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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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Umkehrung des katholischen Gottesdienstes, die Schwarze Messe beginnt. Obszönitäten geschehen, die jeder Beschreibung spotten.
    Von Entsetzen gepackt, blätterte Julie um.
    Man glaubt, daß ein Teil der Kleidung oder des Besitzes einer Person benutzt werden kann, um über diese einen Fluch zu verhängen. Wenn man ein Stück Stoff oder ein Haar des Eigentümers verbrennt, wird dieser den Feuertod erleiden. Um den Fluch zu bannen, muß der rechtmäßige Besitzer des entwendeten Gegenstandes diesen wiedererlangen.
    Immer erregter las Julie weiter.
    Die Dämonen und Hexen kehren nach ihrem natürlichen Tod angeblich in veränderter Gestalt auf die Erde zurück. Sie werfen keine Schatten, kein Spiegel zeigt ihr Bild. Sie können Barrieren aus Stein oder Stahl durchqueren, sie sind blut – und fleischlos. Man erkennt sie an ihrer Macht, an ihren Pferdefüßen.
    Es war verrückt!
    Da saß Merry, biß den Faden ab, nachdem sie den letzten Nadelstich getan hatte. Sie saß hier in einem Haus in der Harrow Street, mitten im Staat New York, im Jahr 1973 …
    Nein, es gab keine Hexen. Es war Wahnsinn, so etwas zu glauben.
    Mit zitternden Fingern legte Julie das Buch wieder unter das Kissen.
    Sie werfen keine Schatten – man erkennt sie an ihren Pferdefüßen … Lou! Lou Davilla!
    Nein! Nein! Nein! Das war absurd. Das konnte nicht sein. Ein dummer Aberglaube …
    Aber die Alpträume? Das Stück, das er gewählt hatte? Und sie – das Opfer? Die Druckstellen an Hand – und Fußgelenken? Der gemarterte Gargantua? Die winzige Narbe über Kate Winsors Brauen?
    Ihr Herz klopfte so laut, daß sie fürchtete, Merry könnte es hören. Aber es blieb still im Zimmer. Nach endlos langer Zeit löschte Merry die Lampe, beugte sich über sie.
    „Schlafen Sie schon, Julie?“
    Nicht bewegen, gleichmäßig atmen …
    „Gut – gut, kleine Julie. Dann sind Sie bereit für die Walpurgisnacht.“
    Entsetzen – Angst. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen, lauschte angestrengt. Aber sie hörte nichts. Nach einer Weile schlug sie die Augen auf und blickte sich im dunklen Zimmer um. Es war leer.
    Lautlos stand sie auf und schlich zur Tür, drückte leise die Klinke nieder und trat in die Halle. Leer …
    Die Tür zum Nebenzimmer war nur angelehnt, und sie konnte regelmäßige Atemzüge hören. Gut …
    Vorsichtig stieg sie die Treppe hinab, umklammerte angstvoll das Seil. Wenn nur keine Stufe knarrte … Sie erreichte die Haustür, öffnete sie, trat ins Freie.
    Kein Mond, keine Sterne. Eine schwarze, unheimliche, kalte Nacht. Sie lief durch den Garten, achtete nicht auf die eisige Kälte, die durch ihr dünnes Nachthemd drang. Sie wollte nur durch das Schmiedeeisentor, hinaus auf die Straße, unter Menschen.
    Das Tor ragte vor ihr auf. Mit klopfendem Herzen wollte sie es aufstoßen, aber es war verriegelt. Sie zog und zerrte daran, hieb mit den Fäusten gegen das Eisen, bis sie sich die Haut aufritzte … Vergeblich. Immer wieder hämmerte sie, das Eisen klirrte … Kein Lärm, ich darf keinen Lärm machen, mich nicht verraten.
    Sie blickte sich um. Der einzige andere Ausgang führte durch das Theater. Sie rannte durch den Garten zurück, warf einen Blick zum Garderobenfenster hinauf …
    Es ist mir gleichgültig, wo immer ihr seid, wer immer ihr seid …
    Die Hintertür des Theaters war offen. Julie rannte hinein in das Dunkel, auf die Bühne, die Treppe hinab, den teppichbelegten Korridor entlang, in die äußere Halle.
    Die Tür war versperrt. Dort draußen, hinter dieser Glastür lag die Straße. Sie klopfte an die Tür – aber vergeblich. Niemand war zu dieser Zeit unterwegs, niemand hörte sie.
    Das Telefon! Das Telefon im Büro! Das mußte doch funktionieren. Sie rannte ins Büro und griff nach dem Hörer. Ein Klingeln tönte ihr entgegen. Sie drehte die Wählscheibe, doch das Klingeln verstummte nicht. Sie rüttelte an dem Apparat, ohne Erfolg.
    Sie wählte unermüdlich. Endlich hörte sie ein Klicken am anderen Ende der Leitung. Der Hörer wurde abgenommen.
     

     

„Hier bei Mr. Abel. Wer ist da, bitte?“ erklang die unpersönliche Stimme des automatischen Anrufbeantworters. „Julie. Sagen Sie Mike, daß …“ Weiter kam sie nicht. Plötzlich durchbrach Gelächter die Stille der Nacht, erst leise, dann immer lauter. Sie wußte sofort mit tödlicher Sicherheit, daß dieses Gelächter ihr galt. Und im selben Augenblick verspürte sie einen brennenden Schmerz im linken Ohrläppchen. Mit beiden Händen

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