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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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spaßig, um ihnen wirklich Angst einzujagen, und schließlich sind Jacques und Bernard Manns genug, um sich notfalls zu wehren.
    „Gib mir eine Zigarette, Bernard.“
    Nachdem Marthe sich bedient hat, reicht der Professor dem Riesen das offene Päckchen.
    „Was ist das?“
    „Eine Zigarette.“
    „Ach!“
    „Wissen Sie nicht, was das ist?“
    „Nein.“
    „Rauchen Sie nicht?“
    „Pfeife.“
    Unbeholfen nimmt er die Gauloise und dreht sie langsam zwischen den Fingern, als wolle er sie ganz genau prüfen.
    Die Alte stellt einen Teller auf den Tisch, geräucherte Wurst und Ziegenkäse. Dann geht sie zur Truhe zurück, um das Brot und ein Messer zu holen.
    „Wie ist Ihr Name?“ fragt Bernard den Riesen, während er ihm Feuer für seine Zigarette gibt.
    „Wilhelm.“
    Seine Gleichgültigkeit macht nervös.
    Jacques sagt resigniert: „Machen wir, uns ans Essen. Ich habe einen Mordshunger.“
    Marthe steht auf und stößt einen jähen Schrei aus. Hinter ihr hat sich eine große Dogge, die sie nicht bemerkt hatten, aufgerichtet. Eine zweite ist im Raum, ja sogar noch eine dritte. Warum haben sie die Tiere beim Hereinkommen nicht bemerkt? Es sind riesige Hunde, die lautlos gähnen.
    Die Alte wirft einen kurzen Blick auf Wilhelm.
    „Sie sind zurückgekommen“, sagt sie beiläufig. „Ja, sie sind zurückgekommen.“
     

Besorgt und fragend schaut Jacques seine Gefährten an.
    „Ich hatte die Hunde nicht bemerkt.“
    „Ich auch nicht.“
    „Dabei sind das ja nicht gerade kleine Tiere“, stimmt Marthe zu.
    Seltsam beeindruckt lassen sie sich am Tisch nieder. Wilhelm hat seinen Platz vor dem Kamin wieder eingenommen, und die Alte bleibt vor der noch offenen Tür stehen.
    „Ich bin so gut wie sicher, daß die Hunde nicht in der Küche waren, als wir hereinkamen“, bestätigte Bernard.
    „Ausgeschlossen!“
    Marthe dreht sich nach der Frau um.
     „Waren sie da?“
    „Sie sind immer da.“
    Regungslos auch sie, die Hunde. Alle Wesen sind regungslos in diesem Haus. Simone wirft einen ängstlichen Blick auf die Tiere. Sie wirken nicht bedrohlich, genauer gesagt, in ihrer Haltung liegt nichts Drohendes. Ihre Riesenhaftigkeit ist es, was sie gefährlich erscheinen läßt.
    „Als wir an das Portal klopften, haben da diese Hunde nicht gebellt?“
    Keine Antwort.
    Merkwürdig. Marthe übernimmt das Brotschneiden. Plötzlich wendet sich Jacques an Wilhelm: „Sie leben allein in diesem Schloß?“
    Der Riese, der tief in Gedanken versunken schien, hebt den Kopf.
    „Man ist nie allein, mein Herr … nie so allein wie man sollte.“
    Mit seinem riesigen Kopf erinnert er an jene Gestalten, die an den Dorfeingängen stehen und die Passanten anbetteln. Aber er spricht gesetzt, und was er sagt, klingt trotz des dunklen Sinns überlegt.
    „Nun … ist außer Ihnen im Augenblick noch irgend jemand im Haus?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Absonderlich! Und die Alte hatte ja auch schon solche Antworten gegeben, vorhin am Portal, als sie nicht wußte, ob sie sie einlassen sollte oder nicht.
    „Sie müßten es doch eigentlich wissen.“
    „Das kommt darauf an.“
    Und nun lächelt er mit einem mal. Ja, sein Gesicht hellt sich auf, und wenn auch seine Augen kalt bleiben, so ahnt man doch eine gewisse Heiterkeit in seinem Innern, eine verschmitzte Befriedigung.
    „Sie veralbern uns.“
    Das ist die einzige logische Erklärung. Die Alte bringt Gläser und füllt sie mit bernsteinfarbenem Wein aus einem Steinkrug. Das Brot, das sie essen, ist frisch, der Käse reif, und die Wurst köstlich. Das Brot vor allem setzt sie in Erstaunen, denn es ist knusprig. Auch der Wein ist vorzüglich.
    „Sie verproviantieren sich im Dorf?“
    „Zuweilen, notgedrungen.“
    Marthe begnügt sich mit dieser Antwort. Vielleicht ist es besser so.
    „Man kommt sich wie im Mittelalter vor“, erklärt Simone unvermittelt.
    Bernard schiebt seinen Brotkanten weg.
    „Ich habe keinen Hunger.“
    Die Frauen pflichten ihm bei. Nur Jacques läßt sich nicht beeindrucken. Er betrachtet seine Freunde mit einem ironischen Lächeln. Er ist überzeugt, daß man sich über sie lustig macht, unfreiwillig beteiligen sie sich an einem Riesenulk. Zwei Hunde sind herangekommen und stehen vor dem Tisch, einer rechts, einer links. Seltsame Tiere, dem Anschein nach harmlos. Freilich, trauen sollte man ihnen nicht. Wie sind sie hereingekommen und woher?
    Und dann das bizarre Verhalten Wilhelms und der Alten, ihre vorsichtige Zurückhaltung, der Eindruck des in

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