0652 - Höllenfeuer
Amulett griff an!
Im gleichen Moment schleuderte Nicole es dem Dämon zu!
Gerade in dem Moment, in welchem er mit der Peitsche abermals zuschlagen wollte!
Er zuckte zusammen, wollte ausweichen, schaffte es aber nicht, weil er sich mitten in der ausholenden Bewegung befand. Er strauchelte. Das Amulett traf ihn voll an der Brust. Flammte grell auf. Funken und Blitze sprühten. Zischend fraß sich magisches Feuer durch die Rüstung, hinein in die Schuppenhaut. Der Dämon brüllte auf und ließ Peitsche und Schwert fallen. Er versuchte nach dem Amulett zu greifen, um es von sich loszureißen. Die magische Energie der Zauberwaffe verbrannte seine Finger.
Brüllend und kreischend taumelte der Dämon davon.
Nicole atmete auf.
Wenigstens diese Gefahr hatte sie abgewehrt.
Sie bückte sich nach den beiden Waffen. Die »Peitschenschnur« war tatsächlich flach wie ein Rasiermesser und an den Kanten ebenso scharf. Sie mußte aufpassen, daß sie sich nicht daran verletzte, wenn sie diese heimtückische Waffe behielt. Aber warum sollte sie sie hier liegenlassen? Vielleicht konnte sie sich damit auch gegenüber anderen Gegnern Respekt verschaffen.
Ihre Absicht, die Peitsche zusammenzurollen, konnte sie unter diesen Umständen natürlich vergessen. Sie würde sie wohl hinter sich her schleifen müssen. Alles andere war zu gefährlich für sie selbst.
Das Schwert dagegen war leichter zu handhaben, auch wenn es ein großer Bihänder war, dessen Klinge noch dazu im vorderen Drittel breiter und schwerer ausfiel als am Griff. Damit zeigte sich dieses Schwert als reine Schlagwaffe und war zum Fechten eher ungeeignet.
Ein paar Dutzend Meter entfernt brach der Dämon zusammen. Die Flammen des Amuletts hatten ihn jetzt fast völlig eingehüllt.
Nicole rief Merlins Stern zu sich zurück. Das Amulett brauchte das Feuer nicht weiter anzuheizen. Der Dämon war jetzt schon so gut wie tot.
Einer von Tausenden, Hunderttausenden…
Nicole hakte das Amulett wieder an der Kette ein, dann nahm sie die beiden Waffen auf, die sie zwischendurch wieder beiseite gelegt hatte, und setzte ihren Weg fort.
Sie kam nicht weit.
Unmittelbar vor ihr brach plötzlich etwas aus dem Boden hervor und schnellte sich ihr mit einem gellenden Aufschrei entgegen…
***
Stygia konnte ihre Ungeduld nur schwer verbergen. Je länger es dauerte, Zamorra wieder aufzuspüren, um so besser wurden seine Chancen, zu fliehen! Schließlich war er nicht zum ersten Mal in der Hölle und kannte die Gefahren, die überall auf ihn lauerten! Demzufolge konnte er sich auch gegen sie wappnen!
»Beim Tod der Erzengel, es kann doch nicht so schwer sein, einen einzelnen Menschen zu finden, der nicht einmal weit sein kann!« entfuhr es ihr zornig. Sie schaute über die Felskante nach unten, auf die verschmelzenden Fleischmassen unzähliger Opfer, deren Gebeine einer neuen Dekoration in ihrem Thronsaal dienen sollten, und fragte sich, wie Zamorra dort so spurlos hatte verschwinden können.
Er hatte doch gar nicht so viel Zeit zur Verfügung gehabt, während die Dämonenfürstin sich von der Attacke des FLAMMENSCHWERTs erholte!
Aber die niederen Geister, die sie ausgesandt hatte, um ihn aufzuspüren, wurden nicht fündig. Selbst als sie angrenzende Gewölbe und Gänge zu durchsuchen begannen.
Nebenbei registrierte Stygia, daß nicht weit entfernt das Felsmassiv in Bewegung geriet. Eine der veränderlichen Zonen lappte herüber, versuchte sich aúszudehnen. Das geschah oft, aber meistens verfestigten sich die Bereiche wieder. Notfalls konnte man ein wenig nachhelfen und den unfertigen, instabilen Zonen eine feste Struktur nach eigenen Vorstellungen aufzwingen. Dieser Bereich blieb dann für immer so.
Meistens…
Kurz überlegte sie, ob Zamorra sich dorthin geflüchtet haben konnte, in jenen veränderlichen Bereich.
Wenn ja, war er so gut wie tot. Denn vermutlich wußte er nicht, wie man die veränderlichen Zonen manipulieren konnte. Schließlich war er nur ein Mensch, kein Dämon.
Aber Stygia wollte es nicht mit dieser Vermutung bewenden lassen.
Es gab einen Korridor, der zur veränderlichen Zone führte.
Also befahl sie einigen Geistern, diesen Korridor zu benutzen und festzustellen, ob Zamorra sich tatsächlich dorthin gewandt hatte.
Nach einer Weile kam einer von ihnen zurück. Er trug Stoffetzen bei sich. Stygia erkannte sie; sie gehörten zu Zamorras verbrannter Kleidung.
Er war also tatsächlich dorthin gegangen.
»Schade«, seufzte sie. »Ich hätte ihn so gern
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