0598 - Die Alte Macht
Berserkerin, sie schaffte es tatsächlich, ein Brett zu lösen.
Aber als sich Nicole dann durch den Spalt nach draußen zwängen wollte, zuckte sie erschrocken zurück.
Sie entging dem Axthieb dadurch nur um Haaresbreite.
Die beiden anderen Muskelmänner waren nicht mit dem zeternden Mönch zum Dorf gelaufen. Sie warteten statt dessen vor der brennenden Scheune, um jeden Ausbruchsversuch der nackten Teufel zu verhindern!
Glaubten sie etwa, sie seien jenseits einer Bretterwand vor Teufeln so sicher, daß diese ihnen keinen Schaden mehr zufügen konnten?
Und kümmerte es sie nicht, daß sich ihr Kamerad ebenfalls in dieser Feuerhölle befand und dadurch zum Tode verurteilt war?
Zamorra wandte sich wieder eben jenem Mann zu.
»Warum nennt ihr uns Teufel?« brüllte er ihn erneut an. »Warum?«
»Weil… weil der Fürst der Finsternis euch geschickt hat«, keuchte der Mann.
»Zamorra! Ich brauche deine Hilfe!« rief Nicole und gab ihm ein Zeichen.
Zamorra nickte. Er hatte verstanden!
Nicole ging ein gewaltiges Risiko ein, aber sie versuchte abermals, durch den Spalt zu gelangen.
Ein Teil der Dachkonstruktion stürzte bereits brennend zusammen, und Funken wirbelten in einem wilden, heißen Regen empor und durch die ganze Scheune.
Nicole hatte also kaum eine andere Wahl.
Da zuckte schon wieder die Axt heran, um der ›Teufelin‹ den Garaus zu machen!
Aber Nicole wich abermals aus, da griff Zamorra über sie hinweg und bekam die Axt zu fassen.
Er zerrte die Axt mit einem Ruck halb in die Scheune, und er hörte draußen einen Mann gellend aufschreien, der nicht hatte loslassen wollen.
Mit Kopf und Schulter war der Kerl gegen das Holz der Scheune geprallt. Jetzt ließ er die Axt los.
»Weg da draußen!« brüllte Zamorra.
Er schwang die Axt, die krachend ins Holz fuhr und es aufsplittern ließ.
Er mußte die Öffnung vergrößern, denn wenn er und Nicole durch den schmalen Spalt kriechen würden, hatten sie nicht genügend Platz, sich zu wehren.
Wieder ein Schlag, und noch einer!
Da kam erneut ein Teil des Daches herunter.
Direkt auf die Menschen zu, die nicht mehr schnell genug ausweichen konnten.
Von brennenden Balken wurden sie zu Boden gestoßen…
***
Der Drache stieß Sid Amos an. »Was ha - hatschieh! - hast du?« wollte er wissen.
Er rüttelte den Ex-Teufel heftig, und ebenso heftig nieste er abermals.
Diesmal ging der Feuerstrahl nur haarscharf an Amos vorbei. Beim ersten Mal hatte er ihn getroffen und ihm den Anzug versengt.
Amos schien es nicht einmal richtig bemerkt zu haben. Es war, als erwache er aus einer Art Trance, aus einem tiefen Traum.
»Wie?« fragte er.
»Du hast mitten im Satz aufgehört zu reden«, sagte der Drache. »Das ist gar nicht höflich, Mr. Sid. Du wolltest mir doch erklären, wie das mit dem Höllenfeuer funktioniert.«
»Und deshalb verbrennst du mich beinahe?«
Amos betrachtete seine Schulter, schnipste ein paar nachglimmende Funken aus der Anzugjacke und strich über eine Gesichtshälfte, um ein paar entstehende Brandblasen sofort wieder wegzulöschen, noch ehe sie sich richtig bilden konnten.
»Wenn du das nächste Mal niesen mußt, dreh dich gefälligst vorher in eine andere Richtung!«
»Selbstverständlich, Mr. Sid.« Fooly nickte fleißig, nieste erneut - und hüllte den ganzen Sid Amos in eine Feuerwolke.
Mit einem Wutschrei sprang Amos auf und stürzte fast über den umkippenden Stuhl.
»Du sollst das lassen!« herrschte er den Jungdrachen an.
»Tut mir wirklich leid«, klagte Fooly. »Ich wollte das wirklich nichatschieh!«
Und wieder stob ein Flammenschwall aus seinen Nüstern heraus, diesmal aber doch in eine andere Richtung.
Eine Vase zersprang im Feuer, und die künstlichen Blumen zerschmorten stinkend zu einer undefinierbaren Masse.
»Mit einem solchen Schnupfen«, knurrte Sid Amos, »gehörst du nicht unters Volk, sondern in eine einsame, warme Höhle, und zwar so lange, bis du dich auskuriert hast!«
»Ach, das dauert nicht mehr lange«, wehrte Fooly ab. »War schon viel schlimmer in den letzten Tagen. Ich bin schon fast wieder gehatschieh! - gesund !«
»Viel schlimmer? Und Château Montagne ist noch nicht bis auf die Grundmauern niedergebrannt?« wunderte sich Sid Amos.
Der etwa ein Meter zwanzig große, rundliche Drache mit dem Echsenschädel und den großen Telleraugen schüttelte den Kopf. »Ist doch nur ein ganz harmloser Schnupfen! So etwas wie ein Arbeitsunfall. Mehr nicht.«
Diesen Schnupfen hatte er sich zugezogen, als
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