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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marilyn Ross
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von vielen gesehen wurden.“
    „Das klingt ja so, als wimmle Collinwood nur so von finsteren Geistern“, entfuhr es Diana.
    „Die Einheimischen bleiben Collinwood jedenfalls nach Einbruch der Dunkelheit fern“, erklärte der Fahrer und lenkte den Wagen kurz nach dem Städtchen Collinsport auf die Küstenstraße, die zum Herrenhaus führte. „Man erzählt viele seltsame Geschichten über Collinwood und die Collins. Zur Zeit haben sie Besuch aus England, einen Vetter namens Barnabas. Er ist ja recht freundlich, aber seine Kleidung ist wohl doch etwas ungewöhnlich für hiesige Begriffe. Bei jedem Wetter läuft er in einem kurzen Umhang über dem Anzug herum, und nie sieht man ihn ohne seinen Stock mit dem kunstvollen silbernen Wolfskopf als Knauf.“
    „Scheint ja ein recht distinguierter Gentleman zu sein“, meinte Diana.
    „So könnte man sagen“, stimmte der Fahrer zu. „Er wohnt in dem alten Haus, wie man es nennt. Das war das ursprüngliche Collinwood. Es liegt zwischen dem jetzigen Herrenhaus und der Grabstätte der Collins. Er hat einen Diener, einen ungehobelten Burschen namens Hare, der immer mürrisch ist. Seinen Herrn sieht man vor Einbruch der Dämmerung nie. Gerüchte behaupten, daß er jede Nacht den Friedhof besucht.“
    Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. „Warum sollte er das denn tun?“
    „Wer weiß?“ sagte der Alte. „Die Collins sind eben eine sonderbare Familie. Manche sagen, er beschäftige sich mit Schwarzer Magie. Ich meine, er ist ein Sonderling. Davon gibt es genügend in diesem Teil von Maine.“
    „Aber Sie erwähnten doch, dieser Barnabas Collins sei nur zu Besuch hier?“
    „Stimmt. Er kommt hierher, wann ihm danach ist. Den Frauen gefällt er. Manchmal besucht er die Blue Whale Taverne, dann versuchen die Mädchen seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und mit ihm zu flirten.“
    „Offenbar ein seltsamer, interessanter Mann“, stellte Diana fest. „Aber auch wir haben interessante Leute in unserem Ballett. Die meisten dürften übrigens schon hier sein. Ich hatte noch ein Fernsehengagement und komme deshalb etwas später.“
    „Ich habe bereits einige von Eilsworth hierhergefahren“, sagte der Taxichauffeur, als er in eine schmale Allee einbog. „Gleich können Sie das Herrenhaus sehen.“
    „Und wo ist die Kapelle?“
    „Rechts davon, hinter einem Feld. Auch das Farmhaus und die alte Grabstätte der Collins sind dort.“
    Diana blickte nachdenklich aus dem Wagenfenster. „Aber Sie haben auch von dem alten Haus und dem Friedhof dahinter gesprochen, wo dieser Barnabas Collins nachts herumwandern soll.“
    „Das ist nicht der gleiche“, erklärte der Fahrer. „Die Grabstätte bei der Kapelle nennen wir den alten Friedhof, und den beim ersten Collinwood den neuen, obwohl er auch schon mehr als hundert Jahre alt ist.“
    Als Diana wieder geradeaus schaute, erblickte sie inmitten eines heckenumpflanzten Gartens ein imposantes Bauwerk, dessen Schornsteine drohend in den Himmel ragten. Irgendwie ließ der Anblick sie frösteln.
    „Die Leute, die sich Ihr Ballett ansehen wollen, können die Parallelstraße benützen. Da müssen sie nicht am Herrenhaus, Widows Hill und so vorbei. Das ist ganz gut, weil Sie Ihre Aufführungen ja abends haben, und da würden sonst viele der Einheimischen nicht kommen.“ Er stoppte den Wagen vor dem Haupteingang und half Diana aus dem Taxi.
    Eine schlanke, dunkelhaarige Frau mit freundlichem Gesicht trat aus der Tür und begrüßte das Mädchen.
    „Ich bin Elizabeth Stoddard“, machte sich die Ältere mit einem Lächeln bekannt. „Willkommen auf Collinwood, Miß Samson.“
    Sie reichten sich die Hände, während der Fahrer die Koffer zum Treppenaufgang brachte. Diana bezahlte ihn, und er verabschiedete sich dankend.
    Elizabeth Stoddard bat Diana ins Haus. Das Mädchen war beeindruckt von der gewaltigen Halle. An einer Wand hing ein riesiges Ölgemälde. Es stellte einen dunkelhaarigen Mann mit gutgeschnittenen, melancholischen Zügen dar, dessen Augen sie von der Leinwand zu verfolgen schienen, als sie über den weichen Teppich schritt.
    „Welch ausdrucksvolles Porträt!“ rief sie aus.
    Elizabeth nickte. „Das finden alle. Es wurde von einem Künstler vor hundert Jahren gemalt. Einer unserer Vorfahren, der in dem alten Haus wohnte und später nach England übersiedelte, stand ihm Modell. Übrigens haben wir gerade Besuch eines seiner Nachkommen, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist.“
    Diana lächelte.

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