0592 - Die Wächter der Verfluchten
Männer voller Scheu zu den riesigen Köpfen hinüber. Die starrten mit ihren grellen Augen über das Meer. Steinerne Köpfe! Aber… waren das wirklich nur Steine?
So mancher der Matrosen bekreuzigte sich und wog ab, was schlimmer war: diesen Steinen gegenüberzutreten oder sich von den Haien fressen zu lassen.
Das Meer überspülte bereits das Deck. Das Schiff konnte zwar nicht mehr viel tiefer sinken, aber es zerbrach allmählich. Und jede neue Woge ließ mehr Holz zerbersten.
Schon bald hatten sich die Männer darauf geeinigt, was mitgenommen werden sollte. Viel war es wirklich nicht.
Dann sprangen sie ins Wasser, und sie begannen zu schwimmen, so schnell sie konnten.
Sie schafften es - sie alle dreizehn. Ohne von den Haien attackiert worden zu sein, wateten sie an Land.
Kapitän Heeremaas ließ sich in den Sand sinken. An dieser Stelle war das Ufer relativ flach, weiter rechts und links stieg es an zu einer zerklüfteten Steilküste.
Heeremaas sah auf das Wasser hinaus.
Die FÜRST ROMANO brach in diesem Moment endgültig auseinander. Das Heck wurde losgerissen, driftete ein Stück weiter und versank.
Die Wellen trieben einige Trümmerstücke nach und nach ans Land.
Der ehemalige Besitzer des Schiffes lachte bitter auf.
»In dieser Lage könnt Ihr noch lachen, Mijnheer?« wunderte sich Heeremaas. Er erhob sich wieder. »Wir sind gestrandet, wissen nicht, wo wir uns befinden. Vielleicht auf einer Insel, die nie zuvor von eines Menschen Fuß betreten wurde. Vielleicht werden wir es nicht mehr erleben, daß andere Seefahrer hier eintreffen. Denn diese Insel ist auf keiner Karte verzeichnet.«
»Noch nicht. Vielleicht werden wir es sein, die ihre Lage eines Tages verzeichnen und ihr einen Namen geben.«
Heeremaas winkte ab. »An Wunder glaube ich nicht mehr, Mijnheer. Wir werden dieses Abenteuer nicht lange mehr überleben.«
Er ging ein paar Schritte, und Van Dyke folgte ihm. »Wie meinen Sie das, Kapitän?«
»Wir brauchen Süßwasser, und wir brauchen etwas zu essen.«
»Die Insel ist bewaldet. Wo Bäume wachsen, wachsen auch Früchte.«
»Sie könnten giftig sein.«
»Zur Not können wir das Gras essen.«
»Sind wir Vieh?«
»In der Not frißt der Teufel Fliegen«, erwiderte van Dyke.
Der Teufel, dachte er. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Sprichwörter in allen Ländern und bei allen Völkern sich mit diesem alten Knaben befassen - ganz gleich, ob er nun der Teufel der Christen, der Scheitan der Muslime oder der Baal-Moloch der alten Karthager ist. Und immer wieder kreuzt er meinen Weg.
Auch hier?
»Das Trinkwasser ist das einzig wirkliche Problem«, meinte Van Dyke dann. »Deshalb werden wir nicht hier am Strand bleiben können. Wir müssen ins Landesinnere.«
Heeremaas warf den riesigen Steinköpfen einen mißtrauischen Blick zu. Sie standen in geraumem Abstand am Ufer, waren größer, als die Männer erwartet hatten, und sie standen weiter verteilt, als es von der See her den Anschein gehabt hatte.
Was mochten sie bewachen?
Oder - wen?
»Ich weiß nicht, ob es gut ist, an diesen Köpfen vorbei ins Landesinnere zu gehen«, gestand der Kapitän. »Jedesmal, wenn ich diese tückischen, grellen Augen sehe, erfaßt mich ein eisiger Schauer.«
»Das kann ich Ihnen nicht verdenken, Jan«, murmelte der Schiffseigner. »Mir geht es ähnlich. Ich möchte nur zu gern wissen, was diese Augen zum Leuchten bringt.«
»Ich nicht«, sagte Heeremaas. »Ich glaube, ich hänge noch ein wenig am Leben. Aber wer weiß, wie lange das noch währt, wenn wir kein Wasser finden. Vielleicht finden wir auch tatsächlich außer Gras nichts zu essen. Vielleicht werden wir uns gegenseitig erschlagen und auffressen. - Verdammtes Piratenschiff! Wir hatten einfach keine Chance!«
»Ich habe mir das Schiff der Piraten genau angeschaut. Ich hatte den flüchtigen Gedanken, es vielleicht mit zwei, drei Männern übernehmen zu können.«
»Ihr seid ja verrückt!« entfuhr es dem Kapitän. »Die Piraten entern uns, schießen unser Schiff in Stücke, und Ihr plant, deren Schiff zu übernehmen?«
»Ein Handstreich«, sagte van Dyke. »Zwei oder drei kampferprobte Männer, nicht mehr. Während die Piraten unser Schiff plündern, über Bord gehen. Unter unserem und dem Piratenschiff hindurchtauchen. Auf der anderen Seite sich an den Rumpf der Caravelle klammern. Abwarten, bis die Piraten ihren Sieg feiern. In der Nacht, wenn die meisten von ihnen betrunken sind, an Bord klettern, sie fesseln oder bei
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