0612 - Galaxis am Abgrund
ob wir halutischen Besuch bekämen", sagte Don Marin. „Wie weit sind Sie mit Ihrer Arbeit?
Können Sie mir schon sagen, ob...
„Sie meinen, ob die Haluter auch von der psychosomatischen Abstraktdeformation erfaßt werden?" Der Arzt schüttelte den Kopf. „Keine Sorgen, Don. Nach allen bis jetzt vorliegenden Nachrichten werden nur die Lemuria-Terraner von dem Virus befallen..."
„Virus? Dann steht jetzt fest, daß bei der PAD ein Erreger vorhanden ist?"
„Es gibt keinen Zweifel mehr. Ein ausführlicher Bericht geht Ihnen zu. Wir sprechen jetzt richtiger von der Paraenergetischen Virusseuche. Sie wurde unter anderem durch Hyperfunksendungen übertragen."
„Gibt es Hoffnung?"
„Natürlich, Don. Wir sind auf der Suche nach einem paraexotischen Impfstoff. Auf unzähligen anderen Welten bemüht man sich ebenfalls. Irgendwann werden wir Erfolg haben."
„Die Kolosse werden sich sehr rücksichtsvoll benehmen.
Sie können sich darauf verlassen. Bis jetzt ist nicht ein einziger Haluter infiziert worden."
Der Chef der Raumhafenbehörde dankte dem Forscher und verabschiedete sich von ihm. Er erhob sich und ging wieder ans Fenster. Die Lage hatte sich etwas entspannt. Viele Männer und Frauen zogen sich vom Raumlandefeld zurück. Es schien, als kämen sie langsam wieder zur Vernunft. Dennoch war der Betrieb poch immer gestört. Im Augenblick konnte kein Raumschiff starten oder landen. Das war erst wieder möglich, wenn der Platz vollkommen frei war.
Don Marin wandte sich ab. Er war unruhig. Oftmals überfiel ihn eine unbeschreibliche Sehnsucht nach der Erde. Am liebsten wäre auch er hinausgelaufen und in eines der Raumschiffe gestiegen.
Er tat es nicht, weil er wußte, daß es viel zu früh dafür gewesen wäre. Vor Mittag würde sich kein Raumer von der Betonfläche erheben.
Er mußte etwas tun, damit die Dinge beschleunigt werden konnten. Grübelnd setzte er sich in seinen Sessel. In den Straßen von Puralon herrschte ein unbeschreibliches Chaos.
Die vom Raumfeld zurückflutenden Menschenmassen drängten sich in die schon jetzt vollkommen überfüllten Hallen und Straßen. 2,8 Milliarden Puralaner lebten auf diesem Planeten.
Don Marin hatte den Eindruck, daß davon wenigstens ein Drittel in Puralon und dem Raumhafen zusammengekommen war.
Die Provinzen hatten sich geleert. Sie glichen einer Totenlandschaft. Alle Häuser standen leer.
So mochte ein ahnungsloser Besucher annehmen, daß eine unbekannte Krankheit die Bewohner dahingerafft hatte. Marin verbesserte sich. Tatsächlich war es, ja eine Seuche, die die Menschen wie Lemminge auf den Weg zur Erde trieb. Puralon war die Schleuse, durch die alle hindurch mußten, denn nur von hier starteten Raumschiffe zum Heimatplaneten.
Don Marin fragte sich, ob es überhaupt noch Männer und Frauen auf dieser Welt gab, die ein normales Leben führten. Er glaubte es nicht, und er konnte es sich auch nicht vorstellen.
Dahin waren die großen Träume von der Unabhängigkeit. Wo war der Stolz geblieben, der jeden Puralaner erfüllt hatte? Bis jetzt hatten sich die meisten Bewohner von Foktor-Pural geweigert, zuzugeben, daß sie noch immer mit den Menschen von der Erde verwandt waren. Nur kurz war die Zeit in der abwechslungsreichen Geschichte des Planeten gewesen, in der man sich offen zur Erde bekannt hatte. Ihr war die Unabhängigkeitsbewegung gefolgt, durch die fast alle Bindungen zu Terra zerschlagen worden waren.
Flüchtig tauchte in Don Marin der Gedanke auf, sie alle könnten absichtlich von Agenten des Solaren Imperiums mit dem Virus infiziert worden sein, weil sie auf diese Weise in den Herrschaftsbereich zurückgeholt werden sollten. Für einen kurzen Moment klammerte er sich an diese Idee. Wäre ein solcher Schachzug nicht ebenso genial wie heimtückisch gewesen?
Doch dann verwarf er ihn wieder, denn er erinnerte sich daran, daß die Erde selbst in den größten Schwierigkeiten steckte.
Er gähnte und rieb sich die Augen. Zu lange hatte er schon nicht mehr geschlafen.
Erst an diesem Morgen hatte er die galaktischen Nachrichten gehört. Darin war ein kurzer Report über die Zustände auf Terra enthalten und ein Appell des Großadministrators. Er forderte die Menschen auf, mit eisernem Willen gegen den Drang anzukämpfen, zur Erde zu fliegen. Zunächst hatte Don Marin die Behauptungen Rhodans bezweifelt, daß man sich gegen die Beeinflussung wehren konnte. Aber es stimmte. Man konnte sich wirklich beherrschen. Wer sich gegen die Impulse seines Instinktes
Weitere Kostenlose Bücher