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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dumm, wenn sie ihr bewirtschaftetes Land verkaufen und damit ihre Existenzgrundlage aufgeben würden.«
    »Sie könnten sich mit dem Geld anderswo eine Existenz schaffen.«
    »Sie sind hier verwurzelt, Monsieur. Sie wollen nicht fortgehen, auch wenn es ihnen nicht besonders gut geht. Ebensowenig, wie ich fortgehen würde. Hier gibt es Erinnerungen und Traditionen.«
    »Für Sie doch nicht, Professor. Sie sind Amerikaner.«
    Abermals runzelte Zamorra die Stirn.
    »Sie scheinen wirklich gut informiert zu sein - aber doch nicht ganz hundertprozentig. Ich bin…«
    »Gebürtiger Franzose mit teilweise spanischen Vorfahren und amerikanischem Zweitpaß, weil Sie viele Jahre in den USA lebten und arbeiteten«, ergänzte Luc Avenge. »Und wenn ich mich nicht irre, besitzen Sie auch einen Sonderausweis der britischen Regierung, der Ihnen in England polizeiähnliche Vollmachten verleiht. Sie sind recht international ausgerichtet.«
    »Und deshalb wundert es Sie, daß ich so an diesem Schloß meiner Vorfahren und dem zugehörigen Landbesitz hänge?« fragte Zamorra etwas spöttisch.
    »Auch, ja. Aber gut, überlegen Sie es sich. Ein Landverkauf würde Ihnen eine Menge Geld einbringen.«
    »Geld interessiert mich nicht - ich habe genug davon, um nicht verhungern zu müssen«, sagte Zamorra. »Aber ich habe nichts gegen neue Nachbarn; darf ich Sie für heute abend in die Dorfgaststätte an den Montagne-Tisch einladen? Dort könnten wir weiter miteinander plaudern, und Sie könnten sich auch mit den meisten anderen Bewohnern des Ortes bekannt machen.«
    »Das tat ich bereits«, sagte Avenge etwas reserviert. »Verzeihen Sie, daß ich Sie hier belästigte. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich denke, wir werden uns noch öfters sehen.«
    Er erhob sich. »Ihr Butler wird mich sicher gern hinausbegleiten…«
    »Das übernehme ich selbst«, sagte Zamorra.
    Dann sah er vom Tor her dem davonfahrenden Peugeot 607 nach. Das Kennzeichen des Wagens endete auf -62 - das deutete auf Calais hin.
    »Luc Avenge«, murmelte Zamorra. Wer war dieser Mann?
    Etwas an ihm kam ihm bekannt vor. Aber er war sicher, daß er diesen winterbleichen Mann in Schwarz noch nie im Leben gesehen hatte. Und daß er die weißmagische Abschirmung des Châteaus so mühelos hatte durchschreiten können, bewies zumindest, daß er nichts Dämonisches an sich hatte.
    »Nein«, überlegte Zamorra. Das, was ihm so bekannt vorkam, war auch nichts, das irgendeine Assoziation mit Dämonen oder Schwarzer Magie hervorrief. Es mußte etwas völlig anderes sein.
    Er unterhielt sich mit Nicole darüber, doch auch dieses Gespräch und gemeinsames Nachdenken brachte ihn nicht weiter.
    Luc Avenge, der Mann mit dem eigenartigen Namen, war und blieb für ihn ein Fremder.
    ***
    Als Zamorra und Nicole zum Dorf hinunterfahren wollten, stand die BMW-Limousine bereits startklar im Hof.
    »Danke, William«, lächelte Zamorra. »Sie gehen unter die Hellseher, wie mir scheint.«
    »Verzeihung, Monsieur. Aber ich war das nicht«, wehrte der Butler ab. »Wenn Sie mir gesagt hätten, daß Sie jetzt fahren wollen, hätte ich den Wagen selbstverständlich aus dem Marstall geholt. Aber das war nicht der Fall.«
    Zamorra sah zur Garage hinüber, die einst Pferdestall gewesen war, als es noch keine Autos gegeben hatte. Das Tor, hinter dem jetzt noch Nicoles Cadillac-Cabrio stand, war geschlossen.
    »Geht der Spuk jetzt schon am hellen Tag weiter?« brummte Zamorra.
    »Heller Tag ist ja wohl erheblich übertrieben«, grinste Nicole ihn an und deutete zum wolkenverhangenen Himmel, der seit den Morgenstunden einen feinen Nieselregen über das Land niedergehen ließ und keine Anstalten machte, auch nur den Hauch eines Sonnenstrahls sichtbar werden zu lassen. Der Nachmittag war kühl und trübe, als habe die Abenddämmerung bereits am frühen Morgen eingesetzt.
    Der Jungdrache watschelte auf seinen kurzen Beinen heran. »Ich komme mit, Chef«, schlug er vor. »Drachenaugen sehen mehr als Menschenaugen.«
    Diese Idee war nicht ganz von der Hand zu weisen. »Da gibt es aber ein kleines Problem«, warnte Zamorra. »Du weißt doch, daß du nicht in das Auto paßt.«
    In der Tät - Fooly war, selbst wenn er seine Flügel so eng wie möglich an seinen recht rundlich geformten Körper anlegte, zu kolossal, um in den BMW zu passen.
    »Kein Problem«, behauptete der Drache. »Wir können ja Mademoiselle Nicoles Auto nehmen. Wenn das Verdeck zurückgeklappt…«
    »Bist! Du! Wahnsinnig! Du! Monster!«

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