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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Haus Stephansplatz 80. Möglicherweise entdecke ich etwas, womit ich Asmodi schaden kann.“
    „Sie sind also nur wegen dieser wenigen Dokumente nach Wien gekommen?“ fragte Helnwein überrascht.
    „Ja“, sagte ich. „Ich habe nicht mehr. Nur einige Vermutungen, die aber sehr vage sind. Coco behauptete, daß sie Schwester Hercy und Schwester Mercy in Wien gesehen hätte. Und als ich den Schwestern gegenüber vom Herrn der Finsternis sprach, benahmen sie sich sehr eigenartig. Ich habe nicht viel, aber ich muß jeder Spur nachgehen. Und vielleicht finde ich noch weitere Hinweise.“
    „Ich hoffe es für Sie, Herr Hunter“, sagte Helnwein und sah sich nochmals die Dokumente an. „1713“, murmelte er dann nachdenklich.
    „Hat diese Jahreszahl eine besondere Bedeutung?“ erkundigte ich mich.
    Helnwein strich sich mit der Hand übers Kinn. „Geschichtlich gesehen ein nicht sehr bedeutendes Jahr. Aber für Wien hatte dieses Jahr doch eine Bedeutung. Da wütete in Wien die letzte große Pestepidemie.“
    „Pestepidemie?“ fragte ich. „Was kann das mit den zwei Schwestern zu tun haben?“
    „Da kann ich Ihnen leider nicht helfen“, sagte Helnwein.
    Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Seine Kiefer arbeiteten unruhig. Er dachte angestrengt nach, und plötzlich preßte er die Lippen zusammen, und seine Hände verkrampften sich in seinem Schoß.
    „Ist Ihnen nicht gut?“ fragte ich.
    „Mir geht es ausgezeichnet“, log Helnwein. „Ich fühle mich nur ein wenig müde. Bin ja nicht mehr der Jüngste.“
    Ich gab mich mit dieser Erklärung zufrieden, doch war ich sicher, daß Helnwein etwas vor mir verbarg. Mein Mißtrauen war erwacht, und ich beschloß, den Alten nicht aus den Augen zu lassen. Er kam mir verändert vor, aber ich würde schon noch herausbekommen, was dahintersteckte.
    „Ich werde mich um ein Hotelzimmer kümmern“, erklärte ich.
    „Sie schlafen bei mir“, sagte Helnwein bestimmt. „Ich habe genügend Zimmer zur Verfügung.“
    „Das kommt nicht in Frage. Ich will Ihnen …“
    „Keine Widerrede!“ sagte Helnwein. „Ich bitte Sie, bleiben Sie bei mir!“
    Seine Stimme hatte so eindringlich geklungen, daß ich zustimmte. Immer mehr gewann ich den Eindruck, daß Helnwein vor etwas Angst hatte, und ich wunderte mich, daß er nicht die Karten offen auf den Tisch legte.
    Er zeigte mir mein Zimmer. Es war klein und einfach eingerichtet. Die Möbel waren mindestens dreißig Jahre alt: ein alter Schrank, ein Tisch, ein unbequemer Holzstuhl und ein breites langes Bett. Das schmale Fenster führte auf die Jagdschloßgasse hinaus.
    Ich legte den Koffer aufs Bett, trat ans Fenster, öffnete es und blickte auf die Straße. Ganz wohl in meiner Haut fühlte ich mich nicht. Das Haus der Familie Zamis war nur fünf Minuten entfernt.
    Wenn sie erfuhren, daß ich mich in Wien aufhielt …
    Ich verwarf den Gedanken, schlüpfte aus den Kleidern, ging ins Badezimmer, duschte zehn Minuten lang und kehrte dann in mein Zimmer zurück. Dort rauchte ich eine Zigarette. Es wurde langsam dunkel. Ich stellte mich ans Fenster und beobachtete, wie sich der Himmel verfärbte. Er war glutrot. Einige Krähen flogen am Fenster vorbei. Ein schlechtes Omen? Ich hob die Schultern, schlüpfte in
    Jeans und ein Sporthemd und ging zu Helnwein ins Wohnzimmer.
    „Essen Sie eigentlich Wiener Schnitzel?“ fragte Helnwein, als ich mich gesetzt hatte.
    „Sehr gern sogar.“
    „Fein“, meinte er. „Dann mache ich welche und Bratkartoffel und Tomatensalat dazu.“
    „Machen Sie sich keine Umstände, Herr Helnwein. Ich lade Sie zum Essen ein. Ich …“
    „Ich koche gern“, sagte Helnwein verschmitzt. „Und gut. Lassen Sie sich überraschen. So gute Schnitzel bekommen Sie in keinem Lokal.“
    Er stand auf.
    „Soll ich Ihnen helfen?“ fragte ich.
    „Das ist nicht notwendig. Da haben Sie ein paar Zeitungen und Illustrierte. Wenn Sie wollen, können Sie auch den Fernseher andrehen.“
    Er verließ, das Zimmer, und ich sah ihm kopfschüttelnd nach.
    Es war dunkel geworden. Ich knipste die Stehlampe an, dann zog ich den Zeitschriftenständer näher heran und blätterte eine Illustrierte flüchtig durch.
     

     
    Helnwein deckte den Tisch, verschwand nochmals kurz in die Küche und kam einige Minuten später mit einem großen Tablett herein. Er legte ein riesiges Schnitzel auf meinen Teller, dann reichte er mir die Schüssel mit den Bratkartoffeln und eine andere mit Tomatensalat. Anschließend bediente er sich

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