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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gegenwehr töten, und das Schiff übernehmen!«
    »Wirklich, das ist verrückt«, ächzte der Kapitän.
    »Gar nicht. Ich habe so etwas schon einmal gemacht«, gestand der Schiffseigner.
    »Ihr?« Der Kapitän schluckte heftig.
    »Es liegt allerdings schon ein wenig zurück. Etwa hundert… ach, ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange«, unterbrach van Dyke sich.
    »Hundert… Jahre?«
    Heeremaas sah ihn verblüfft an.
    »Aber hier habe ich es gelassen«, fuhr van Dyke fort, die Neugier des Kapitäns ignorierend. Er hoffte, Heeremaas würde den Versprecher bald vergessen. »Sie haben für so etwas nicht die richtigen Männer an Bord, Jan.«
    »Was soll, das denn schon wieder heißen?«
    Der Schiffseigner zuckte mit den Schultern. »Damals wußte ich Söldner an meiner Seite«, sagte er. »Männer, die das Kämpfen gelernt hatten. Ein Kaufmann, für den ich damals arbeitete, hatte es satt, daß Piraten seine Schiffe überfielen. Also schickte er uns los.«
    »Und Ihr habt die Piraten tatsächlich…?«
    »Damals ja. Danach hatte der Kaufmann ein gutes Schiff mehr, und die Haie im Indischen Ozean waren satt.«
    »Was ist aus dem Kaufmann geworden?« fragte Heeremaas.
    »Sicher lebt er längst nicht mehr. Ich habe ihn sehr bald aus den Augen verloren. Ich hatte ja auch Besseres zu tun.«
    »Und was? Weitere Piraten bekämpfen?«
    Van Dyke schüttelte den Kopf. »Nein. Ich mußte ja schließlich sein Handelsunternehmen wieder in Schwung bringen. Ich hab's ihm bald darauf abgekauft. Hätte ich es nicht getan, würde die heruntergewirtschaftete Reede längst nicht mehr bestehen. Aber lassen wir die alten Geschichten. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Er sah wieder aufs Meer hinaus.
    »Ich hatte eigentlich gehofft, daß dieses stolze Schiff noch ein paar Fahrten mehr durchstehen würde. Drei, vier, vielleicht sogar noch fünf. Deshalb hatte ich ihm ja diesen edlen Namen gegeben. Er bedeutete mir sehr viel. Und wenn es etwas gibt, wofür ich diese Piraten hasse, dann ist es nicht, daß sie uns angegriffen haben, sondern daß sie mir dieses Schiff zerstörten.«
    »Was bedeutet Euch ein Schiff, wenn Ihr eine ganze Reede besitzt?«
    Van Dyke lachte wieder auf. »Es war die FÜRST ROMANO, verstehen Sie? Gewissermaßen mein ›Flaggschiff‹. Deshalb war ich ja auch selbst an Bord. Ich wollte mit dem Schiff, das den Namen jenes stolzen Mannes trug, die Märkte der Welt erobern. Oh, er war wirklich sehr stolz, der gute alte Romano…«
    »Wer war er?«
    Van Dykes Gesicht verdüsterte sich etwas.
    »Einer meiner Vorfahren«, sagte er. »Er lebte vor über zweihundert Jahren. Er war ein - Zigeuner…«
    ***
    »Sie sind keine Hanau-eepe «, [1] sagte Takaroa.
    »Sie sind allerdings auch keine von unserer Art«, hielt der alte Manaua dagegen, der Zauberpriester seit drei Generationen war.
    »Sie müssen einen mächtigen Zauber besitzen«, sagte Takaroa. »So ein großes Boot wie das, mit dem sie über das Meer gekommen sind, hat nie ein Mensch gesehen.«
    »Ein mächtiger Zauber?« Manaua schüttelte den Kopf. Er strich sich mit der Hand über den fast kahlen Schädel, der nur noch eine Handvoll grauweißer Haare trug. »Sie sind gestrandet, ihr großes Boot zerschellt. Und sie besitzen nicht mal Frauen.«
    »Vielleicht haben sie die Frauen nicht mitgenommen auf die große Reise.«
    »Aber woher sollten sie gekommen sein? Die Moais sahen ihresgleichen nie zuvor.«
    »Die Moais sind ein Vermächtnis der Hanau-eepe.«
    »Dennoch verdienen sie unsere Ehrerbietung«, verlangte der uralte Mann. Er sagte es voller Schärfe in der Stimme.
    »Hast du Make-Make gefragt, was wir mit den Fremden tun sollen?«
    »Wer bist du, Takaroa, daß du es wagst, mich danach zu fragen? Bin ich Make-Make selbst, daß ich dir eine Antwort geben kann? Er wird zu mir reden, wenn er es für richtig hält.«
    Takaroa verzog das Gesicht und wandte sich ab.
    »Wenn das so ist«, sagte er, »werde eben ich entscheiden, was wir mit den Fremden tun.«
    Und dann ging er hinaus aus der Hütte des Zauberpriesters, sammelte die Krieger um sich und tat, was getan werden mußte.
    Ehe die Fremden die alten Geister erzürnen konnten!
    Denn Fremde hatten vor den Geistern noch nie Respekt gezeigt…
    ***
    Die Männer brachen auf. Den Resten der ehemals stolzen FÜRST ROMANO warf so mancher noch wehmütige Blicke zu - und den riesigen Steinköpfen eher furchtsame. Einige der Männer bekreuzigten sich, der Schiffskoch murmelte sogar ein Gebet.
    Van Dyke beobachtete den

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