0659 - Das Bio-Programm
haben? Aber weshalb hatte er ihm dann keine Nachricht übermittelt? Er wußte doch, wo er an Bord der MARCO POLO zu erreichen war. Ohne weiteres hätte er ihn per Bildsprechfunk informieren können.
Der Schlafraum sah ebenso steril aus wie der Arbeitsraum, der Salon, die Bar, die vier Gästezimmer und die Robotanrichte. Ras öffnete die Tür zu der Hygienekabine.
Izal-Ronon lag unter einem Massageroboter.
„Hallo, Izal", rief Ras erleichtert. „Ich habe Sie überall gesucht."
Der Lare reagierte nicht.
Zögernd trat der Teleporter an das Massagebett heran.
Der Roboter hatte seine Tätigkeit längst beendet und die Arme wieder zurückgezogen.
Daher sah es so aus, als ob der Provconer schlafe.
Als Ras Tschubai jedoch direkt neben ihm stand und ihm ins Gesicht sehen konnte, erkannte er, daß Izal-Ronon tot war.
Zugleich fiel ihm auf, daß die Haut an seinem Hals zahlreiche Verletzungen aufwies.
Der Terraner trat unwillkürlich zurück.
Izal-Ronon war tot. Er war ermordet worden. Daran zweifelte Ras nicht.
Er erinnerte sich aber auch daran, wie er sich dem Haus genähert hatte, wie er versucht hatte, die Signaltaste zu finden, und wie er schließlich eingedrungen war. Sollte ihn irgend jemand dabei beobachtet haben, würde er verdächtigt werden, die Tat begangen zu haben, oder doch an ihr beteiligt gewesen zu sein. Überall hatte er Spuren zurückgelassen. Überall gab es Abdrücke seiner Hände.
Entschlossen teleportierte er an Bord der MARCO POLO zurück. Er materialisierte in der Kabine von Perry Rhodan, der mit Lordadmiral Atlan konferierte.
Überrascht und beunruhigt blickte Rhodan den Mutanten an.
Er erfaßte sofort, daß dieser einen Grund haben mußte, so direkt und unangemeldet bei ihm zu erscheinen.
„Was ist passiert, Ras?" fragte er.
„Es ist wahrscheinlich, Sir, daß ich in den Verdacht geraten werde, einen Provconer ermordet zu haben", erklärte Ras Tschubai.
2.
Der Galaktopsychologe Afraim Rosenbaum blickte Ras Tschubai an und sagte: „Das Problem kann gar nicht ernst genug genommen werden. Die Provconer bringen uns zwar sehr viel Vertrauen entgegen, aber sie befinden sich in einer ganz besonderen Streßsituation. Sie wissen, daß sie vom larischen Geheimdienst gesucht werden. Auf Grund der besonderen kosmophysikalischen Verhältnisse der Dunkelwolke können sie sich einigermaßen sicher fühlen, aber sie wissen, daß es ihrem Gegner irgendwann gelingen wird, sie aufzuspüren."
„Was hat das alles mit Ras zu tun?" fragte Rhodan unwillig.
„Leider sehr viel, Sir", erwiderte der Psychologe ruhig.
„Die Provconer glauben zwar, daß wir ihre Freunde sind, aber sie wissen es nicht. Roctin-Par wird sich, so meine ich, unbedingt für uns einsetzen. Er glaubt an uns. Aber auch für ihn gibt es eine Opposition. Er herrscht keineswegs mit diktatorischen Methoden über die Provconer. Und deshalb kann die Stimmung sehr leicht umschlagen, wenn seine Gegner einen entsprechenden Ansatzpunkt finden. Es gibt Gruppen, die, ähnlich wie die Vincraner, die Augen vor der kosmopolitischen Realität verschließen. Sie meinen, ein Widerstandskampf gegen die anderen Laren sei gar nicht nötig, wenn man sich innerhalb der Dunkelwolke nur ruhig verhalte. Hier sei man sicher - und zwar auf sehr lange Sicht."
„Das ist mir bekannt", warf Rhodan ein. Er war mit dem Teleporter und dem Wissenschaftler allein in seiner Kabine.
Er hatte Rosenbaum, sofort nach Tschubais Bericht rufen lassen.
„Nun hat Roctin-Par die MARCO POLO hierher gebracht und damit für eventuelle larische Beobachter eine recht deutliche Spur gelegt. Die Opposition könnte daher sagen, je schneller wir verschwinden, desto besser für Gäa und seine Bewohner.
Der Mordfall könnte daher ein willkommener Anlaß für sie sein, uns von hier zu vertreiben."
Er räusperte sich und fuhr zögernd fort: „Ich halte es sogar für nicht ausgeschlossen, daß der Mord inszeniert wurde, um der Opposition ein Motiv für kommende Forderungen zu geben."
„Danke", sagte Rhodan und nickte dem Galaktopsychologen freundlich zu. „Sie haben uns wertvolle Hinweise gegeben."
Der Wissenschaftler verabschiedete sich. Rhodan wartete, bis sie allein waren. Dann wandte er sich dem Mutanten wieder zu.
„Ich halte die Gefahren, die Rosenbaum aufzeichnet, für ein wenig übertrieben. Die Provconer sind enger zusammengerückt, als er annimmt. Sie haben es schon schwer genug mit den Vincranern und den Tekhetern. Dennoch ist natürlich eine gewisse
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