Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Anschiss schon bekommen. Schnell wie ein Schatten huschte sie in einen Nebenraum.
    »Wo hast du dein Messer?«, fragte Suko.
    »Ich? Weshalb…?«
    »Die Luft ist so dick, dass du sie schneiden musst.«
    Suko klopfte zweimal. Gehört wurden wir nicht, denn der Chiefinspector schimpfte weiter. Also öffneten wir die Tür und betraten Tanners Büro. Er drehte uns das Profil zu, den Hörer zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Natürlich klebte der alte Filzhut auf seinem Kopf, das Jackett hing am Haken, die graue Weste hatte er nicht ausgezogen. Sie stand im krassen Gegensatz zum weißen Hemd.
    Wen er da runterputzte, wussten wir nicht. Es war uns egal, wir nahmen auf den beiden Besucherstühlen Platz und stellten sie so hin, dass Tanner uns sehen musste.
    Klar, er sah uns, aber er nahm keine Notiz von uns, schimpfte weiter und legte schließlich auf, ohne dass der andere zu Wort gekommen war.
    »Hi, Tanner«, sagte ich und grinste schief.
    Suko hob nur die Hand.
    Tanner wechselte seine Haltung, rückte seinen Hut zurecht, auf dessen Krempe ich zeigte. »Bald wäre es so weit gewesen.«
    »Was meinst du?«
    »Dass du deinen Hut gefressen hättest. Du warst ja wie eine Lok unter Hochdruck.«
    »So fühle ich mich auch.«
    »Probleme?«, fragte Suko.
    »Und wie! Hätte ich euch sonst herkommen lassen? Das ist alles eine verdammte Scheiße!«
    »Hing dein Anruf mit dem Fall zusammen, dessentwegen wir hier in diesem netten Büro sitzen?«
    Tanner schaute mich wütend an. Er war wirklich in Hochform. »Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Da!« Er beugte sich zur Seite und zerrte eine Schublade auf. Aus ihr holte er einen Plastikbeutel hervor, in dem blanke Knochen lagen, die den Beutel bis über die Hälfte füllten. »Das war einmal ein Mensch, meine Herren. Und das ist von diesem Menschen zurückgeblieben. Heute Morgen haben es meine Leute zusammengesucht und in diesem Beutel verstaut.«
    Ich nickte. »Und weiter?«
    Tanners Kopf ruckte geierartig vor. »Was heißt hier und weiter? Reicht das nicht?«
    »Kommt darauf an.«
    »Am letzten Abend, Sinclair, hat der Mensch noch gelebt. In der Nacht starb er. Zurück blieben die Gebeine. Verstehst du nun, was ich sagen will?«
    »Ich denke schon.«
    »Das ging ja relativ schnell«, murmelte Suko.
    »Zu schnell, mein Lieber.«
    »Wieso?«
    Tanner lachte. Es hörte sich an, als würde jemand mit Metall über raues Sandpapier kratzen. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Aber ich weiß es nicht, verdammt. Ich weiß nur, dass es bereits der dritte Tote innerhalb einer Woche ist, von dem wir nur die bleichen Knochen vorfanden. Ich hätte euch schon früher Bescheid gesagt, aber ihr wart mal wieder wer weiß wo. Drei Tote, und von allen dreien fand man nur die Knochen!«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, dachte nach und ließ dabei den Rauch durch die Nase strömen, während Suko den Beutel an sich genommen hatte und den Inhalt betrachtete.
    »Hast du Namen, Tanner?«
    »Klar, aber die spielen keine Rolle.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil die Toten allesamt zu den Stadtstreichern gehörten, John. Sie hat es erwischt. Der Mörder hat sich das Winterquartier der Berber ausgesucht. Ein baufälliges, leeres Krankenhaus. Und dort killt er. Er holte sich die Leute, die natürlich Angst haben. Einfach so, versteht ihr? Plötzlich ist er da, und es bleiben nur Knochen zurück. Das - das kann nicht mit rechten Dingen zugehen.«
    »Stimmt. Was weißt du noch?«
    »Nichts mehr, ihr Gruselhelden. Wir haben die anderen Berber natürlich gefragt, doch es hat niemand etwas gehört oder gesehen. Nur die Knochen wurden gefunden.«
    »Warum verschwinden die Leute nicht?« fragte Suko.
    »Wunderbar, der Herr Inspektor. Das habe ich denen auch angeboten. Aber sie wollen bleiben. Es ist ihnen egal, ob ein Killer des Nachts durch die Gänge huscht. Das Krankenhaus bietet ihnen Schutz. Da stört sie kein Bulle, wie sie mir berichteten. Zudem erwarten sie nicht allzu viel vom Leben. Im Klartext heißt dies: Manchen von ihnen ist es scheißegal, wie sie umkommen.«
    Ich runzelte die- Stirn, was Tanner nicht passte. »Glaubst du mir etwa nicht?« fragte er.
    »Doch, doch. Was dem einen recht ist, kann dem anderen nur billig sein, finde ich.«
    »Was heißt das im Klartext?«
    »Dass wir ein begrenztes Gebiet haben, Tanner. Ich weiß zwar noch nicht viel, kann mir aber vorstellen, dass sich der Killer eben auf das Krankenhaus konzentriert hat. Das leere, das verlassene, das baufällige Gebäude, den

Weitere Kostenlose Bücher