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0610 - Pilgerflug nach Terra

Titel: 0610 - Pilgerflug nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geistesabwesend an; er war mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders. Atlan packte ihn so heftig an der Schulter, daß Rhodan ihm in die Augen blicken mußte, dann tastete er auf dem TV-Gerät einen anderen Kanal ein.
    Auf dem Bildschirm war gerade der Interkontinentalflughafen von Terrania zu sehen. Eine riesige Menschenmenge wälzte sich auf ein Stratosphärenflugzeug zu. Die Menschen stießen einander nieder, stiegen über am Boden Liegende hinweg und schlugen blindlings aufeinander ein und alles nur, um noch einen Platz in dem Flugzeug zu bekommen.
    Die Roboter des Flugsicherungsdienstes waren machtlos.
    Obwohl sie ihre Paralysatoren einsetzten, wurden sie von der entfesselten Meute einfach niedergerannt. Die Menge stürmte den Stratosphärenklipper.
    Diese schrecklichen Szenen schienen Rhodan wachzurütteln.
    Aber Atlan ließ sich davon nicht täuschen - schon in der nächsten Sekunde konnte Rhodan alles wieder vergessen haben.
    Atlan behielt den harten Kurs bei.
    „Für diese Geschehnisse bist du verantwortlich, Perry!" sagte er mit schneidender Stimme. „Wenn du nur etwas Verantwortungsbewußtsein zeigtest, dann würdest du dich engagieren und die Menschheit zur Besinnung rufen. Du weißt, daß die Terraner immer auf dich gehört haben. Wenn du vor sie hintrittst und einen Appell an sie richtest, dann werden viele von ihnen zur Vernunft kommen und das Unsinnige ihres Tuns erkennen. Aber anstatt das zu tun, sitzt du nur hier und träumst von der Heimat deiner Eltern."
    „Ich wußte nicht...", begann Rhodan.
    Aber Atlan schnitt ihm das Wort ab.
    „Weil du dich zurückgezogen hast und vor der Realität verschließt. Du willst nicht wahrhaben, was um dich vorgeht!"
    „Doch", versicherte Rhodan zaghaft... Ich habe alle eingehenden Meldungen überprüft. Ich habe die Unfallstatistik gesehen. Aber die Zahlen drangen nicht in mein Bewußtsein. Die Bilder dagegen sind etwas ganz anderes..."
    Atlan wußte, daß er das einzig Richtige getan hatte. Perry hatte aus einer inneren Abwehr heraus alles von sich ferngehalten, das ihn mit den Zuständen auf der Erde konfrontieren konnte.
    Auch das war ein Symptom der Psychosomatischen Abstraktdeformation: man verschloß sich vor der Realität und kapselte sich in einer Eigenwelt ab.
    „Sieh dir genau an, was auf dem Zentralflugplatz vor sich geht", drang Atlan weiter in ihn. „Ähnliches passiert auf der ganzen Erde. Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen, wenn wir die Menschheit vor einer Katastrophe bewahren wollen. Wir können nicht alle von der Paraabstrakt-Seuche heilen. Die Seelenumkehr hat nun einmal auf alle Menschen übergegriffen und kann erst wirkungsvoll bekämpft werden, wenn wir den Erreger kennen.
    Aber du könntest einen Aufruf an sie erlassen, der sie zur Vernunft rufen soll.
    Das könnte Wunder bewirken. In vielen Fällen würde eine eiserne Willensanstrengung genügen, um die Auswirkungen der PAD zu mildern.
    Du siehst es an dir. Meine Worte haben dich wachgerüttelt!"
    Rhodan nickte.
    „Das haben sie, in der Tat!"
    Rhodan erhob sich. Er warf noch einen Blick auf den Bildschirm und wandte sich dann dem Freund zu.
    „Es fällt mir jetzt nicht mehr schwer, den Wunsch, die Heimat meiner Eltern aufzusuchen, zu unterdrücken", sagte er. „Ich danke dir, Atlan, daß du mir über diese Krise hinweggeholfen hast.
    Aber versprichst du dir nicht zuviel von meinem Aufruf an die Menschheit? Ich kann auch keine Wunder wirken."
    „Es kommt auf einen Versuch an", sagte Atlan. „Wir wissen schon seit langem, daß die Psychosomatische Abstraktdeformation nicht unüberwindbar ist. Mit der nötigen Willensanstrengung kann man gegen die Auswirkungen ankämpfen. Das hat Professor Eysbert bewiesen - und nicht zuletzt auch du."
    Rhodan blickte wieder auf den Bildschirm, auf dem gerade der Zusammenstoß zweier Privatgleiter zu sehen war. Rhodan sagte: „Hoffentlich gelingt es uns bald, diesen Wahnsinn zu beenden."
    Atlan wußte, daß der Freund seine Lethargie und sein krankhaftes „Heimweh" noch nicht ganz abgeschüttelt hatte.
    Aber das würde noch kommen. Einmal wachgerüttelt, würde er genügend Willenskraft haben, um gegen die Symptome der Psychosomatischen Abstraktdeformation auch weiterhin anzukämpfen.
     
    *
     
    Rhodan hatte seine Rede vor den Robotkameras von Solar-Television beendet. Es war eine gute Rede gewesen, eindringlich, überzeugend. Sie konnte auf der ganzen Erde gehört werden und wurde auch auf die anderen Welten des Solsystems

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