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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Anzug hinunter und grinste. »Ich vergaß, mich umzuziehen«, sagte er.
    Sie nickte langsam.
    »Du hast in diesem Aufzug den großen Richard besucht hat deine sichtliche Armut keinen Eindruck auf ihn gemacht?«
    Er ließ sich in einen großen Sessel fallen, zog eine Packung Zigaretten hervor und zündete eine an, ohne zu antworten.
    »Hast du einen besonderen Grund, in der Curzon Street als Vagabund aufzutauchen? Mich läßt das ganz kalt.«
    »Auch er war nicht sehr erbaut«, sagte er, indem er eine Rauchwolke zur Decke emporblies und wartete, bis sie sich auflöste. »Er gab mir schäbige fünfzig Pfund – beinahe hätte ich sie ihm an den Kopf geworfen!«
    »Aber du hast es doch bleibenlassen!«
    Er ließ sich durch ihren höhnischen Ton nicht aufbringen. Das gehörte eben einmal zu ihr. Früher hatten ihn ihre spöttischen Bemerkungen wild und verrückt gemacht, aber das war schon sehr lange her.
    »Ich vermute«, sagte sie gedankenvoll, »daß du dir einbildest, er zahlt dir irgendeine Summe, die du ihm nennst, nur um dich loszuwerden. Natürlich hat er das nicht getan. Ich wollte, du kenntest Dick so genau wie ich.«
    »Ich kenne ihn nur zu genau«, grollte er, »diesen niederträchtigen Pharisäer!«
    Sie antwortete ihm lange nicht. Ihre weißen Zähne preßten sich in die Unterlippe.
    »Nein, Dick ist kein Pharisäer.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Er hat mich nicht erwähnt?«
    »Er sagte, daß er von dir nichts mehr hören wollte. Wenn dir das eine Genugtuung ist – «
    Sie nickte.
    »Was soviel heißt, daß du über mich gesprochen hast.«
    »Er hat eine neue Liebe«, platzte Graham heraus. »Und sie ist tatsächlich eine Schönheit; ich sah, wie sie zusammen den Tower besichtigten.«
    Sie schien sich nicht dafür zu interessieren. Er schaute sich prüfend im Raum um und hätte gerne eine Frage gestellt, wenn er den Mut dazu gefunden hätte. Er empfand dieser Frau gegenüber stets eine gewisse Scheu, wenn nicht Furcht.
    »Du hast eine herrliche Wohnung, Diana. Ich bin nicht gerade neugierig, wundere mich aber doch, wie du das machen kannst. Wenn ich mich recht besinne, bewohntest du ein paar möblierte Zimmer, als ich fortging. Ich erfuhr von deinem Wohnungswechsel – aber diese Pracht ist wirklich verblüffend.«
    Wie er wußte, hatte sie ein Einkommen von ein paar hundert Pfund im Jahr, die kaum ausreichten, um die Miete für diese Wohnung zu bezahlen. Sie schriftstellerte ein wenig und hatte ausgezeichnete Verbindungen mit Fleet Street. Aber ihre träge Veranlagung ließ diese Einnahmequelle nicht groß werden. Sie lächelte ein wenig unzufrieden.
    »Du fürchtest wohl das Schlimmste? Das brauchst du nicht, ich bin jetzt sehr tätig. Hast du vom Fürsten von Kishlastan gehört?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Du weißt nichts von ihm?« Sie zeigte mit ihrer Hand ringsumher. »Das verdanke ich alles seiner Güte!«
    Sie lachte über die Bestürzung, die sich in seinem Gesicht zeigte.
    »Ich bin als seine Hofjournalistin tätig«, sagte sie dann kühl. »Das klingt zwar nicht nach einer erstklassigen Anstellung, aber es bringt mir im Jahr viertausend Pfund ein, und ich glaube, daß ich mein Geld verdient habe. Der Fürst beklagt sich über die Welt im allgemeinen und über die Regierung im besonderen. Colley Warrington hat mich ihm vor zwei Jahren vorgestellt. Ich glaube, daß er versucht hat, unseren unheimlich reichen Freund ein wenig zur Ader zu lassen, aber er hatte wohl kein Glück damit und wollte mich nun ins Geschäft bringen. Es gelang mir schnell, das volle Vertrauen des Fürsten zu erwerben, und es war mir bald möglich, mir einen einträglichen Posten zu sichern. – Er hat nämlich zwei Salutschüsse eingebüßt – «
    »Was sagtest du eben? Zwei…?« fragte Graham verständnislos.
    »Zwei Salutschüsse«, sagte sie. »Der französische Gouverneur billigte ihm früher einen Salut von neun Kanonenschüssen zu, dann hat er aber wegen einer Skandalgeschichte Differenzen mit der französischen Regierung gehabt, und der Salut des Fürsten wurde auf sieben Schüsse herabgesetzt. Du kannst dir natürlich nicht vorstellen, daß solche Dinge einen erwachsenen Mann beunruhigen können, aber in Indien scheint das eine verflucht wichtige Sache zu sein. Abgesehen davon ist er verrückt auf kostbare Steine. Er hat die prächtigste Sammlung in Indien.«
    »Ist er verheiratet?« fragte Graham argwöhnisch.
    »Neunmal«, erwiderte sie ruhig. »Ich habe noch keine seiner Frauen gesehen. Sie werden in

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