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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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unauffällig hinüber auf die andere Seite des Kanals. Eine Begräbnisgondel verschwand gerade in einem engeren Seitenkanal, und auf dem Heck stand ein junger Mann, der schwarze Lederhosen trug.
    „Das könnte er gewesen sein", sagte Hunter. „Schade, diese Begräbnisgondel werden wir wohl kaum noch einholen können."
    „Ich werde es versuchen, Signore Hunter."
    Emilio Grassi war aufgesprungen, winkte dem Dämonenkiller zu und lief dann um die Tische herum hinüber zu einer Anlegestelle für die Hotelgondeln.
    Dorian Hunter hatte den Eindruck, daß Emilio Grassi nur die Gelegenheit nutzte, um sich einem weiteren Gespräch zu entziehen. Es war kaum anzunehmen, daß er die Begräbnisgondel wirklich noch einholte.
    Er winkte den Kellner zu sich an den Tisch und bezahlte. Als er hinüber zu seinem Hotel schlenderte, entdeckte er zu seiner Überraschung das junge deutsche Ehepaar, das bester Laune zu sein schien. Es kam aus dem Principe und stieg in eine vor dem Hotel wartende Gondel. Die beiden jungen Leute hatten sich, also nicht an seine Warnung gehalten und wahrscheinlich den Zwischenfall längst wieder vergessen.
    Dorian Hunter hätte sich möglicherweise nicht weiter um das junge Paar gekümmert, wenn ihm der Gondoliere nicht aufgefallen wäre. Der Mann auf der schmalen Plattform des Hecks kam ihm irgendwie bekannt vor; er mußte ihn schon einmal gesehen haben.
    Sekunden später wußte es Dorian. Der Gondoliere war der Vater Emilios. Das konnte kein Zufall sein. Warum, so fragte sich Hunter, arbeitete dieser vom Schicksal geschlagene Mann schon wieder? Wollte er nur vergessen, was seinem Sohn angetan worden war?
    Der Dämonenkiller war mit wenigen schnellen Schritten an der breiten, wasserüberspülten Treppe und sprang mit einem kühnen Satz in die ablegende Gondel. Irgendwie fühlte er sich für die jungen Leute verantwortlich.
    Der Gondoliere reagierte überhaupt nicht auf Hunter, schien ihn nie in seinem Leben gesehen zu haben. Das junge Paar hingegen war ehrlich überrascht. Während die junge Frau ihn erstaunlicherweise reserviert und fast unwillig ansah, strahlte ihr Mann den Dämonenkiller an.
    „Das ist aber eine Überraschung!" Er freute sich offensichtlich.
    „Hallo!" grüßte Hunter. „Sie wollen noch ausfahren?"
    „Und zwar allein", warf Christa schnippisch ein. Sie maß Hunter mit einem schnellen, feindseligen Blick.
    Der Gondoliere hatte den Kanal überquert und ruderte die Gondel geschickt an die Kanalmauer heran. Erst als die Gondel plötzlich mit dem Heck tief eintauchte, begriff Hunter, was passiert war. Emilios Vater war mit einem Satz auf den Gehsteig gesprungen und verschwand in der Dunkelheit eines Torbogens. Die Gondel schwenkte herum und trieb in den Kanal hinaus.

    Sie kamen aus Holland und hatten den Weg bis hierher nach Venedig streckenweise per Anhalter geschafft. Mit Reichtümern waren sie nicht gesegnet, aber das machte ihnen überhaupt nichts aus. Sie hieß Griet Heeren, war gerade zwanzig Jahre alt und hatte flachsblondes Haar. Griet trug zu knapp sitzende Jeans, die ihre Figur rundlicher erscheinen ließen. Sie saß auf ihrem abgewetzten Parka, den sie wegen der nächtlichen Schwüle ausgezogen hatte, und lehnte an ihrem Freund Johan Douwen, der eine derbe Cordhose und Tennisschuhe trug. Er hielt eine Chiantiflasche in der Hand und reichte sie gerade an seine Freundin weiter.
    „Tolle Stadt", sagte er mit bereits schwerer Zunge. „Hat sich gelohnt, Griet, wie?"
    Sie waren vor zwei Stunden von Mestre herübergekommen und hatten sich die Stadt ein wenig angesehen. Sorgen wegen einer nächtlichen Unterkunft machten sie sich nicht. Sie konnten improvisieren und zur Not auch irgendwo im Freien übernachten. Es war schwül in der Lagunenstadt.
    Von ihrem Platz aus konnten sie auf die Ostschleife des Canale Grande sehen. Sie genossen den Anblick der Gondeln, der kleinen Dampfer und der schnellen Motorboote. Die Front der Häuser und Palazzi war von vielen Scheinwerfern angestrahlt, Diese Stadt wußte sehr genau, was sie ihren Besuchern schuldig war.
    „Sie sind gerade angekommen?" fragte plötzlich eine dunkle Stimme hinter ihnen. Griet Heeren sah sich um und musterte erstaunt den großen, hageren Mann, der eine graue Hose und eine Art Clubjacke trug. Sein Gesicht war schmal und bestand eigentlich nur aus großen, dunklen Augen; wenigstens hatte Griet diesen Eindruck.
    „Ich wollte Sie nicht stören", sagte der Fremde, der sie in englischer Sprache angesprochen hatte. „Sie

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