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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Daver ist sehr eigen. Im Winter haben wir 'ne Masse Gäste.«
    »Drei Gäste! Das ist nicht sehr rentabel.«
    Mrs. Burton schnüffelte.
    »Mr. Daver will ja gar nicht, daß es sich bezahlt macht. Ihm liegt hauptsächlich an Gesellschaft. Er hat ja doch nur darum aus Larmes Keep eine Pension gemacht, weil es ihm Vergnügen macht, Leute kommen und gehen zu sehen, ohne daß er gezwungen ist, mit ihnen zu sprechen. Das ist eben sein Steckenpferd!«
    »Ein teures Steckenpferd«, sagte Margaret, und Mrs. Burton schnüffelte wieder.
    Auf der anderen Seite der großen Halle lag ein kleiner und viel gemütlicherer Salon mit großen, hohen Flügelfenstern, die auf den Rasenplatz hinausgingen. Draußen, vor dem Fenster, saßen drei Personen beim Tee. Eine von ihnen war ein ältlicher Geistlicher mit einem strengen, harten Gesicht. Er aß Toast, las ein geistliches Blatt und hatte anscheinend seine Nachbarn vergessen. Die zweite war ein junges Mädchen, ungefähr in Margarets Alter, mit einem sehr blassen Gesicht, aber trotz ihrer Blässe von außerordentlicher Schönheit. Ein Paar große, dunkle Augen betrachteten einen Augenblick den Neuankömmling und kehrten dann zu ihrem Gegenüber, einem militärisch aussehenden Mann in den Fünfzigern, zurück.
    Mrs. Burton wartete, bis sie die breite Treppe in den Oberstock hinaufgingen, ehe sie über die drei Personen sprach.
    »Der Geistliche ist ein Dekan aus Südafrika, die junge Dame ist Miss Olga Crewe, und der andere Herr ist Oberst Hothling - alle sind Pensionäre. Hier ist Ihr Zimmer, Miss.«
    Es war in der Tat das Juwel eines Zimmers; ein Zimmer, wie Margaret es sich erträumt hatte. Es war mit erlesenem Geschmack möbliert und hatte, wie alle anderen Zimmer in Larmes Keep, ein eigenes Badezimmer. Die Wände waren bis zu halber Höhe getäfelt, die Decke von Balken getragen. Unterhalb des Parkettfußbodens befand sich wahrscheinlich der ursprüngliche Steinboden.
    Margaret blickte sich um und seufzte. Es würde sehr schwer werden, diese Stellung abzulehnen, und warum sie überhaupt Bedenken hatte, diesen Posten anzunehmen, konnte sie um alles in der Welt nicht verstehen.
    »Es ist ein wundervolles Zimmer«, sagte sie, und Mrs. Burton blickte gleichgültig umher.
    »Es ist sehr alt«, sagte sie. »Ich kann alte Häuser nicht leiden. Früher habe ich in Brixton gewohnt . . .«
    Sie hielt plötzlich inne, schnüffelte in mißbilligender Weise und klapperte mit den Schlüsseln, die sie in der Hand hielt.
    »Es gefällt Ihnen doch?«
    »Gefallen? Sie meinen, ich nehme die Stellung an? Ich weiß noch nicht.«
    Mrs. Burton blickte wieder im Zimmer umher. Das junge Mädchen hatte den Eindruck, als suchte sie danach, irgend etwas zum Lobe von Larmes Keep zu sagen - irgend etwas, das Margaret bestimmen sollte, die Stellung anzunehmen. Schließlich sagte sie:
    »Das Essen ist gut.«
    Margaret lächelte.
    Als sie durch die Halle zurückging, sah sie wieder die drei Personen, die sie schon beim Tee gesehen hatte. Der Oberst ging allein, der Geistliche und das blasse Mädchen schlenderten über den Rasenplatz und sprachen miteinander. Mr. Daver saß an seinem Schreibtisch, hatte die Stirn auf die Hand gestützt und kaute an seinem Federhalter, als Mrs. Burton die Tür hinter ihnen schloß.
    »Das Zimmer gefällt Ihnen? Selbstverständlich. Sie treten an - wann? Ich denke, Montag in acht Tagen. Eine wirkliche Erlösung! Haben Sie mit Mrs. Burton gesprochen?« Er drohte schelmisch mit dem Finger. »Aha! Jetzt begreifen Sie. Sie ist einfach unmöglich. Kann ich es ihr überlassen, eine Herzogin zu empfangen oder einen Fürsten zu verabschieden? Kann ich es ihr überlassen, die kleinen Streitigkeiten zu schlichten, die natürlich, zwischen Gästen vorkommen? Sie haben ganz recht. . ., das kann ich nicht. Ich muß eine Dame hier haben . . ., ich muß, ich muß.«
    Er nickte nachdrücklich mit dem Kopf, seine verschmitzten, braunen Augen waren liebenswürdig auf sie geheftet, und die überhängende Oberlippe verzog sich zu einem entzückten Grinsen.
    »Meine Arbeit leidet, wie Sie sehen; ständig herausgerissen zu werden, um Nichtigkeiten, wie zum Beispiel das Aufspannen eines Tennisnetzes, zu erledigen - unerträglich!«
    »Sie schreiben wohl sehr viel?« gelang es ihr einzuwerfen. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß sie ihre Entscheidung bis zum allerletzten Augenblick hinausschieben müßte.
    »Sehr viel. Kriminalistik. Ah, das interessiert Sie wohl? Ich arbeite an einer Enzyklopädie des

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