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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der internationalen Kriminalität…«
    »Rein gar nichts zu tun hat, ich weiß. Das sagen alle. Wenn Sie mir weiterhin im Wege herumstehen, nehme ich Sie fest wegen Behinderung der Polizeiarbeit.« Er schob den Geschäftsführer einfach beiseite und setzte seinen Weg fort.
    Der Mann schnappte nach Luft. »Was fällt Ihnen ein? Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Stalin?«
    »Ich bin Polizist in Moskau. Und ich bin ein sehr zorniger Polizist, weil man mich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat!« Und das war nicht mal sein eigenes gewesen. Die süße Tatjana, die er ein- oder zweimal in der Woche mit seiner Ehegattin betrog, war ganz schön sauer gewesen. Ratekin fragte sich, woher die Kollegen im Präsidium Tatjanas Telefonnummer wußten. Schließlich stand die nicht offiziell im Telefonbuch. Und offiziell wußte auch niemand, wo Ratekin einen großen Teil seiner Nächte verbrachte, während seine mäßig geliebte Zweck-Gattin der Ansicht war, ihr völlig überarbeiteter Gatterich mache mal wieder unbezahlte Überstunden.
    Ratekin erreichte den Krankenwagen und legte dem Dunkelgekleideten die Hand auf die Schulter. »Sie sollten die Frau in Ruhe lassen«, verlangte er scharf.
    »Sehen Sie nicht, daß sie unter Schock steht?«
    »Mischen Sie sich nicht in meine Arbeit«, erwiderte der Dunkle ruhig, »sonst nehme ich Sie wegen Behinderung fest.«
    Jetzt war es Ratekin, der nach Luft schnappte und fauchte: »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Der Zar?«
    »Ich bin ein Mann, der eine sehr ungeliebte Arbeit zu tun hat, und ich bin ein sehr zorniger Mann, wenn man mich dabei stört, Kommissar!«
    Er drehte den Kopf und sah Ratekin an.
    Etwas Seltsames schien mit seinen Augen zu sein. Leuchteten sie wirklich, oder war das nur ein Reflex der vielen Lampen, die sich vergeblich bemühten, vor dem Hotel die Nacht zum Tag zu machen?
    Ratekin wandte sich stumm ab und entfernte sich ein paar Schritte. Ihm war nicht aufgefallen, daß der Dialog mit dem Dunkelgekleideten fast identisch gewesen war wie der mit dem Geschäftsführer des Hotels… Er hörte die fragende Stimme des Dunklen wie aus weiter Ferne, und die Frau antwortete. Ratekin straffte sich.
    Es gab noch eine Menge zu tun…
    ***
    Der Dunkle sprach leise auf die Zeugin ein. Nadja Karelina fühlte sich mit einem Mal sehr ruhig und gelassen. Alle Furcht fiel von ihr ab. Das Entsetzen wich aus ihrer Erinnerung, und sie glaubte wieder vor sich zu sehen, was sie an der Hotelfassade beobachtet hatte, als der Mann schießend in die Tiefe gestürzt war.
    »Wie sah der Fremde aus? Wie hielt er sich an der Wand fest?« fragte der Dunkle leise.
    Vielleicht hatte er frei in der Luft geschwebt? Er trug einen roten Mantel, und sein Gesicht - sein ganzer Kopf war ein Totenschädel gewesen. Jetzt, da Nadja darüber sprach, tauchten immer mehr Details in ihrer Erinnerung auf, und sie konnte sie beschreiben, ohne dabei zu erschrecken. Sie konnte auch wiedergeben, was der Mann noch gesagt hatte, ehe er eine halbe Minute nach dem Aufschlag gestorben war.
    Aber nur wenig später wußte sie schon nichts mehr darüber.
    Als der Dunkelgekleidete sich abwandte und davonging, wußte sie nur noch, daß ein Mann aus dem Fenster gefallen war.
    An alles andere konnte sie sich nicht mehr erinnern…
    ***
    Die Untersuchung des Zimmers ergab nichts, was auf einen Kampf hingedeutet hatte. Auch die Obduktion des Toten brachte kein entsprechendes Ergebnis. Es sah so aus, als sei der Mann, die Waffe in der Hand, einfach aus dem Fenster gestürzt -oder gesprungen?
    Keine Blutspuren im Zimmer, keine Kugeleinschläge in der Wand - dazu paßten auch die Aussagen der Gäste in benachbarten Zimmern, die nichts dergleichen gehört hatten; die Schüsse waren erst gefallen und bemerkt worden, als Wassili Fedoroff bereits in der Luft gewesen war.
    Eine Kugel fand sich in der Hauswand, knapp neben dem Fenster. Sie war in spitzem Winkel in den Verputz geschlagen. Vermutlich war Fedoroff da noch nicht sehr tief gefallen. Andere Kugeln wurden nicht mehr gefunden.
    Es hätte durchaus zu der Behauptung der Zeugin gepaßt, daß draußen an der Hauswand jemand gewesen sein sollte. Gäbe es ihn, hätte Fedoroff auf ihn geschossen, um ihn mit in den Tod zu nehmen.
    Aber das war einfach völlig unmöglich. Niemand konnte sich an der Fassade halten. Sogar die Möglichkeit, daß sich jemand vom Dach her abgeseilt hätte, schied aus; so schnell, wie die von den Schüssen alarmierten Neugierigen herangekommen

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