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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verwirrten und ängstlichen Jungen mit sich fort, und die Krieger folgten ihnen, bald darauf waren sie aus dem Sichtbereich der Gefangenen verschwunden.
    »Gottlose Sitten«, schimpfte der Schiffskoch und bekreuzigte sich.
    Aber van Dyke glaubte nicht, daß sich die beiden Eingeborenen-Mädchen den Jungen geholt hatten, um sich mit ihm sinnlichen Freuden hinzugeben.
    Und er sollte recht behalten.
    Wenig später hörten sie den gellenden Schrei.
    Es war Vano, und er kreischte fürchterlich!
    In höchster Todesangst und vor grausigem Schmerz!
    Es dauerte sehr lange, bis seine Stimme heiser und auch leiser wurde, und noch länger, bis er schließlich ganz verstummte.
    Als es dunkel war, begann van Dyke den Boden des Käfigs aufzugraben…
    ***
    Robert van Dyke schaffte es.
    Gut zwei Stunden brauchte er, bis er ein genügend großes Loch in den harten Boden gegraben hatte, aber jetzt konnte er sich unter den Gittern hindurchschlängeln. Er hatte als Grabwerkzeug den Dolch benutzt, den er in seinem Stiefel versteckt hatte. Die Steinschloßpistole im anderen Stiefel ließ er zunächst noch, wo sie war.
    Man soll nie alle Trümpfe auf einmal ausspielen…
    Heeremaas und Jos, die mit van Dyke und zuvor auch mit Vano in einen Käfig zusammengesperrt worden waren, krochen hinter ihm her. Jos hatte immerhin beim Graben mitgeholfen und van Dyke immer wieder abgelöst, der Kapitän konnte sich ja mit seiner verletzten Schulter hinausreden, und van Dyke hatte seine Rachepläne nach dem, was mit Vano passiert war, zurückgestellt und auch die anderen Gefangenen eingeweiht.
    »Holt uns auch raus«, flüsterte Olssen.
    »Graben müßt ihr schon selbst«, raunte van Dyke ihm zu und drückte ihm nach kurzem Zögern den Dolch in die Hand. Er trennte sich nur ungern davon, schon wegen der Erinnerungen, die sich damit verbanden. Aber es war wohl besser so, denn mit den bloßen Fingern schafften es die anderen bei dem hartgestampften Boden nicht. Das hatte sich bereits gezeigt, als sie dem Beispiel des Reeders gleich hatten folgen wollen, kaum daß sie sahen, was er da tat.
    Aber ohne Werkzeug kamen sie kaum voran.
    »Seid Ihr verrückt?« stieß Heeremaas hervor. »Wir brauchen das Messer! Wir müssen uns verteidigen können!«
    Van Dyke ging nicht darauf ein. »Wir müssen den Jungen suchen!«
    »Wir müssen verschwinden«, hielt Heeremaas dagegen. »Solange wir das noch können!«
    »Und die anderen im Stich lassen?« zischte van Dyke etwas lauter, damit auch die anderen Schiffbrüchigen es hören konnten.
    »He, was soll das heißen?« fragte Freder Pol mißtrauisch.
    »Wir schauen erst, was mit dem Jungen ist«, beharrte van Dyke.
    Der Kapitän zögerte zunächst, dann folgte er dem Reeder und Jos. Sie pirschten sich an der Rückseite der Rundhütten vorwärts, in die Richtung, aus der die Schreie gekommen waren, dann krochen sie über den Boden wie Schlangen oder Reptile.
    Ein Feuer brannte.
    Die Eingeborenen hockten im Kreis um die Flammen, dicht an dicht und in mehreren Reihen. Es waren nur die Krieger, von den Frauen war nichts zu sehen. Auch die beiden Mädchen, die Vano mitgenommen hatten, fehlten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Kreises, hinter dem Feuer, erkannte van Dyke Takaroa. Der Anführer kauerte im Schneidersitz und schien an etwas zu kauen.
    Hinter ihm, außerhalb des Kreises, stand der alte Mann ohne Ohren. Er wirkte seltsam entrückt und leblos wie eine Statue.
    »Da«, flüsterte Jos, stieß van Dyke an und deutete auf Takaroa. Jetzt entdeckte auch der Reeder, was ihm eben noch nicht aufgefallen war.
    Takaroa trug Vanos Hose!
    Auch Heeremaas hatte es jetzt gesehen. Unwillkürlich krallte er die Finger der linken Hand in den Boden. Dabei bekam er etwas zu fassen.
    Er zuckte zusammen und riß es hoch. Betrachtete es im Feuerschein.
    Es war ein Knochen!
    Ein Stück eines Rippenknochens, wie van Dyke feststellte. Eines -menschlichen Rippenknochens!
    Er war säuberlich abgenagt und von allen Fleischfasern befreit, aber ein wenig Blut klebte noch daran.
    Jemand mußte das Knochenstück erst vor wenigen Minuten hierher geworfen haben.
    Jetzt wußten die drei Männer, woran Takaroa und einige andere der Krieger kauten…
    Und Heeremaas sprang auf, stieß einen gellenden Schrei aus.
    »Das sind - Kannibalen!« kreischte er. »Sie haben den Jungen bei lebendigem Leib gefressen!«
    Im gleichen Moment brach die Hölle los!
    Die Krieger am Feuer sprangen auf, wirbelten herum und sahen Heeremaas.
    Jos und van Dyke erhoben

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