062 - Schiff der verlorenen Seelen
auch in Ihrem hübschen Bericht. Aber davon lassen wir uns doch nicht aufhalten, oder?"
„Sie nicht", sagte Trevor. „Sie sind ein sturer, unbelehrbarer Mann."
„Sie sind in letzter Zeit immer so freundlich, Trevor", brummte Dorian.
„Ich sage nur die Wahrheit", entgegnete Sullivan.
Er hob den Blick, als Coco Zamis und Jeff Parker das Hotelzimmer betraten. Sullivan stand auf und begrüßte die beiden herzlich.
Coco und Jeff waren schwimmen gewesen. Coco drückte Dorian einen flüchtigen Kuß auf die Stirn und schlüpfte aus ihrem Bademantel. Sie trug einen winzigen Bikini, der ihre aufreizende Figur betonte. Ihr Körper war braungebrannt. Das kleine Oberteil konnte kaum ihre üppigen Brüste im Zaum halten. Das pechschwarze Haar hatte sie aufgesteckt. Ihr Gesicht mit den hochangesetzten Backenknochen und den dunklen, grün schimmernden Augen war faszinierend.
Coco holte sich eine Flasche Cola und setzte sich neben Dorian.
Jeff Parker mixte sich einen Martini. Er war um einige Jahre älter als Dorian, doch niemand hätte ihn für älter als dreißig geschätzt. Sein blondes Haar war kurz geschnitten, zerrauft und paßte zu seinem Jungengesicht. Jeff war Millionär und hatte sein Geld in allen möglichen Geschäften stecken. Und er war ein Mann, der das Abenteuer über alles liebte. An Dorian Hunters Seite hatte er die unwahrscheinlichsten Dinge erlebt.
„Ich soll Grüße von Phillip, Don und Miß Pickford bestellen", sagte Sullivan.
„Wie geht es Phillip?" fragte Coco.
„Wie immer", sagte Sullivan. „Er lebt in seiner eigenen Welt, zu der wir keinen Zutritt haben. Don langweilt sich ein wenig, und Miß Pickford ist unausstehlich. Aber daran sind wir ja alle schon gewöhnt. "
Coco lächelte. Sie dachte an Phillip und dann an ihren Sohn, den sie schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte.
„Wann starten wir?" fragte Jeff und setzte sich.
Trevor blickte ihn überrascht an.
„Sie wären doch nicht hergekommen, wenn Sie nicht etwas über das Geisterschiff in Erfahrung gebracht hätten", sagte Jeff. „Wir werden eine Jacht chartern und auf Geisterschiffsuche gehen." „Dazu sind noch einige Vorbereitungen notwendig", sagte Dorian. „Trevor brachte einige interessante Unterlagen mit."
Der Dämonenkiller übersetzte das Tagebuch, und danach studierten Coco und Jeff eifrig die Aufstellung.
„Kannst du dich erinnern, was damals auf dem Schiff geschah?" fragte Coco.
Dorian verzog das Gesicht. „Das ist es eben. Ich kann mich nur sehr undeutlich erinnern. Nach meinen Abenteuern in der versteckten Inka-Stadt kehrte ich nach Panama zurück. Das war Anfang 1537. Ich hatte einiges Geld und lebte recht gut. Aber mir war langweilig. Ich fuhr einmal nach Mexiko, kehrte aber bald wieder nach Panama zurück. Mir graute vor den Greueltaten der Spanier. Irgendwann lernte ich dann Arbues de Arrabell kennen. Ich freundete mich mit ihm an. Er war Alchemist. Ein ungemein belesener und intelligenter Mann, der Experimente mit Pflanzen durchführte. Er war in die Neue Welt gekommen, um die indianischen Geheimwissenschaften kennenzulernen. Dann traf ich einen jungen Deutschen, der mir einiges über Doktor Faustus erzählte. Es sollte ihm nicht besonders gutgehen. Überall wurde gegen ihn intrigiert. Im Deutschen Reich ginge es drunter und drüber. Mir gefiel das Leben in Panama nicht. Ich wollte zurück nach Europa und erinnerte mich daran, daß Doktor Faustus' Pakt mit dem Teufel bald ablaufen würde und seine Höllenfahrt bevorstand. Das gab den Ausschlag. Ich verkaufte mein Haus und meine anderen Besitztümer und schloß mich Arbues de Arrabell an, der nach Spanien zurückkehren wollte, um dort seine Experimente fortzusetzen. Wir verhandelten mit einigen Kapitänen. Sie verlangten unverschämte Summen. Schließlich einigten wir uns mit dem Kapitän der ,Torquemada'. Wir gingen an Bord. Und da setzt meine Erinnerung aus." Dorian hob die Schultern. „Ich weiß nur undeutlich, daß auf dieser Fahrt einiges Ungewöhnliche geschah. Das geht auch aus den wenigen Seiten des Tagebuchs hervor, das gefunden wurde."
„Versuch dich zu erinnern, Dorian", drängte Jeff. „Es ist wichtig, daß wir wissen, was damals geschah."
„Soll ich dir helfen, Dorian?" erkundigte sich Coco. „Ich könnte dich in Trance versetzen."
„Das wäre eine Möglichkeit", stimmte Dorian zu.
„Nichts wie los!" sagte Jeff ungeduldig.
„Nicht so hastig!" sagte der Dämonenkiller. „Vorerst werden wir uns einmal ein anständiges Abendessen
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