0563 - Gespensterjagd
„Ü'Krantomür ist unterwegs zum Funkraum. Würden Sie bitte vier Minuten Ihrer Standardzeit warten, Sir?"
Es war erstaunlich, wieviel diese Burschen schon über uns wußten. Sogar ihre Formulierungen stimmten mit unseren Formulierungen überein.
„Selbstverständlich, Mister Llagpaty", sagte Rhodan mit unbeweglichem Gesicht.
Wir dagegen wußten noch sehr wenig über die Götzen.
Wir kannten nicht einmal deren Anrede, und wie sie in ihrer Sprache ihre Sätze formulierten, wußten wir auch nicht, obwohl die meisten von uns inzwischen die schwarminterne Verkehrssprache, das Interkarties, beherrschten.
Ich hatte den Eindruck, als verfügten die Götzen gar nicht über eigene Formulierungen, sondern übernahmen die Art der Formulierungen jeweils von den Wesen, mit denen sie gerade sprachen.
„Vielleicht besitzen sie überhaupt keine eigenständige Kultur", sagte ich zu mir selbst.
„Wer?" fragte Gucky. „Die Götzen?"
Ich fing einen seltsamen Blick von Kukuruzku-Schulze auf und fragte mich wieder einmal, was der Sohn eines Marsianers und der Adoptivsohn eines Cynos uns verheimlichte. Er schien sehr viel über die Götzen und den Schwärm zu wissen.
Einen Augenblick lang vernachlässigte ich meine Gedankenblockade, und sofort merkte ich den Augen Guckys und Schulzes an, daß sie meine letzten Überlegungen erkannt hatten.
Tobias' Miene verschloß sich.
Der Mausbiber dagegen rieb sich aufgeregt die Hände.
„Das vermute ich schon lange", sagte er. „Tobias Kukuruzku-Schulze, warum verrätst du uns nicht ein bißchen mehr, hm? Wir sind doch Freunde, oder nicht?"
Tobias' Augen verdunkelten sich.
„Die Cynos und ich sind Brüder, wenn auch keine Blutsbrüder, und seine Brüder verrät man nicht, Gucky", sagte er leise.
„Selbstverständlich vertrauen sie mir und ich ihnen. Sie haben mir nicht das Versprechen abgenommen, ihre Geheimnisse zu bewahren, weil das selbstverständlich ist und auf Gegenseitigkeit beruht."
Er lächelte flüchtig.
„So etwas soll es manchmal auch unter Menschen geben.
Aber ich kann soviel verraten, daß Arman Signo berechtigt ist, euch zu gegebener Zeit in einige unserer größten Geheimnisse einzuweihen."
„Sie sagten .unserer Geheimnisse', Toby?" fragte ich.
„Bedeutet das, daß Sie sich als Cyno empfinden?"
Kukuruzku-Schulze schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht, weil ich weder ein Cyno bin noch weiß, wie ein Cyno in seiner Urgestalt aussieht. Vorläufig jedoch gehöre ich mehr zu ihnen als zu euch.
Zu gegebener Zeit werden meine Cyno-Brüder und ich uns trennen, dann werde ich fragen, ob meine solarischen Brüder mich aufnehmen."
Im Trivideokubus, der den Götzen zeigte, trat eine Veränderung ein. Kragh Y'Llagpaty ging etwas in den Hintergrund und machte Platz für ein Wesen, dessen Gestalt erheblich von der bisher gesehener Götzen abwich.
Das Wesen war etwa zwei Meter hoch, sehr schlank, besaß eine gelb-violett gefleckte Haut, ein völlig ebenes Gesicht mit dreieckigen Öffnungen für Nahrungsaufnahme sowie Gehör und Geruchssinn. An den plumpen Füßen entdeckte ich jeweils einen großen hakenförmigen Sporn.
Das also ist der Götze Ü'Krantqmür! dachte ich bei mir. So sieht er auch aus.
Kaum hatte ich das gedacht, kam ein weiteres Wesen ins Blickfeld.
Im ersten Moment dachte ich, das Exemplar einer Riesenschnecke von einem Meter Länge zu sehen. Der Körper ähnelte dem eines Weichtieres, war aber in fünf kaum erkennbare Segmente unterteilt, die abwechselnd gelb und violett gefärbt waren.
Der entscheidende Unterschied aber war der, daß dieses Wesen sich auf zahllosen Beinchen sehr flink bewegte.
Es verharrte neben Ü'Krantomür, woraufhin sich der Götze bückte und eine Hand auf den fußballgroßen langgestreckten Auswuchs legte, der sich auf dem vorderen Drittel des „Schneckenrückens" befand.
Kragh Y'Llagpaty kam wieder nach vorn und stellte sich hinter der Laufschnecke auf.
„Ich stelle vor, Sir: Ü'Krantomür und sein unzertrennlicher Begleiter Yorg-ho."
„Danke", erwiderte Perry Rhodan. „Es tut mir leid, daß die Unzertrennlichen sich für einige Zeit trennen müssen. Ich grüße Sie, Mister Ü'Krantomür."
Ü'Krantomür wandte sich Kragh Llagpaty zu und ließ einen Redeschwall auf ihn los, von dem ich trotz meiner Kenntnisse des Interkarties kaum ein Wort verstand. Ich begriff nur so viel, daß der parapsychisch unbedarfte Götze sich nicht von seiner Laufschnecke trennen wollte.
Kragh Y'Llagpaty beendete den Redefluß
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