Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
ersten Holzstapel auf, die mit Pech übergossen und entzündet wurden. Prasselnde Flammen sorgten für Licht und Wärme. Den beißenden Qualm, der nur zögerlich durch die Fensterlöcher davon kroch, nahmen die Fischer dafür gerne in Kauf. Zum ersten Mal seit Kristofluu, dem Beginn ihrer Zeitrechnung, erstrahlte ein Turm von Sisco im Licht der Menschheit. Der Glanz, der in die Nacht hinaus drang, entzündete unter den Fischern auch den Hoffnungsschimmer, dass vielleicht wieder alles gut werden konnte.
    Kendro sorgte dafür, dass die Boote sicher an der Vorderfront vertäut und stets von zwei Männern bewacht wurden. Danach ließ er die Segel bergen und ins obere Stockwerk schaffen. Mit den großen Tüchern teilten sie nahe der Feuerstellen Bereiche ab, die den einzelnen Familien ein wenig Privatsphare gestatteten.
    Einige Kinder schleppten eingesammelte Krebse heran, die sofort in den offenen Flammen landeten. Als der Duft von gebratenem Fleisch in den Nasen kitzelte, wurden die Tierpanzer mit dem Messer geknackt und der Inhalt gierig mit Holzspänen herausgepult.
    Clay ließ seinen Fang ebenfalls auf dem Feuer garen. Statt den eigenen Hunger zu stillen, brachte er die ersten beiden Schalen zu Piar hinüber.
    Zu gerne hatte er ihr auch ein weiches Krankenlager bereitet, doch außer einem mehrfach gefalteten Segeltuch stand nichts zur Verfügung, um den harten Boden abzufedern. Trotz der widrigen Umstände gewann Piars Gesicht sichtlich an Farbe, doch das wunderte Clay nicht. Ihre zierliche Gestalt konnte ihn nicht darüber hinweg tauschen, dass sie die robuste Natur einer Fischerin besaß.
    Der junge Mann presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, um nicht laut aufzuschreien, wahrend er die letzten Schritte zurücklegte. Die offenen Krabbenschalen glühten fast ebenso heiß wie ein brennender Holzscheit. Hastig setzte er sie auf dem Boden ab, bevor seine Fingerkuppen ernsthaften Schaden nahmen.
    »Hier«, bot er Piar an, während er mit den Händen wedelte, um den Schmerz zu mindern.
    »Damit du wieder zu Kräften kommst.«
    Die Fischerin stutzte sich auf ihren gesunden Arm und begutachtete kopfschüttelnd seine Verrenkungen. »Hast du schon selbst etwas gegessen?«
    »Ich bin langst satt«, verkündete er großspurig, doch ein verräterisches Knurren in der Magengegend entlarvte ihn als Lugner.
    »Wir teilen lieber«, lachte sie, »bevor noch der hungrige Lupa, den du verschluckt hast, über mich herfällt.«
    Nach einem ganzen Tag ohne feste Nahrung ließ sich Clay nicht lange bitten. Er reichte ihr eine der Schalen und nahm die andere zwischen Daumen und Zeigefinger. Die heiße Masse, die durch ihre Speiseröhren glitt, besaß keinen eigenen Geschmack, doch angesichts des beißenden Hungers schmeckte die Mahlzeit auch ohne Gewürze.
    Piar strich sich genusslich über den Bauch, bis sich ihr entspannter Gesichtsausdruck unversehens verfinsterte und sie die Zunge in einer Geste der Missbilligung herausstreckte. Clay war völlig verwirrt, bis er begriff, dass diese Reaktion nicht ihm, sondern zwei Frauen galt, die in einiger Entfernung kichernd die Köpfe zusammensteckten. Ihrer beider Mütter! Vermutlich schwelgten sie gerade in Hochzeitsvorbereitungen, als ob es derzeit keine dringlicheren Probleme im Leben gab.
    Ehe es zu einem Disput zwischen alter und junger Generation kommen konnte, wurden Stimmen am Eingang laut. Die Mannschaft der Lischette strömte in die Halle. In den prall gefüllten Netzen, die sie über den Schultern trugen, zappelten mehr Fische, als alle hungrigen Mauler bis zum Morgengrauen verspeisen konnten. Doch das war nicht die einzige Überraschung, die sie bereithielten.
    Die vier Kräftigsten unter ihnen schleppten ein großes Korallenstuck herein. Erst bei genauerem Hinsehen fiel auf, dass die Seiten viel zu gerade verliefen, um naturlich gewachsen zu sein.
    »Seht euch nur an, was wir gefangen haben!«, rief Topo voller Stolz. »Es ist das reinste Wunder. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen!«
    Neugierig strömten die Anwesenden zusammen, um zu sehen, was dort im tanzenden Schein des Feuers abgestellt wurde. Über zweihundert Manner, Frauen und Kinder gruppierten sich kreisförmig um einen perlmuttfarbenen Block mit geriffelter Oberflache.
    Zweifellos schön anzusehen, aber wozu sollte er nützlich sein?
    Topo ließ sich kein Wort der Vorankündigung entlocken. Ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen, kniete er nieder und machte sich mit geschickten Handgriffen daran zu

Weitere Kostenlose Bücher