0610 - Pilgerflug nach Terra
die Öffentlichkeit schließen lassen, so daß die Regierungsmitglieder und Wissenschaftler jederzeit zwischen Imperium Alpha, Professor Eysberts Hauptquartier und der Solar Hall, wo Rhodan seinen Sitz hatte, hin und her pendeln konnten.
Bei dem augenblicklich herrschenden Chaos war der Pneumo-Expreß für den Nahverkehr noch immer das schnellste sind sicherste Beförderungsmittel. Seit es mit den Transmittern einige Unfälle gegeben hatte, traute ihnen Atlan nicht mehr ganz.
Obwohl das Dienstpersonal ständig unter der Wirkung von Psychopharmaka stand, kam es dennoch zu Zwischenfällen.
Deshalb mied Atlan die Transmitter, wenn es irgendwie ging.
Im Kosmopsychologischen Institut angekommen, wurde Atlan sofort von Professor Eysbert in dessen Arbeitszimmer empfangen.
„Wie kommen Sie voran, Professor", erkundigte sich Atlan.
Der Chef-Kosmopsychologe der MARCO POLO lächelte schwach. Diese Frage wurde ihm gut hundertmal am Tage gestellt; er hatte immer die gleiche Antwort parat: „Wir stehen noch am Anfang der Untersuchungen. Wir kennen zwar die Auswirkungen der Psychosomatischen Abstraktdeformation, aber nicht den Erreger. Wir haben schon eine Reihe von Symptomgruppen kennengelernt, sie werden immer mehr, neue Aspekte zeigen sich, aber wir haben nichts in der Hand, um die PAD wirksam bekämpfen zu können."
„Werden Sie über die Vorgänge auf der Erde auf dem laufenden gehalten?", erkundigte sich Atlan.
„Das kann man wohl sagen", meinte Eysbert mit einem Seufzer.
„Meine Verhaltensforscher kommen gar nicht mehr dazu, alles einlaufende Material auszuwerten. Aber eines läßt sich erkennen: der Wunsch, zurück zur Heimat der Vorfahren, nimmt immer krassere Formen an. Viele Menschen sind daran zerbrochen, daß ihre Vorfahren aus verschiedenen Erdteilen stammen. Sie konnten das Dilemma psychisch nicht bewältigen. Viele haben den Verstand verloren. Die Erde ist ein riesiger Schmelztiegel, in dem sich alle der einst hier lebenden Völker zu einem einzigen vereint haben - dem Volk der Terraner. Keiner kann heute mehr von sich behaupten, er sei ein Schwarzer, ein Chinese oder ein Indianer. Jeder hat von jedem etwas Blut in den Adern. Daraus erwächst das augenblickliche Dilemma. Wie weit soll man seinen Stammbaum zurückverfolgen, um seine Ahnen zu finden und deren Heimat aufzusuchen?"
„Ich fürchte, von dieser Seite dürfte man das Problem aber nicht anpacken", meinte Atlan. „Die Wurzel des Übels ist die PAD-Krankheit."
Eysbert winkte ab.
„Darauf konzentrieren wir uns sowieso. Aber wir dürfen die rein psychologischen Aspekte nicht außer acht lassen. Denn da wir die PAD-Krankheit noch nicht erforschen konnten, müssen wir zwangsläufig versuchen, die Auswirkungen psychologisch zu erfassen und auf diese Weise zumindest Teillösungen zu finden.
Wir müssen vor allem dieser gigantischen Völkerwanderung Einhalt gebieten. Noch ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern gesichert. Aber es fragt sich nur, wie lange noch. Es kommt bereits schon jetzt zu Plünderungen. Das Verkehrsnetz ist ohnehin schon zusammengebrochen. Die Meldungen darüber, daß Leute versucht haben, in kleinen Motorbooten und in selbstgebastelten Flößen die Meere zu überqueren, sind der erste Alarm für einen weltweiten Selbstmordmarsch à la Lemminge."
„Wir tun alles, um diese Entwicklung abzuwenden", erklärte Atlan. „Unsere Einsatzkommandos sind ständig unterwegs, um besonders gefährdete und anfällige Paraabstrakt-Verseuchte mit Psychopharmaka zu versorgen. Aber das ist natürlich nur der Tropfen auf einen heißen Stein. Wir können nicht alle Deformationsgefährdete versorgen, sondern nur einen schwindend geringen Bruchteil. Und selbst wo wir eingreifen, erreichen wir nur einen Erfolg auf Zeit, denn die Wirkung der Psycho-Hemmmittel ist von begrenzter Dauer. Und unsere Aufklärungssendungen in Rundfunk und Fernsehen erreichen nur einen Bruchteil der Menschheit. Wer hört in diesem Chaos noch Radio und sieht fern? Und von den wenigen, die wir ansprechen, befolgt wieder nur ein verschwindend geringer Prozentsatz unsere Ratschläge."
„Und was halten Sie davon, den Notstand auszurufen?"
„Ich werde diesen Vorschlag Perry Rhodan unterbreiten", sagte Atlan. „Aber selbst wenn er zustimmt, bin ich mir darüber nicht im klaren, ob wir von dieser Möglichkeit Gebrauch machen sollten.
Wahrscheinlichkeitsberechnungen haben ergeben, daß wir mit drastischen Maßnahmen das Chaos vielleicht
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