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0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Texte sich zumeist um Sex drehten.
    Ich ging weiter und erreichte eine Treppe. Von Tanner wusste ich, dass sich die Stadtstreicher die erste Etage als Unterkunft ausgesucht hatten.
    Leise konnte ich nicht gehen, was ich auch nicht wollte, denn ich hatte vor, mir ein Zimmer auszusuchen.
    Die Treppe endete dort, wo ein langer Gang begann. Früher waren hinter den Türen Kranke behandelt worden. Heute gab es weder Türen noch Kranke.
    Aber durch einen Teil der Vierecke schien die Sonne. Ihre Strahlen nahmen dem Gang etwas von dem fürchterlichem Schmutz. Durch die Strahlen tanzten unzählige Staubkörner, und dort, wo der Schein den Boden berührte, war es so warm, dass sogar das Eis wegtaute.
    Ich schlurfte durch den Flur, schaute in die Räume hinein, fand die meisten leer. Diejenigen, die besetzt waren, erinnerten manchmal an ein primitives Feldlager mit ihren Decken, Schlafsäcken, Planen und vergammelten Stühlen.
    In einem Raum stand sogar ein Tisch vor einem älteren Feldbett. Es gab einen Stuhl, ein vernageltes Fenster, und auf dem Stuhl hockte ein Mann, dessen Alter ich nicht schätzen konnte. Er konnte vierzig, aber auch sechzig Jahre alt sein.
    Die Kapuze der grauen Parkajacke hatte er über seinen Kopf gestreift, sodass nur sein Gesicht freigelassen wurde. Das bestand fast nur aus einem struppigen Graubart.
    Ich nickte in den Raum hinein, und der Mann am Tisch winkte mir generös zu.
    »Komm näher, Bruder.«
    »Danke.«
    In der Ecke stand ein zweiter Stuhl.
    Ich holte ihn heran, nahm den Rucksack ab und stellte ihn dem Knaben gegenüber hin. Dann ließ ich mich nieder.
    »Wer bist du?«
    Ich holte die Flasche hervor, die selbstgedrehten Zigaretten in der Blechschachtel und sagte nur:
    »Ich bin John.«
    Der Knabe gegenüber runzelte die Stirn. »Mehr nicht?«
    »Reicht das nicht?«
    »Im Prinzip schon.« Er hauchte in seine Hände, um sie anzuwärmen. »Aber jeder von uns hat einen Kampfnamen, einen Spitznamen, so kennt man sich eben hier.«
    »Ich bin nicht von hier.«
    »Sondern, mein Freund?« Er sprach so salbungsvoll wie ein Pfarrer in der Kirche.
    »Aus Schottland.«
    Aus listigen Augen schaute er mich an, nickte und meinte grummelnd: »Dann bist du ab jetzt John, der Schotte.«
    »Meinetwegen auch das.«
    »Hoffentlich bist du nicht so geizig wie ein Schotte.«
    Ich trug alte braune Wollhandschuhe und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Flasche. »Wenn du willst, kannst du dich aufwärmen. Ich bin überhaupt froh, das home hier gefunden zu haben. Hörte, dass es abgerissen werden soll.«
    »Im Frühjahr.«
    »Scheiße.«
    Er griff zur Flasche. »Da sagst du was, Bruder, da sagst du was.« Dann trank er, und ich bekam große Augen. Der Mann gehörte zu den Leuten, die einfach laufen ließen und nicht zu schlucken brauchten. Das ließ auf eine lange Übung schließen.
    Als er die Brandy-Flasche sinken ließ, war nur noch ein Drittel des Inhalts vorhanden.
    »Du auch?«
    »Nein, nicht vor der Säufersonne.«
    Er lachte glucksend. »Ein guter Name für unseren Freund, den Mond, wirklich, du scheinst Humor zu haben.«
    »Meine ich auch. Wer bist du eigentlich?«
    »Der Prediger!«
    Ich legte den Kopf schief und eine Hand an mein Ohr. »Was ist das denn für ein Name? Oder habe ich mich verhört?«
    »Hast du nicht!«
    »Warst du mal Pfarrer?«
    Er lachte meckernd und lehnte sich zurück. Der Stuhl bewegte sich dabei und fing an zu knarren.
    Aber er hielt. »Pfarrer wäre ich gern geworden, bin aber dann auf halber Strecke stehen geblieben und schaffte es nur bis zum Küster.«
    »Das hättest du doch bleiben können.«
    Er grinste breit. Mit einer Hand wischte er durch seinen Bart. »Im Prinzip schon, hatte ich auch vor, aber mein Durst war etwas zu mächtig. Ich habe die Zeiten verwechselt und die Glocken geläutet, wenn es mir einfiel. Dann hat man mich gefeuert.«
    Ich musste lachen, denn ich stellte mir vor, dass er in der Nacht plötzlich am Glockenseil gehangen und die Menschen aus dem Schlaf geholt hatte.
    »Total stark.«
    »Jetzt bin ich hier.« Er lachte wieder. »Weißt du, Schotte, wenn es mich überkommt, dann schleiche ich mich heimlich in eine Kirche und fange wieder damit an. Das ist ein echter Spaß.«
    »Kann ich mir denken.« Ich zündete mir eine Zigarette an und warf ihm eine rüber. Er warf sie wieder zurück. »Ich bin Nichtraucher und lebe gesund.«
    Ich dachte an den Schnaps, sagte aber nichts.
    »Wo kommst du denn her?«
    Mit einem älteren Feuerzeug zündete ich

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