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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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des Wagens. Seine Hand umklammerte ihre Kehle. Da sah er die Lichter eines Motorboots. Eine große, weiße Jacht fuhr im Bogen an die Treppe heran. Mit der Kraft der Verzweiflung hob er das Mädchen empor.
    »Wenn du schreist, schmeiße ich dich ins Wasser«, flüsterte er. Doch Ursula Frensham war schon jenseits allen Widerstandes.
    »Guelder!« rief Julian leise.
    Eine unterdrückte Stimme antwortete. Das Boot wetzte seine Planke gegen die vom Wasser umspülten Stufen.
    »Wer ist das? Ein Mädchen? Nein, das geht nicht.«
    »Still, du Narr! Es ist Ursula Frensham!«
    Er hörte einen gedämpften Schrei. Ein Bootshaken scharrte durch einen eisernen Ring. Reef schob Ursula dem Holländer in die Arme und sprang auf Deck.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, mahnte Guelder leise. »Sie wird doch nicht schreien! Ein Wachtboot der Polizei ist ganz nahe. Wir wollen uns hinter der Barke verstecken, bis es vorüber ist.«
    Der Mann zog die große Jacht in den Schatten, den das leere Schiff ihnen bot.
    »Die herrliche Ursula!«
    Reef hörte Guelder schwer atmen und sah, wie er sich über die ohnmächtige Gestalt beugte und ihre Hände betastete.
    »Wenn du sie getötet hast, sind wir geschiedene Leute.«
    »Sie ist nicht tot, sie ist nur ohnmächtig.«
    »Sprich leise«, warnte der Holländer.
    Er lehnte sich über die Seite der Barke und blickte hinüber. Etwas Graues, Schmales sauste vorbei, stromauf mit der Flut.
    »Sie werden gleich vorüber sein. Dann fahren wir«, flüsterte Guelder.
    Er vernahm ein Stöhnen aus der Richtung, wo Ursula lag, zog ein großes Tuch aus der Tasche, faltete es rasch zusammen und band es ihr um den Mund.
    »Du mußt ihr die Hände halten, lieber Freund. Zu unserem Glück ist Freda nach Holland gefahren. Ich werde sie wohl nie wiedersehen.«
    Das Boot glitt ruhig aus dem Schatten heraus und warf sich der Flut entgegen. Julian kniete neben Ursula und lobte die Schnelligkeit der Jacht und den leisen Gang ihrer Maschine. Guelder stimmte dem bei. Er hatte die Gewohnheit, Lob, das man seinem Eigentum zollte, für sich persönlich in Anspruch zu nehmen.
    »Es ist die stärkste Jacht auf der Themse«, meinte er. »Sie hat auch genügend Proviant an Bord, mich überall hinzutragen. Ich habe dieses Schiffchen mit Vorbedacht gewählt.«
    »Könntest du damit auch in See gehen?« fragte Julian mit steigender Hoffnung.
    »Aber ja! Du siehst also, mein Jungchen, wie glücklich du in der Wahl deines Freundes warst.«
    Die Hände, die Julian hielt, suchten sich ihm zu entziehen.
    »Beweg dich nicht! Bleib ganz ruhig! Kein Mensch tut dir was. Wir fahren zu Guelders Haus.«
    Er hörte einen erstickten Laut des Entsetzens und begriff, daß er ungefähr das letzte gesagt hatte, das sie beruhigen konnte. Sie versuchte verzweifelt, das Tuch von ihrem Mund zu reißen.
    »Sie müssen lieb sein, meine kleine Freundin«, mahnte Guelders verhaßte Stimme. »Sonst müssen wir Sie ins Wasser werfen, und das wäre für Sie ein bißchen peinlich.«
    Sie verstummte, doch nicht auf diese Drohung. Die Freude machte sie stumm. Denn sie wußte, Guelders Haus würde der erste Ort sein, an dem Tony sie suchte, sobald er ihr Verschwinden entdeckte. Doch auch Guelder war derselbe Gedanke gekommen.
    Wenn Braid allein käme ... doch das schien ihm unwahrscheinlich. Der gräßliche Elk würde sicher auch irgendwo umherspuken. Und Guelder dachte an Elk immer nur mit äußerstem Unbehagen. Denn auch die kühnsten und gelassensten Männer haben ihren schwachen Punkt.

31
    Sie näherten sich jetzt Greenwich, fuhren an den tiefliegenden Gebäuden des Lebensmittelmarktes vorüber. Ein großer Überseer glitt aus der Dunkelheit hervor - sie umfuhren ihn in weitem Bogen. Er brauste heran, ein hochgetürmter Koloß, mit viel Licht und Getöse.
    Sobald er vorüber war, richtete Guelder die Spitze des Bootes auf das Ufer zu. Sie fuhren am Bug zweier ankernder Schiffe vorbei und glitten langsam an einen der krummen, grünen Pfähle des faulenden Stegs heran, ehe er die Maschine stoppte. Mit einem Bootshaken zog er sich geschickt von einem Pfahl zum anderen, bis er in dem Bootshaus eine Tür erreichte, deren untere Hälfte unter dem Spiegel der Flut lag.
    Guelder manövrierte das Boot hin und her, bis die Spitze gegen das schwere Tor drückte. Dann ließ er die Maschine laufen, die Jacht stieß dagegen und zwang ihren Weg vorwärts, öffnete die Tür und fuhr ein. Sie waren in Guelders Bootshaus und Garage. In Wirklichkeit bildete das Ende der Garage

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