Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Pause – »ehrgeizigen Plan nicht abhält?«
    »Ist es denn so ehrgeizig«, fragte Hope mit verblüffender Unschuld. »Dick Hallowell gern zu haben oder ihn zu lieben?«
    Diana nahm sich zusammen. Sie hatte nicht erwartet, daß ihr der Brief von Nutzen sein konnte, sie hatte ihn nur in einer Laune geschrieben. Vielleicht beabsichtigte sie, Dick Hallowell zu verletzen oder zu ärgern. Und jetzt, da das Mädchen mit ihrem reinen, festen Vertrauen zur Liebe vor ihr stand, sah sie eine Herausforderung darin, daß sie hierherkam und ihr furchtlos in die Augen schaute. Und es war nicht gut, Diana herauszufordern.
    Es war seltsam, daß in diesem Augenblick alles längst erstorbene Gefühl wieder in ihr lebendig wurde und die Glut, die sie vor vier Jahren verzehrt hatte, wieder heiß aufloderte. Die dunklen Schatten früherer Möglichkeiten tauchten in ihr auf…
    Hope sah, wie Diana schluckte und wie sie die Zähne aufeinanderbiß, selbst als sie lächelte.
    »Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Diana sprach mit einer ihr selbst fremden Stimme. Sie verließ den Raum für einige Sekunden. Als sie zurückkam, hielt sie ein kleines Lederkästchen in der Hand. Sie drückte den Deckel auf. Es lag ein Ring mit drei feurigen Brillanten darin. Sie nahm ihn heraus und gab ihn Hope, die darüber nicht gerade erfreut war.
    »Lesen Sie bitte die Inschrift.«
    Mechanisch tat sie es, obgleich es ihr unangenehm war. Auf der Innenseite war eingraviert: »Dick seiner Diana.«
    Hope gab den Ring zurück.
    »Nun?« fragte Diana.
    »Ein Verlobungsring?«
    Diana nickte, Hope schaute sie verwirrt an.
    »Ändert denn das – etwas an der Lage?« fragte sie. »Wiegt dieser Grund schwerer als das, was Sie mir bereits gesagt haben? Sollte ich deswegen Dick Hallowell meiden? Ich weiß, daß Sie mit ihm verlobt waren – wenigstens sagte er mir, daß er früher verlobt war. Die meisten Leute sind mehr als einmal verlobt, nicht wahr? Miss Martyn, erwarten Sie im Ernst von mir, daß ich Richard Hallowell nicht wiedersehen soll?«
    »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie tun, was Ihnen beliebt.« Dianas Stimme klang beinahe streng. Dann zuckte sie die Schultern. »Es ist natürlich eine Sache des Geschmacks und der guten Erziehung.« Sie schaute auf Hopes Handtasche. »Vielleicht war es doch zu indiskret, einen solchen Brief zu schreiben«, sagte sie und streckte ihre Hand aus. »Geben Sie ihn mir bitte zurück.«
    Wieder trafen sich ihre Augen. Dann machte Hope ihre Handtasche auf, nahm den Brief heraus, riß ihn in vier Stücke und legte die Papierfetzen auf den Tisch. Mit einem leichten Nicken verließ sie den Raum so unerwartet, daß die neugierige Dombret, die ihr Ohr ans Schlüsselloch gelegt hatte, beinahe ins Zimmer gefallen wäre, als Hope die Tür öffnete.
    Diana ging zum Fenster, um sie noch einmal zu sehen, wenn sie das Haus verließ, aber sie bekam sie nicht mehr zu Gesicht.
    Warum in aller Welt…?
    Diana Martyn war über sich selbst und über ihre Motive im unklaren. Sie hatte schon vor Jahren alle Gedanken an Dick Hallowell aufgegeben. Er bedeutete ihr kaum noch etwas. Sie versuchte, sich zu vergegenwärtigen, warum sie diesen Brief geschrieben hatte. Es war etwas Unberechenbares in Diana Martyn, eine merkwürdige Bosheit, die sie schon früher in manche kleine – einmal sogar in eine große – Unannehmlichkeit gebracht hatte. Sie mochte nicht mehr an diesen Brief denken, da er mit Dick Hallowell zu tun hatte. Sie hatte ihn böswilligerweise geschrieben, denn sie zweifelte nicht, daß Hope ihm das Schreiben zeigen würde, und erwartete dann von ihm einen jener wütenden Briefe, die er schreiben konnte. Auf keinen Fall hatte sie angenommen, daß diese Hope mit ihrer ruhigen, aufreizenden Schönheit hier in ihrer eigenen Wohnung erscheinen würde.
    Sie versuchte ihrer Erregung Herr zu werden, als Dombret eintrat, um einen Besuch anzumelden, der ihr auf dem Fuß folgte. Diana saß in einem der breiten Sessel am Fenster, das eine gute Übersicht auf die Curzon Street ermöglichte. Ihre Arme waren gekreuzt, mit einer Hand stützte sie ihr Kinn. Als der Besucher hereinkam, betrachtete sie kritisch und unbarmherzig seinen schäbigen Anzug. Er blickte düster drein und hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Sie wartete, bis sich die Tür hinter Dombret geschlossen hatte, dann fragte sie: »Warum?«
    »Was willst du mit dem >Warum< sagen?« entgegnete er rauh.
    »Warum kommst du so abgerissen?«
    Graham Hallowell schaute an seinem schmutzigen

Weitere Kostenlose Bücher