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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kapitel 1
    Aus dem Transmitter schoß eine hundert Meter lange Stichflamme, gefolgt von einem Gewitter hellblauer, beinahe transparenter Lichtstrahlen, die wie die tastenden Leuchtfinger großer Suchscheinwerfer durch die Luft und über die Hallendecke glitten. Wo sie auf Widerstand stießen, lösten sie ihn auf. Es gab keine Explosion, keine Flammen, kein schmelzendes Eisen; das blaue Licht verwandelte lautlos alles in Staub, was es berührte. Hier und da stoben Funken auf, wenn der unheimliche Schein eine Leitung durchschnitt oder einen Kurzschluß auslöste, und vor einigen Augenblicken hatte eine Folge schwerer Explosionen die gewaltige Halle erschüttert, als ein ganzes Geschwader der silbernen Scheibenschiffe in das blaue Leuchten hineingeflogen und zerstört worden war. Das hintere Drittel der gewaltigen Halle stand in Flammen, und an manchen Stellen glühten der metallene Boden und die Wände. Seither hatten sich keine Gleiter mehr in die riesige Eisenkuppel hineingewagt. Trotzdem hatte der Kampf noch an Heftigkeit zugenommen. Hartmann registrierte einen Schatten aus den Augenwinkeln, warf sich zur Seite und sah noch in der Bewegung, wie Kyle herumfuhr und einen Moroni packte, der hinter einem Trümmerstück aufgetaucht war und sich auf Net und ihn stürzen wollte. Der Insektenkrieger schlug mit seinen fürchterlichen Krallen nach Kyle und fügte ihm eine heftig blutende Wunde an der Schulter zu. Trotzdem packte Kyle das riesige Wesen, hielt es eine Sekunde lang mit unerbittlicher Kraft fest, und der Widerstand des Moroni erlosch. Einen Augenblick lang stand der Ameisenkrieger wie benommen da, dann wandte er sich um und stürzte sich erneut in den Kampf – wenn auch diesmal auf der anderen Seite; wie eine Maschine, die umprogrammiert worden war und sich nun gegen ihren legitimen Herrn richtete. Hartmann hatte dieses Bild in den letzten Minuten hundertmal gesehen, und trotzdem erschreckte es ihn immer noch genauso sehr wie beim ersten Mal. »Alles in Ordnung?« Kyle wandte sich vollends zu ihm um, und Hartmann nickte automatisch. Die Wunde, die der Moroni dem Megamann zugefügt hatte, reichte bis auf den Knochen und hätte einen normalen Menschen auf der Stelle getötet. Kyle nicht. Vor Hartmanns Augen versiegte das vor Momenten noch heftig strömende Blut, und das zerrissene Fleisch begann sich zu regenerieren; wie in einem Film, der rückwärts läuft. Hartmann wußte nicht mehr, wie oft Kyle getroffen worden war – allein zwei-oder dreimal hatte sich der Megamann schützend vor ihn oder Net geworfen und Schüsse, die ihnen galten, mit seinem eigenen Körper aufgefangen. Und ebenso oft war er von zwei oder drei Ameisen attackiert worden, die in dem dunkelhaarigen, schlanken jungen Mann instinktiv den gefährlichsten Gegner zu erkennen schienen und versuchten, ihn auszuschalten, ehe er seine unheimliche Macht einsetzen und sie zu ihren eigenen Feinden machen konnte. Keiner von ihnen war es gelungen. Hartmann nickte auf Kyles Frage und ignorierte dessen ausgestreckte Hand, als er sich wieder in die Höhe arbeitete. Sein Blick suchte Net. Die Wasteländerin stand neben ihm, aber sie machte einen völlig erschöpften Eindruck. Ihre Jacke hing in Fetzen, ihr Gesicht und die Hände waren blutüberströmt, und sie atmete schnell und ungleichmäßig. Die Herren der Schwarzen Festung warfen immer mehr und mehr Krieger in den Kampf, um die vorrückenden Angreifer zurückzudrängen, aber es war, als versuchten sie ein Feuer mit Öl zu löschen. Jeder Moroni, den Kyle berührte, änderte plötzlich seine Gesinnung und stellte sich gegen seine eigenen Brüder, und jede Ameise, die mit einem ihrer umgedrehten Brüder in Berührung kam, erging es ebenso. Hätte Hartmann Zeit gehabt, darüber nachzudenken, hätte er begriffen, daß es eine mathematische Progression war; der Augenblick, an dem ihre Gegner einfach nicht mehr so viele Krieger in den Kampf werfen konnten, die im gleichen Zeitraum zu Kyle überliefen, war nur noch Momente entfernt. Zwischen den blauen Lichtfäden, die noch immer aus dem Transmitterring hervorbrachen, zuckten immer wieder die gleißenden Blitze der Laserkanonen auf. »Was … ist … das?« fragte Hartmann schweratmend. Er deutete auf den Transmitter. Kyles Blick folgte seiner Geste. »Ich weiß es nicht«, sagte er. Seine Stimme klang besorgt, obwohl er sich Mühe gab, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Hartmann setzte zu einer weiteren Frage an, aber in diesem Moment

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