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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Bergerac
gehört hatte. Trondell tastete den Uhrenkasten ab. Das Gesicht des Franzosen
war starr wie eine Porzellanmaske. Er schloss zitternd die Augen, als er die
daumengroße Erhebung am äußersten Rand des Kastens fühlte.
    »Es kann noch immer eine Fälschung sein«, murmelte Trondell. Er
drückte auf die Erhebung und stemmte sich schräg von unten dagegen. Mit einem
trockenen Knirschen sprang der Uhrenkasten auf. Trondell zog die Klappe vollends
zur Seite. Sie ließ sich herausnehmen und wie ein Brett einfach zur Seite
stellen. Sekundenlang stand der Franzose da, als wäre er auf der Stelle
festgewachsen. Dann ging er einen Schritt auf die merkwürdige Uhr zu, die sich
jetzt, ohne die Klappe vor dem Kasten, auf den ersten Blick von allen bekannten
Uhren unterschied: Anstelle eines Perpendikels hatte sie die mattglänzende
Schneide eines Fallbeils! Prüfend glitten Trondells Finger über das
Metall, an dem dunkle Flecken vorhanden waren. Kein Rost. Blut.
    Menschenblut ...
    Der unheimliche Marquis de Bergerac hatte damit angeblich über
tausend Menschen gemordet. War es eine Nachbildung oder handelte es sich in der
Tat um das geheimnisvolle Original? Die Frage wollte er gleich beantwortet
wissen. Trondell streckte seinen Kopf in den Kasten, während er sich mit beiden
Händen links und rechts an der großen Standuhr abstützte. Trondell drehte
seinen Kopf ein wenig schräg, so dass er nach oben hinter die Schneide des
Fallbeils blicken konnte.
    Die Schneide war etwa dreißig Zentimeter von ihm entfernt. Zack! Es klang leiser als ein Pistolenschuss. Aber es ging genauso schnell. Eine
unsichtbare Geisterhand schien den verborgenen Mechanismus ausgelöst zu haben.
Das Fallbeil sauste herab mit einer Wucht, wie sie kaum vorstellbar war. Ein
leises Zittern lief durch den Uhrenkasten, als der scharfe Stahl dumpf polternd
unten aufschlug und den Kopf von Trondells Körper trennte!
     
    ●
     
    Ein armbreites Stahlband zog die Schneide fast lautlos wieder in
die Höhe, während der enthauptete Körper Trondells wie von einem Katapult
geschleudert in die Mitte des Zimmers zurückwich. Der abgeschlagene Kopf lag in
einer Blutlache am Fuß der unheimlichen Uhr des Marquis. Trondells Augen waren
weit aufgerissen, sein Gehirn funktionierte noch, er konnte noch volle dreißig
Sekunden lang sehen, wie sein von ihm gelöster Körper sich um seine eigene
Achse drehte, wie seine Glieder zuckten und wie das Blut ruckweise mit dem
Schlag des versiegenden Herzens aus der abstoßenden, hässlichen Halswunde
herauslief.
    Die schreckgeweiteten Augen Trondells veränderten sich auch im
Tode nicht. Erstaunen, Ratlosigkeit und Verwirrung kennzeichneten die Miene des
Mannes. Dann wurden die Schritte des Antiquitätenhändlers hörbar, der den
langen Korridor entlangkam und die Tür zur Kammer aufstieß. »Ja, nun wollen wir
mal ...« Die Worte erstarben Laveaux auf den Lippen. Er erstarrte in der
Bewegung und seine Gesichtshaut wurde aschgrau. Er sah den leblosen Körper, den
abgeschlagenen Schädel, das blutverschmierte Fallbeil, und alles begann sich
vor seinen Augen zu drehen. Eine Minute verging, ehe der Franzose fähig war,
sich aus der Erstarrung zu lösen. Er sah sich in den folgenden Minuten
außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Es ist nicht möglich. Es kann nicht wahr sein ...«, murmelte er
immer wieder. Seine Lippen zitterten, seine Hände bebten, und er fuhr zusammen,
als er neben dem kopflosen Toten hockte und das entfernte Anschlagen der
Türglocke vernahm. Der Antiquitätenhändler sprang in die Höhe, als hätte ihn
ein Peitschenschlag getroffen, und eilte dann aus der Kammer, nicht ohne die
Tür hinter sich abzuschließen. Er hielt den Schlüssel umklammert wie einen
Fremdkörper, der jeden Augenblick zu explodieren drohte.
    Ein Fremder stand im Laden. »Bonsoir«, sagte Laveaux und gab sich
freundlich. »Was kann ich für Sie tun, Monsieur ?« Er
betrachtete den Mann: groß, schlank, gut gekleidet. Ein Typ wie Trondell. Fast
so vornehm und elegant. Der Ladenbesitzer fuhr sich mit einer nervösen Geste
über die schweißnasse Stirn.
    »Haben Sie sich verletzt, Monsieur ?« ,
fragte ihn der Besucher in diesem Augenblick. Henri Laveaux schüttelte heftig
den Kopf.
    »Verletzt? Ich ... wie ...« Da sah er seine blutverschmierten
Finger, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Es gelang Laveaux
erstaunlicherweise, seine Erregung unter Kontrolle zu bekommen, ohne dass sein
Besucher misstrauisch wurde.
    »Ach was«,

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