0665 - Die Vulkan-Diebe
hatte. Entsprechend hoch war die nervliche Belastung für die Besatzung. Die Forschungsarbeiten - sofern sie mit der Bordausrüstung bewältigt werden konnten - waren nahezu erledigt. Ungeduldig fieberten wir der Erde entgegen, um die großen wissenschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen, die sich dort bieten.
Kleine Reibereien waren an der Tagesordnung. Die Überzahl der Individualisten an Bord machte sich negativ bemerkbar.
Wissenschaftler dieser Art lassen sich nicht immer zu einer solchen Disziplin zwingen, wie sie an Bord anderer Schiff selbstverständlich ist. Diese psychologischen Momente sind bekannt und einkalkuliert. Daher war die Expeditionszeit der EX WETTERSTEIN auch auf nicht mehr als zwei Jahre und drei Monate festgelegt worden - mit einer Toleranz von plus/minus drei Monaten.
Die Ereignisse in den Sonnensystemen „Vellix", „Seighton", „Fresher-Mon" und „Salmankathan" hatten die Grenze der psychischen Belastbarkeit deutlich herabgesetzt.
Um die Zeit bis zur Landung auf der Erde zu nutzen, ordnete ich eine Kurzuntersuchung über das Chmorl-Metall entsprechend den Bestimmungen des Explorer-Gesetzes Nr. 827 vom 3. 8. 2479 an.
Dazu sah ich mich vor allem deshalb veranlaßt, weil ich beobachtete, daß sich das Gruppenverhalten der Besatzung in einer Weise änderte, die in lebhaftem Widerspruch zu den Prognosen stand.
An mir selbst stellte ich fest, daß sich Nervosität und eine gewisse psychische Unausgeglichenheit, wie sie nach langen Expeditionen fast immer auftreten, legten. Ich wurde ruhig und gelassen, so wie ich zu Beginn der Expedition gewesen war.
Zugleich machte sich eine erstaunliche geistige Frische bemerkbar. Wissenschaftliche Analysen, Untersuchungen und Berichte konnten in wesentlich kürzerer Zeit als sonst abgeschlossen werden. Zugleich begann ich mich an Dinge zu erinnern, die ich längst vergessen glaubte.
Bei den Offizieren und Mannschaften beobachtete ich ähnliche Phänomene. Aggressionen, wie sie bis zum Anflug auf Gopstol-Maru immer wieder durchgebrochen waren, gab es nicht mehr.
Die Wissenschaftler arbeiteten harmonisch und äußerst effektiv zusammen. An Bord herrschte eine fast heitere Stimmung.
Der Kosmo-Physiker Ralf Alis hielt ein wissenschaftliches Referat über Schaltungen auf sechsdimensionaler Basis. Der Vortrag wurde /auffallend stark besucht, obwohl es sich hier um ein Thema handelte, das eigentlich nur einen kleinen Kreis von Experten hätte interessieren können. Alis verstand es, Problem und Technik derart anschaulich und klar darzustellen, daß Zusammenhänge verständlich wurden, die vorher nur mit Hilfe von Schaltplänen und positronischer Unterstützung erarbeitet werden konnten.
Auf Grund dieser Ereignisse veranlaßte ich eine wissenschaftliche Untersuchung. (Ausführlicher Bericht unter CH/ MET. EX-3389) Zusammenfassendes Ergebnis: Das Chmorl-Metall mit seiner eigentümlichen Strahlung ist als ausgesprochen „menschenfreundliches" Mineral zu bezeichnen. Es bewirkt eine Steigerung des Intelligenz-Quotienten."
Oberst Frank Eigk, Kommandant der EX WETTERSTEIN vom 27. 3. 3436 1.
Frank Eigk, der Sohn des Entdeckers von Gopstol-Maru, blickte aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf den Vulkankegel hinaus. In den letzten Jahren hatte sich viel geändert. Am Chmorl-Berg war eine ganze Stadt entstanden.
Sie beherbergte die vielleicht wichtigste und zugleich erfolgreichste Universität des Solaren Imperiums. Die meisten der kuppelartigen Gebäude waren mit gläsernen Gängen verbunden, in denen eine künstliche Atmosphäre herrschte. Die Studenten, Professoren und Assistenten konnten sich innerhalb der Universität ohne Atemmasken bewegen. Mehrere breite Glasgänge führten zum Vulkantrichter hinauf. An den Hängen des Berges zweigten Nebengänge ab, durch die Lehrer und Studenten in die zahllosen Nebenhöhlen kommen konnten.
Die Arbeitsgruppen der verschiedenen Semester hatten in den vergangenen Jahren ebenfalls erstaunlich viel erreicht. Sie hatten die einst karge Wüstenlandschaft in einen blühenden Garten verwandelt, der sich wie ein grüner Gürtel um den Fuß des Berges gelegt hatte.
Das Visiphon sprach an.
Frank Eigk schreckte aus seinen Gedanken auf. Er ging zu dem Gerät und schaltete es ein. Das Bild des Rektors erschien.
„Kommen Sie bitte in mein Büro, Frank", sagte Paylusche-Pamo.
Eigk wußte sofort, daß etwas Entscheidendes geschehen sein mußte. War wieder eine erregende Nachricht aus dem Solsystem eingetroffen?
„Ist etwas
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