0659 - Das Bio-Programm
ihnen zu verlieben."
„Ich sprach von einer Larin, nicht von einem Laren."
„Du weißt genau, was ich gemeint habe - oder?"
„Wenn du so wirr sprichst?" Gucky blickte seufzend in den blauen Himmel hinauf. „Nun bist du schon so alt, Ras, und hast es immer noch nicht gelernt, dich klar und präzise auszudrücken."
„Du drehst einem das Wort im Munde um", erwiderte Tschubai ärgerlich. Er drohte dem Ilt mit der Faust. „Ich will jetzt nichts mehr hören. Entweder du bleibst hier hocken, oder ich... ich ..."
Er holte aus.
„Wo der Geist aufhört, fängt die Gewalt an", stellte Gucky trocken fest.
Ras ließ den Arm sinken.
„Kleiner", sagte er ächzend. „Ich habe eine Einladung von einem sehr interessanten und liebenswürdigen Laren. Der Mann gefällt mir ausgesprochen gut. Er ist geistvoll, tolerant und sehr gebildet. Es tut mir leid, Gucky, aber du wärest ein Schock für ihn." Das war zuviel.
Gucky starrte Ras Tschubai empört an. Für ein paar Sekunden paßte er nicht auf. Ras teleportierte. Der Mausbiber versuchte ein wenig zu spät, ihm zu folgen. Es gelang ihm zwar noch, den Ort zu finden, zu dem er zunächst gesprungen war, dort aber verlor sich die Spur.
„Verdammt", sagte Gucky wütend. „Das zahle ich dir heim. Mich als Schock zu bezeichnen!"
Ras Tschubai wechselte noch dreimal den Ort, bis er sich etwas Zeit ließ, sich umzusehen. Ursprünglich hatte er nicht die Absicht gehabt, sich mittels Teleportation in der Hauptstadt dieses Kontinents zu bewegen. Niemand konnte sagen, wie die Provconer sich dazu stellten. Sie konnten durchaus als feindlicher Akt angesehen werden. Der Ilt aber hatte ihn gezwungen, die Flucht auf diese Art zu ergreifen.
Ras überlegte, ob er zur MARCO POLO zurückkehren und einen Gleiter nehmen sollte, dann aber entschied er sich dafür, bis in die unmittelbare Nähe seines eigentlichen Zieles zu teleportieren und die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen.
Vom Dach eines Hochhauses überblickte er die Stadt, in der geschäftiges Treiben herrschte. Er benötigte einige Sekunden, sich zu orientieren. Dann hatte er den Hügel gefunden, auf dem das einzelne Haus stand, zu dem er wollte. Er sprang und materialisierte zwischen einigen schlanken Nadelbäumen am Fuße des Hügels. Von hier aus blickte er zu dem flachen Haus hinauf, das mitten in einer Parklandschaft lag. Es war ein weißes Gebäude, das außerordentlich formschön war. Wie eine Mondsichel erhob es sich aus dem Grün der Bäume und Büsche.
Ras ging zu einem Kiesweg und folgte ihm bis zum Eingang des Hauses. An den beiden vorherigen Tagen, als er hier gewesen war, war ihm der Hausherr bereits an dieser Stelle entgegengekommen. Jetzt blieb alles ruhig.
Er benötigte fast eine Minute, bis er die Stelle an der Tür gefunden hatte, an der er ein Rufsignal auslösen konnte, wenn er die Hand dagegen legte. Er hörte den sirrenden Ton, der in den verschiedenen Räumen des Hauses erklang. Keine Reaktion.
Er drehte sich um und blickte zur Stadt zurück.
Was sollte er tun? Sollte er warten? Er legte seine Hand erneut gegen den Kontakt. Wieder ertönte das eigenartige Sirren, das überall zugleich zu sein schien.
Abermals blieb die erwartete Reaktion aus. Im Haus regte sich nichts. „Seltsam", murmelte Ras. Dieser Lare hatte einen außerordenlich zuverlässigen Eindruck auf ihn gemacht.
Mehrmals hatte er betont, daß ihm nichts über Pünktlichkeit ginge. Aus diesem Grund war der Terraner sogar etwas früher als verabredet erschienen.
Er konnte sich nicht vorstellen, daß Izal-Ronon das Treffen vergessen hatte. Vielleicht war er aufgehalten worden?
Ras setzte sich ins Gras und wartete. Eine halbe Stunde verstrich, ohne daß etwas geschah. Da entschloß er sich, ins Haus einzudringen. Er wollte sich zumindest umgesehen haben, bevor er wieder verschwand. Vielleicht war etwas geschehen, was niemand hatte vorher sehen können?
Er rematerialisierte in dem Arbeitsraum, in dem er mit dem Provconer an den beiden vorherigen Tagen zusammengesessen hatte. Unwillkürlich blickte er auf sein Chronometer, das den 6.
Mai 3459 Erdzeit anzeigte.
„Izal-Ronon?" rief er. Ein Reinigungsroboter schwebte surrend an ihm vorbei und entfernte einige Grasreste, die er auf dem Teppich zurückgelassen hatte.
Ras betrat die Nebenzimmer. Überall herrschten peinliche Ordnung und Sauberkeit. Er fühlte sich in ein Museum versetzt, da nichts daran erinnerte, daß hier ein intelligentes Wesen lebte.
Sollte Izal-Ronon das Haus verlassen
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