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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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PROLOG

    Die ersten Funken fliegen
    E laida do Avriny a’Roihan tastete geistesabwesend nach der langen, in sieben Farben gestreiften Stola, die über ihre Schultern hing, der Stola, die den Rang des Amyrlin-Sitzes repräsentierte, während sie hinter ihrem breiten Schreibtisch saß. Auf den ersten Blick hätten viele sie für schön gehalten, aber ein genaueres Hinsehen machte doch klar, dass die Strenge in ihrem alterslosen Aes-Sedai-Gesicht keiner momentanen Laune entsprach. Heute lag noch etwas mehr Härte in ihren Zügen als sonst. In ihren dunklen Augen glühte der Zorn. Doch es war niemand da, der das hätte bemerken können.
    Sie lauschte kaum dem, was die Frauen sagten, die vor ihr aufgereiht auf Stühlen saßen. Bei ihren Kleidern war jede Farbe vertreten, von Weiß bis zum dunkelsten Rot, und sie waren aus Seide oder Wolle gefertigt, wie es dem Geschmack jeder dieser Frauen entsprach, doch alle außer einer trugen ihre offiziellen Stolen, in der Farbe ihrer jeweiligen Ajah gehalten und mit der Weißen Flamme von Tar Valon bestickt, ganz so, als sei dies eine offizielle Sitzung des Burgsaals. Sie besprachen Berichte und Gerüchte über weltliche Ereignisse, bemühten sich, die Wahrheit aus den wild ausgeschmückten Geschichten herauszufiltern, sich zu entscheiden, wie die Burg auf das eine oder andere reagieren solle, aber sie sahen nur selten die Frau hinter dem Schreibtisch an, die Frau, der sie Gehorsam geschworen hatten. Elaida war nicht in der Lage, ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Sie wussten nicht, was wirklich wesentlich war. Oder besser, sie wussten es wohl, scheuten sich aber, davon zu sprechen.
    »Offensichtlich ist in Shienar etwas im Gange.« Das war Danelle, eine zierliche Frau, die sich oft in ihren Träumen zu verlieren schien, die einzige Braune Schwester in der Runde. Auch von den Grünen und Gelben war jeweils nur eine Schwester anwesend, und darüber war keine der drei Ajahs besonders erfreut. Die Blauen waren gar nicht vertreten. Der Blick aus Danelles großen blauen Augen war nachdenklich nach innen gerichtet. Ihre Wange zierte ein unbemerkter Tintenklecks, und ihr dunkelgraues Wollkleid war zerknittert. »Es gibt Gerüchte über Scharmützel. Nicht mit den Trollocs und auch nicht mit den Aiel, obwohl deren Raubzüge über die Niamh-Pässe zuzunehmen scheinen. Nein, zwischen den Shienarern selbst. Das ist in den Grenzlanden etwas Ungewöhnliches. Die kämpfen doch sonst kaum jemals untereinander.«
    »Falls sie vorhaben, einen Bürgerkrieg anzufangen, dann haben sie den richtigen Zeitpunkt dafür gewählt«, sagte Alviarin kühl. Sie war hochgewachsen und schlank, ganz in weiße Seide gekleidet und die Einzige hier ohne die Stola ihrer Ajah. Dafür trug sie jene der Bewahrerin der Chroniken in Weiß, sodass man die Ajah daran erkennen konnte, aus der heraus sie auf ihre neue Position erhoben worden war. Sie war also im Gegensatz zur Tradition keine Rote, wie Elaida vor ihrer Wahl. Und Weiße zeigten niemals auch nur eine Gefühlsregung. »Die Trollocs könnten genauso gut völlig verschwunden sein. Die ganze Fäule erscheint so friedlich, dass zwei Bauern und eine Novizin als Wächter ausreichen könnten.«
    Teslyns knochige Finger spielten mit den Papieren auf ihrem Schoß; sie sah aber gar nicht hin. Sie war eine von vier anwesenden Roten Schwestern – mehr als von jeder anderen Ajah. Außerdem kam sie an Strenge ihres gesamten Ausdrucks fast Elaida gleich; nur hätte sie im Gegensatz zu Elaida niemand jemals für schön gehalten. »Vielleicht besser, wenn es nicht sein so ruhig«, sagte Teslyn. Ihr Illianer Dialekt war heute besonders deutlich zu hören. »Ich haben heute morgen eine Nachricht erhalten, dass der Generalmarschall von Saldaea ein Heer in Marsch gesetzt haben. Nicht zur Fäule hin, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Nach Südost. Er hätten das niemals getan, wenn es nicht so ruhig in der Fäule sein.«
    »Die Nachrichten in Bezug auf Mazrim Taim sickern langsam durch.« Bei Alviarin klang das nicht anders, als spreche sie über das Wetter oder die Teppichpreise, statt von einer potentiellen Katastrophe. Es hatte einiges an Mühe gekostet, Taim gefangenzunehmen, und ebenso viel, seine Flucht zu verschleiern. Es würde dem Ruf der Weißen Burg nicht gerade zuträglich sein, wenn alle Welt erfuhr, dass sie nicht in der Lage waren, einen falschen Drachen in Gefangenschaft zu halten, nachdem sie ihn einmal hatten. »Und es scheint, dass entweder Königin

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