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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Niemand außer ihm konnte ihnen davon berichten, aber dazu musste er sie erst einmal finden. Er hoffte, dass sie in Waashton wieder Fuß gefasst hatten.
    Seine einzigen Hilfsmittel bei dieser Reise waren der im Gleiter eingebaute Kompass und seine ungenaue geographische Vorstellung, die Waashton in nordöstlicher Richtung ansiedelte. Also hatte Ph il beschlossen, nach Osten bis zum Meer zu fliegen und dann an der Küste entlang nach Norden. Das war zwar ein Umweg, aber wenigstens würde er die Stadt so nicht verfehlen können.
    Er steckte die Hände tief in die Taschen und unterdrückte ein Zittern. Der Overall, den ihm die Cyborgs im Arrest gegeben hatten, war für diese Temperaturen denkbar ungeeignet. Während des Flugs im offenen Gleiter stach der Wind wie mit Nadeln in seine Haut, und selbst die Stunden, die Phil sich am Lagefeuer gegönnt hatte, reichten nicht aus, um die Kälte aus seinem Körper zu vertreiben. Sehnsüchtig dachte er an den Fellmantel, den er in Waashton zurückgelassen hatte, und an heißes Ale und Deerbraten.
    Nahrung war das zweite der drei Probleme, mit denen er sich herumschlagen musste.
    Auf den schneebedeckten Ebenen fand er außer ein paar Wurzeln nichts Essbares, und ohne Waffe war eine Jagd viel zu zeitaufwendig und riskant.
    Es ist ja nur für ein paar Tage, dachte Phil. Das halte ich schon durch.
    Dem dritten Problem wagte er sich kaum zu stellen. Seit seinem Abflug hatte er bereits den Eindruck, dass irgendetwas mit dem Gleiter nicht stimmte. Es waren Geräusche, die ab und zu während des Flugs auftraten und seine Phantasie in ungewünschte Bahnen lenkte. Hatten in der Halle Werkzeuge neben dem Gleiter gelegen? War er vielleicht nur zur Reparatur und nicht zum Abflug dort geparkt worden?
    »Mach dich nicht verrückt!«, sagte Phil verärgert, als sei es immer noch Dave McKenzie, der diese verstörenden Dinge dachte und nicht er selbst. »Es sind nur Geräusche, verstehst du? Sie sind unwichtig.«
    Momentan schnurrte der Antrieb des Gleiters wie ein zufriedener Sebezaan. Das Gefährt hielt die optimale Reiseflughöhe von zehn Metern. Achtzig Stundenkilometer konnte der Gleiter erreichen, aber Phil flog nie schneller als fünfzig. Der Wind war auch so beinahe unerträglich.
    Unter ihm blieben die weißen Ebenen zurück, wurden abgelöst von langgezogenen Tälern und bewaldeten Hügeln. Mehrfach musste er Waldstücke umfliegen, deren Bäume zu hoch gewachsen waren, und einmal hörte er sogar, wie kahle Äste über den Boden des Gleiters kratzten.
    Es dauerte mehrere Stunden, bis Phil etwas Überraschendes bemerkte: Er fror nicht mehr. Zwar tränten seine Augen immer noch im Wind, aber von den Füßen bis zur Hüfte herrschte eine wohlige Wärme, die ihn wie eine Decke einhüllte. Er beugte sich vor, tastete nach der Innenverkleidung des Gleiters und zog erschrocken die Hand zurück. Das Material (Dave hätte den korrekten Namen gewusst) war heiß wie ein Ofen.
    Ein Teil von ihm freute sich über die unerwartete Wärme, während ein anderer der Frage nachging, ob diese Entwicklung möglicherweise Gefahren barg.
    »Was meinst du, Dave?«
    Er hatte den Satz ausgesprochen, ohne nachzudenken, aber die Stimme, die er so oft verflucht hatte, schwie g.
    »Vielleicht sollte ich landen«, setzte er das Selbstgespräch in alter Gewohnheit fort.
    »Wäre vielleicht nicht schlecht. Erst mal landen und aufhören die Pillen zu nehmen. Dann redest du wieder mit mir, nicht wahr, Dave? Du sagst mir schon, was ich machen muss.«
    Er trat das Pedal durch - und stutzte, als der Gleiter ungebremst weiterflog. Das Lenkrad ließ sich drehen, aber der Kurs blieb gleich. Auch die Höhe konnte er nicht verändern.
    »Was ist hier los, Dave?!«
    Mit aller Kraft trat er auf die Pedale und riss am Lenkrad. Das Motorengeräusch dröhnte plötzlich in seinen Ohren, schien mit jeder Sekunde lauter zu werden. Es roch verbrannt und irgendwie bitter. Die Hitze strich mit unsichtbaren Flammen über seine Füße.
    Phil zog die Beine an. Seine Blicke zuckten hektisch über das Armaturenbrett, von dem er nur wenig verstand. Ein Knopf blinkte rot, aber als er darauf drückte, geschah nichts.
    »Ich muss hier raus!«
    Zehn Meter trennten ihn vom rettenden Boden. Für einen Augenblick war er versucht, einfach zu springen und sein Schicksal den Göttern zu überlassen. Doch er widerstand dem Impuls. Ein Sprung aus dieser Höhe hätte ihm die Knochen zerschmettert.
    Phil starrte nach vorne, suchte verzweifelt nach einem

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