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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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eine Ewigkeit.
    „Sie müssen es doch gehört haben.“
    „Und wenn sie schon schlafen?“
    „Du hast ja das Licht gesehen!“
    Ein zweites Mal hebt er die schwere bronzene Masse, doch er zögert, sie loszulassen, weil all das Ungastliche ringsum ihn tiefer beeindruckt, als er zu erkennen geben möchte.
    „Na los doch“, ermuntert ihn Simone.
    Der Widerhall des Schlags klingt tief. Jacques preßt das Gesicht an die Fensterklappe. Plötzlich stößt er einen Seufzer der Erleichterung aus.
    „Man entschließt sich … ich sehe ein Licht, das sich bewegt.“
    „Sie haben nicht einmal elektrisches Licht.“
    Trotz allem fühlen sie sich erleichtert und entspannt. Jacques tritt einen Schritt zurück. Ja, das Guckloch wird hell, und man hört das Geräusch eines zurückgeschobenen Riegels. Nicht das Portal öffnet sich, sondern die Fensterklappe … Kein Wort. Das Licht ist erloschen, vermutlich durch den Wind, der in den Flur bläst. Ein Wesen läßt sich hinter der Öffnung ahnen, aber ein stummes Wesen.
    Jacques ruft ungehalten: „Ist da jemand?“
    „Ja.“
    Mehr nicht. Verdutzt schauen sie sich an. Die Stimme klingt mürrisch, ein wenig pfeifend und unangenehm.
    „Wir suchen Nachtquartier, unser Wagen ist auf der Landstraße steckengeblieben.“
    Keine Antwort.
    „Verstehen Sie, was ich sage?“
    „Ja.“
    Gleichgültigkeit mit einem Beiklang von Bestürzung – nicht etwa Verwunderung.
    „Wir möchten gerne im Schloß übernachten.“
    „Das geht nicht.“
    „Was?“
    Gemeinsam haben sie ‚was’ geschrien, an Stelle von ‚wie meinen Sie’ ‚weil die Antwort zu unwahrscheinlich klang.
    Der Sprecher oder die Sprecherin fährt fort: „Es kommt nie jemand hierher.“
    „Aber ich sage Ihnen doch, daß wir in Not sind, in Gefahr, festgefahren im Schnee.“
    „Ja.“
    „Ist Ihnen das gleichgültig?“
    „Kommen Sie morgen wieder.“
    „Warum morgen?“
    Nichts. Schweigen hinter der Fensterklappe, die offenbleibt. Ebenso seltsam wie alles andere.
    „Machen Sie uns auf!“
    „Aufmachen?“
    In der Stimme schwingt etwas wie heimliche Angst mit … Bestürzung und Angst.
    „Wir sind keine Diebe.“
    „Das ist einerlei.“
    Simone ist im Begriff, ein Schimpfwort zu rufen, aber sie beherrscht sich. Einzig Marthe findet die Situation amüsant.
    „Wir brauchen Hilfe.“
    „Sie täten besser daran, gleich wieder wegzugehen.“
    „Aber, zum Kuckuck“, braust Jacques auf, „ich sage Ihnen doch, daß wir nicht können. Wir sind festgefahren, wenn Sie uns nicht aufmachen, liegen wir morgen erfroren im Schnee.“
    Wie sollten sie in dieser Finsternis den Wagen wiederfinden? Auf dem Herweg hatten sie als Anhaltspunkt das Licht gehabt. Gespannt warten sie auf eine Antwort, und es ist ein Lachen, das kommt.
    Ein kurzes, trockenes Lachen, eine Art Glucksen.
    „Machen Sie uns auf.“
    „Gehen Sie fort.“
    „Aber das ist doch unmöglich.“
    Wütend packt Jacques den Türklopfer und haut ihn mit aller Kraft herunter. Sie erwarten, daß das Fensterchen sich schließt, doch statt dessen erklärt die Stimme: „Sie haben dreimal geklopft.“
    „Jawohl, na und?“
    „Sie sind sehr hartnäckig.“
    „Wir wollen hinein. Wenn nötig, werden wir die ganze Nacht an diese Tür klopfen.“
    „Dreimal genügt.“
    Wieder dieses glucksende Lachen. Marthe preßt Bernards Arm. Warum findet sie die Situation mit einem mal nicht mehr amüsant?
    „Das sind Verrückte.“
    „Man möchte es meinen.“
    Der Riegel, der nun zurückgeschoben wird, krächzt fürchterlich, und die Tür geht nicht auf. Das Fensterchen wird geschlossen, dann, nach einer Weile, erscheint aufs neue das Licht, aber das Portal bleibt zu.
    „Worauf warten die da drinnen?“
    Jacques versetzt der Tür einen Stoß. Sie müßte in ihren Angeln ächzen und etwas wie einen unheimlichen Ruf in die Nacht entsenden. Statt dessen bleibt sie stumm, geht langsam auf und gibt einen gepflasterten, ziemlich niedrigen Flur frei. Ein paar Schritte entfernt steht eine uralte kleine schwarzgekleidete Frau, die mit der rechten Hand die Flamme einer langen Kerze schützt. Diese Flamme flackert nur einen Augenblick, dann wird sie vom Wind ausgelöscht.
    Alle vier treten in fieberhafter Eile ein, und Jacques schlägt hinter ihnen die Tür zu. Diesmal ächzt sie, und sie waren so wenig darauf gefaßt, daß sie zusammenzucken.
    „Nanu“, bemerkt Bernard, „sie ist offenbar nur fürs Öffnen geölt. So was hab’ ich noch nie gesehen.“
    Im Flur ist es noch kälter

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