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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    »Du wirst mit deinen Personalakten nicht in die Vereinigten Staaten kommen, das weißt du doch ganz genau.«
    »Ich könnte ja einen anderen Namen annehmen – «
    »Du wirst nicht fahren – du hast ja auch gar nicht die Absicht, das zu tun.« Dick setzte sich an seinen Schreibtisch, öffnete eine Schublade, nahm ein Scheckbuch heraus und schrieb.
    »Ich habe dir einen Scheck über fünfzig Pfund ausgeschrieben, und ich habe ihn so ausgefüllt, daß du ihn unmöglich auf fünfhundert umändern kannst, wie du es mit meinem letzten Scheck getan hast. Außerdem werde ich diesmal meine Bank telefonisch von der Höhe der Summe verständigen.« Er riß das Blatt aus dem Heft und gab es seinem düster dreinschauenden Bruder.
    »Das ist das letzte, was du von mir bekommst. Wenn du dir einbildest, daß du mich zwingen kannst, dir Geld zu geben, weil du hierher kommst, dann hast du etwas anderes zu erwarten. Der Oberst und meine Kameraden wissen alles von dir. Der Offizier, den du damals beschwindelt hast, ist gerade auf Wache. Wenn du mir irgendwie Schwierigkeiten machst, lasse ich dich einsperren. Verstanden?«
    Graham Hallowell steckte den Scheck in die Tasche.
    »Du bist zu hart«, jammerte er. »Wenn Vater das wüßte – «
    »Gott sei Dank ist er tot!« sagte Dick düster. »Aber er wußte genug von dir und starb an gebrochenem Herzen. Das trage ich dir nach, Graham.«
    Graham atmete schwer. Nur die Furcht hielt seine Wut in Schranken. Er haßte seinen Halbbruder. Er hätte ihn beleidigen, demütigen, peinigen können, aber es fehlte ihm der Mut dazu.
    »Durch das Fenster sah ich, wie du mit einem schönen Mädchen sprachst.« – »Sei ruhig!« fuhr Dick auf. »Ich vertrage es nicht, dich über eine Frau reden zu hören!«
    »Sieh mal an!« Graham verfiel wieder in seine frühere Unverschämtheit. »Ich wollte dich nur fragen – weiß Diana -?«
    Dick ging zur Tür und riß sie weit auf.
    »Mach, daß du hinauskommst!« sagte er kurz.
    »Diana – «
    »Diana bedeutet mir nichts mehr. Erinnere dich gefälligst daran. Ich liebe auch ihre Freunde nicht.«
    »Meinst du mich damit?«
    Dick nickte.
    Graham zuckte die Achseln und entfernte sich hochmütig.
    »Dieser Platz hier ist wie ein Gefängnis – aber ich werde schon meinen Weg hinausfinden.«
    »Der beste Ausweg für dich ist, wenn du wieder hinter Schloß und Riegel sitzt.« Richard Hallowell lachte grimmig.
    »Was ist das?« fragte Graham unten.
    »Das Verrätertor«, sagte Dick und warf den schweren Flügel hinter ihm zu.

2
    Das Telefon läutete schon zum drittenmal. Diana Martyn legte endlich den kleinen, langhaarigen Schoßhund auf ein Kissen und nahm nachlässig den Hörer ab. Es war natürlich Colley, der sie wie immer mit Vorwürfen quälte, weil es zu lange dauerte, bis sie sich meldete.
    »Wenn wir gewußt hätten, daß Eure gestrenge Hoheit am Apparat wären, hätten wir uns gleich beim ersten Läuten beeilt«, sagte Diana ironisch.
    Colley ärgerte sich über diesen Ton. Er haßte sarkastische Frauen.
    »Kannst du mich zum Essen bei Giro treffen?« fragte er.
    »Nein, wir können mit Euch nirgends speisen. Mr. Graham Hallowell wird heute bei mir zu Tisch sein.«
    Anscheinend war die Nachricht eine Überraschung für ihn.
    »Hallowell? Ich kann dich nicht deutlich verstehen, Diana rauchst du?«
    Sie blies eine graue Wolke zur Decke und streifte dann die Asche ihrer Zigarette in die Kristallschale.
    »Nein«, sagte sie. »Aber ich bin heute morgen etwas durcheinander. Die Aussicht, mit einem Mann allein zu sein, der gerade aus dem Gefängnis kommt, ist wenig verlockend. Er sieht im Augenblick nicht eben zum Fotografieren aus. Auch war er wirklich nicht zu Unrecht verurteilt – «
    »Höre einmal, Di – «
    »Du sollst mich nicht immer Di nennen«, unterbrach sie ihn ärgerlich.
    »Diana, der große Herr möchte dich sprechen – in allen Ehren – er sagte es mir – «
    »Bestelle dem großen Herrn, daß ich ihn nicht sehen will«, entgegnete sie ruhig. »Ein Verbrecher am Tag bringt gerade genug Ärger.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Sei doch nicht so komisch, ich glaube ja gar nicht, daß du mit Hallowell speist!«
    Sie legte den Hörer auf den Tisch und nahm ihr Buch wieder auf. Wenn Colley Warrington ungezogen oder schwierig wurde, legte sie unweigerlich den Hörer fort und ließ ihn ruhig summen.
    Und Colley konnte sehr unangenehm sein. Manchmal war er in sie verliebt, und manchmal war er rasend eifersüchtig. Augenblicklich war er

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