessiert sich dafür .«
»Sie kommen vom Zoll? Aber die Luftfracht wurde ordnungsgemäß
abgenommen. Keinerlei Beanstandungen.«
»Ich hätte gern unter vier Augen mit Ihnen gesprochen, Mister Tatajapatai .«
»Sie kennen meinen Namen ?« , wunderte sich
das Vollmondgesicht. Schwarze Augen musterten den Russen.
»Er steht an der Tür .«
»Ach so, natürlich.« Tatajapatai lächelte gequält.
»Ich möchte die Uhr nochmal überprüfen, das ist alles. Sie haben
sie doch noch ?« , lauerte X-RAY-7.
»Ja, natürlich. Ein so kostbares und seltenes Stück stößt man
nicht gleich wieder ab .«
»Darf ich jetzt näher treten ?« , fragte
Kunaritschew höflich. Erst als Kunaritschew seine Ausweispapiere durch den
Türspalt steckte, damit Tatajapatai sich vergewissern konnte, dass der Mann
wirklich Kunaritschew hieß und Beauftragter der Zollfahndung war, öffnete sich
die Tür. Iwan versank knöcheltief in dem Teppichboden, der die ganze Wohnfläche
bedeckte. Tatajapatai war drei Köpfe kleiner als der
Russe. Der Thailänder war schlank, trug ein schmales Lippenbärtchen und hatte
eine schwammige Gesichtshaut. Das Haar glänzte, so dick war es mit Pomade
eingerieben. »Aber mit der Uhr war doch alles in Ordnung
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