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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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selbst.
    „Guten Appetit!“ wünschte er.
    Ich breitete die Stoffserviette über meine Knie und aß ein Stück Fleisch. Es war weich und zerging auf der Zunge.
    „Nun?“ erkundigte sich Helnwein gespannt.
    „Ausgezeichnet!“ sagte ich. „Sie haben nicht übertrieben.“
    Er lächelte zufrieden. Ich aß das Schnitzel in Rekordzeit auf und bekam noch eines. Danach konnte ich mich kaum noch rühren. Zufrieden lehnte ich mich zurück.
    „Kaffee?“ fragte Helnwein.
    „Gern“, sagte ich.
    Er trug das Geschirr hinaus und kam kurze Zeit später mit einer großen Kaffeekanne zurück. Der Kaffee war stark und schmeckte ausgezeichnet.
    „Was sind Ihre Pläne für morgen, Herr Hunter?“ fragte er.
    „Zuerst werde ich die Katakomben besichtigen. Haben Sie eine Ahnung, wann die erste Führung beginnt?“
    „Ja, um zehn Uhr.“
    „Wie lange dauert sie?“
    „Ungefähr fünfundzwanzig Minuten“, sagte Helnwein. „Ich werde Sie begleiten.“
    „Das wäre sehr nett“, sagte ich. „Und anschließend möchte ich mir das Haus Nummer 80 am Stephansplatz ansehen.“
    Ich hörte das Zuschlagen einer Tür und blickte auf.
    „Was war das?“ fragte ich und stand auf.
    Schritte kamen näher. Ich spannte unwillkürlich die Muskeln an.
    Die Tür wurde geöffnet, und ein Mädchen trat ein. Ihr Haar war blond und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Das Gesicht war hübsch, aber bleich und wächsern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starr. Sie trug eine einfache, ärmellose weiße Bluse und einen enganliegenden, bodenlangen Rock.
    Das Mädchen würdigte uns keines Blickes. Sie schritt an uns vorbei wie eine Traumwandlerin, oder wie jemand, der unter Hypnose steht. Das Mädchen öffnete die Tür zu der Treppe, die in den ersten Stock führte und verschwand.
    Ich setzte mich.
    „Wer ist das Mädchen?“ fragte ich.
    Helnwein war nervös.
    „Eine entfernte Verwandte“, sagte er. Seine Stimme bebte. Seine Hände zitterten leicht. „Sie studiert in Wien. Wohnt einstweilen bei mir und hilft mir im Haushalt.“
    „Sie hat aber seltsame Manieren“, sagte ich. „Sie hätte wenigstens grüßen können.“
    „Das müssen Sie entschuldigen, Herr Hunter. Sie ist meistens völlig geistesabwesend. Sie hat sicherlich gar nicht bemerkt, daß wir im Zimmer sind. Sie ist sehr scheu. Sie kommt vom Land und ist noch sehr verschreckt.“
    Ich setzte zu einer Frage an, schwieg dann aber. Mit dem Mädchen stimmte etwas nicht. Die Erklärung Helnweins war in keiner Weise befriedigend. Aber ich war seit Gast, und es stand mir nicht zu, ihn auszufragen. Irgendwann würde er schon mit der Wahrheit herausrücken.
    Schließlich fragte ich dann jedoch: „Ist das Mädchen schon lange bei Ihnen?“
    „Erst seit ganz kurzer Zeit.“
    Es war ihm sichtlich peinlich, daß ich noch immer über das Mädchen sprach.
    „Wie ist ihr Name?“
    Er schluckte. „E – va.“
    „Hat sich jemand von der Familie Zamis bei Ihnen blicken lassen?“
    „Nein, aber das sagte ich Ihnen ja schon. Ich ging ein paarmal an ihrem Haus vorbei. Der Dachstuhl wurde repariert. Sie hatten ja damals recht gute Arbeit geleistet und das Haus fast zerstört.“
    Ich grinste. „Und Sie wurden in keiner Weise von den Zamis’ belästigt?“
    Helnwein schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Es geschahen auch keine seltsamen Ereignisse. Alles war ruhig und friedlich. Hoffentlich ändert sich …“
    „Sie meinen, Sie hoffen, daß durch mein Auftauchen nicht wieder der Teufel los sein wird?“ Helnwein nickte kummervoll.
    „Das will ich auch hoffen“, sagte ich. „Aber ich fürchte, daß es nicht lange dauern wird, bis die Familie Zamis weiß, daß ich in Wien bin. Deshalb möchte ich auch so bald wie möglich wieder fort. Ich will Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.“
    „Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen. Ich bin ein alter Mann und keine Gefahr für die Schwarze Familie.“
    Da war ich mir nicht so sicher. Die Schwarze Familie kannte keine Skrupel. Ein Menschenleben zählte nicht viel für sie.
    Wir tranken noch ein Glas Wein. Das Mädchen ließ sich nicht mehr blicken. Gegen einundzwanzig Uhr ging ich in mein Zimmer. Ich brachte an der Tür und den Fenstern sicherheitshalber einige Dämonenbanner an, holte aus dem Koffer eine Flasche Bourbon, trank einen Schluck und ging dann bald schlafen.
    Unruhig wälzte ich mich im Bett hin und her. Das Fenster wagte ich nicht zu öffnen und im Zimmer war es stickig heiß. Ich rauchte in der

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